Menden/Balve. Tim Kießler wird an der Torwand berühmt, Uli Mayer wirft hin, eine Vize-Europameisterin und Schock in Arpe - das hat die Sportszene 2021 bewegt.

Eine Vize-Europameisterin, ein Fußballer im Sportstudio, überraschende Trainerwechsel und ein Schockmoment in der Landesliga - dies waren zehn sportliche Ereignisse in Menden und Balve, die in Erinnerung bleiben werden.

Chrissa Koutsouchristou zeigt stolz EM-Pokal und -Medaille.
Chrissa Koutsouchristou zeigt stolz EM-Pokal und -Medaille. © Dietmar Reker

1.„Chrissa“ wird Vize-Europameisterin: Am 11. Juli feierte die Boxsport-Abteilung des SV Menden einen ihrer größten Erfolge überhaupt. Mit der 16-jährigen Chrisovalanto Koutsochristou, genannt „Chrissa“, wird eine Boxerin aus der Hönnestadt Vize-Europameisterin. Im georgischen Tiflis zeigt die talentierte Schülerin, welch großes Talent in ihr schlummert. Souverän kämpft sie sich ins Finale vor, muss sich dort aber der Russin Larina Korobova geschlagen geben. Sie feierte außerdem noch den zweiten Platz bei den internationalen Deutschen Meisterschaften in Köln und den Deutschen Meistertitel der U17 in Mecklenburg-Vorpommern.

Manfred Schnieders, Vorsitzender des Verbandsfußballausschusses, verkündet im April die Annullierung der Saison. 
Manfred Schnieders, Vorsitzender des Verbandsfußballausschusses, verkündet im April die Annullierung der Saison.  © Screenshot | flvw

2.Fußball-Saison wird annulliert: Ende Oktober 2020 wurde die Fußballsaison 20/21 aufgrund massiv steigender Inzidenzen unterbrochen. Die Hoffnungen, dass es einen Monat später weitergehen könnte, zerschlugen sich schnell. Als auch im April der Spielbetrieb noch nicht starten konnte, fällte der Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen (FLVW) am 19. April die Entscheidung, die zu diesem Zeitpunkt schon niemanden mehr überraschte: Erstmals in der Geschichte des Amateurfußballs in Westfalen wurde eine Saison annulliert. „Die Saison hat quasi nicht stattgefunden, also kann es auch keine Wertung geben“, erklärte Manfred Schnieders, Vorsitzender des Verbandsfußballausschusses damals. Für die Vereine bedeutete das im Sommer: alles auf Null. Sie starteten in den gleichen Staffeln, da es keine Auf- oder Absteiger gab.

Tim Kießler (BSV Menden) im „ZDF Sportstudio
Tim Kießler (BSV Menden) im „ZDF Sportstudio" im ZDF-Sendezentrum in Mainz-Lerchenberg. © Dietmar Reker

3.Mendener an der legendären Torwand: Als Tim Kießler am 17. Oktober beim Fußball-Landesligaspiel gegen Rot-Weiß Hünsborn seine Hacke nach einem Freistoß an den Ball bekam, konnte er noch nicht ahnen, welche Ausmaße dieses ungewöhnliche Tor für ihn haben würde. Der Treffer wurde gefilmt und sorgte dafür, dass sich der Kapitän des BSV Menden in der Auswahl zum „Amator des Monats“ des DFB wiederfand. In dem Online-Voting bekam der Sieger einen besonderen Preis: er durfte im ZDF Sportstudio auf die legendäre Torwand schießen. Kießler gewann und stand wenige Wochen später auf dem Mainzer Lerchenberg im Scheinwerferlicht. Er gewann das Torwandschießen mit 1:0 und qualifizierte sich damit sogar für die Endrunde, die im Sommer stattfindet.

Szenen aus dem Spiel zwischen dem FC Arpe/Wormbach (rote Trikots) und dem BSV Menden. Nach der Partie bricht ein Spieler der Gäste zusammen. 
Szenen aus dem Spiel zwischen dem FC Arpe/Wormbach (rote Trikots) und dem BSV Menden. Nach der Partie bricht ein Spieler der Gäste zusammen.  © Tim Cordes

4.BSV-Spieler bricht in Arpe zusammen: Das war der größte Schock-Moment des Jahres. 1:1 endete das Landesligaspiel zwischen dem FC Arpe/Wormbach und dem BSV Menden am 7. November. Doch das Ergebnis geriet schnell in den Hintergrund. Ein Spieler der Mendener brach nach dem Schlusspfiff beim Weg in die Kabine zusammen. Die Verantwortlichen reagierten vorbildlich: Ein Rettungswagen wurde gerufen und der Spieler ins Krankenhaus gebracht. Zwei Tage und zahlreiche Untersuchungen später gab es dann die gute Nachricht: Der Spieler hatte „nur“ einen Schwächeanfall und nicht - wie zunächst befürchtet - einen Herzinfarkt erlitten. Schnell konnte er wieder aufs Spielfeld zurückkehren.

Nach dem Pokal-Aus in Neheim packt Uli Mayer beim TuS Langenholthausen seine Koffer.
Nach dem Pokal-Aus in Neheim packt Uli Mayer beim TuS Langenholthausen seine Koffer. © Dietmar Reker

5.Uli Mayer verlässt Langenholthausen: Eigentlich hatte Fußball-Landesligist TuS Langenholthausen große Ziele. Mit einem verjüngten und verstärkten Kader wollte die Mannschaft vom Düsterloh die Top-Mannschaften der Liga ärgern. Das gelang auch zunächst ganz gut, bis sich die Mannschaft in einen Abwärtsstrudel begab, der mit dem Aus im Kreispokal beim A-Ligisten FC Neheim-Erlenbruch seinen Höhepunkt fand. Für Trainer Uli Mayer der letzte Tropfen, der das berühmte Fass zum Überlaufen brachte. „Nach dem Pokal-Aus hatte ich eine weitere schlaflose Nacht und da ist der Gedanke gereift, dass die Mannschaft nun dringend neue Impulse benötigt“, begründete Mayer seinen Entschluss, den Verein nach fünfeinhalb Jahren zu verlassen. Co-TrainerTim Rademacher übernimmt.

Die Kreissporthalle in Menden ist seit dem Unwetter Mitte Juli geschlossen.
Die Kreissporthalle in Menden ist seit dem Unwetter Mitte Juli geschlossen. © Joshua Kipper

6.Sporthallen werden überflutet: Mitte Juli machte das Hochwasser auch vor der Hönnestadt nicht Halt, überflutete nicht nur Häuser und Keller, sondern mit der Wallramhalle und der Kreissporthalle auch die beiden Heimstätten der Handballer der SG Menden Sauerland. Schnell stand fest, dass die Hallen in diesem Jahr nicht mehr nutzbar sein würden - alleine in der Kreissporthalle entstand ein Schaden in Höhe von 856.000 Euro. Für die Wölfe hatte das Konsequenzen: Sie mussten improvisieren und in die Habichthalle am Bieberberg in Lendringsen ausweichen. Dort, wo einst mit Saxonia Lendringsen - einer der Ursprungsvereine der SG spielte - mussten die Mendener nun eine neue Heimat finden. Einen kleinen Lichtblick gibt es: Die Arbeiten in der Kreissporthalle liegen im Zeitplan, sodass die Halle im Februar wohl wieder zur Verfügung steht.

Alexandros Markou (links) und Louis Nahser vom Marathon-Club Menden überzeugen bei den Westfälischen Jugendmeisterschaften in Detmold.
Alexandros Markou (links) und Louis Nahser vom Marathon-Club Menden überzeugen bei den Westfälischen Jugendmeisterschaften in Detmold. © Hans-Jürgen Kasselmann

7.Läufer in Westfalens Spitze:Louis Nahser und Alexandros Markou gehören zu den großen Talenten des Marathonclub Menden. Das haben die Sprinter auch bei den Westfalenmeisterschaften in Detmold am 13. September unter Beweis gestellt. Dort holte das Mendener Duo insgesamt vier Titel. Markou gewann in persönlicher Bestzeit von 11,42 Sekunden über 100 Meter gemeinsam mit dem Enniger Mathis Stein den Titel. Über 200 Meter war er dann mit seinen 22,87 Sekunden nicht zu stoppen. Louis Nahser räumte in der U20 ebenfalls beide Titel ab. 10,85 Sekunden benötigte er für seinen Lauf über 100 Meter. Nach 21,93 Sekunden kam er nach 200 Metern ins Ziel. „Das ist noch besser gelaufen, als wir es erwartet haben. Mehr ging nicht“, freute sich MCM-Vorsitzender Hans-Jürgen Kasselmann über die Leistungen seines Duos Louis Nahser und Alexandros Markou.

Tribünen und Treppenaufgänge im Huckenohl-Stadion sind seit Anfang Dezember gesperrt.
Tribünen und Treppenaufgänge im Huckenohl-Stadion sind seit Anfang Dezember gesperrt. © Dietmar Reker

8.Sperrung Huckenohl-Stadion: Das war ein Schock für die Nutzer des Stadions am Oesberner Weg. Anfang Dezember sperrte die Stadt Menden Tribüne, Treppen und drei der sechs Flutlichtmasten am Hauptplatz aufgrund gravierender Sicherheitsbedenken. Für die Vereine eine Katastrophe, da sie nun nicht mehr trainieren können. „Ich dachte, mich trifft der Schlag“, kommentierte Christina Geiseler, Geschäftsführerin der LG Menden, den Moment, als sie die Nachricht erreichte. In diesem Jahr soll das Huckenohl saniert und modernisiert werden. Die Vereine hoffen, dass die Stadt die Arbeiten so durchführen lässt, dass ein Trainingsbetrieb stattfinden kann und sie nicht über Jahre ausweichen müssen.

Ende Januar ist die Saison der Handballer (hier eine Szene aus dem Landesliga-Derby zwischen der DJK Bösperde und TV Westfalia Halingen) abgebrochen worden.
Ende Januar ist die Saison der Handballer (hier eine Szene aus dem Landesliga-Derby zwischen der DJK Bösperde und TV Westfalia Halingen) abgebrochen worden. © Thomas Nitsche

9.Handballsaison abgebrochen: Ähnlich wie den Fußballern, erging es im vergangenen Jahr auch den Handballern: Ihre Saison wurde annulliert. Das Kuriose daran war jedoch: Während die Fußballer schon zehn Spieltage absolviert hatten, waren die Handballer im Verband Westfalen erst zweimal auf der Platte, als das Ende verkündet wurde. Zumindest für die Drittliga-Handballer der SG Menden Sauerlandhatte der Abbruch etwas Gutes: Sie haben wieder die Klasse gehalten und dürfen auch in der Saison 21/22 wieder in der Dritten Liga starten.

Die Sportfreunde Hüingsen (schwarze Trikots, hier eine Szene aus dem Spiel gegen den FC Wetter) sind die Überraschungsmannschaft der Fußball-Bezirksliga 6.
Die Sportfreunde Hüingsen (schwarze Trikots, hier eine Szene aus dem Spiel gegen den FC Wetter) sind die Überraschungsmannschaft der Fußball-Bezirksliga 6. © Dietmar Reker

10.Vom Abstiegskandidaten zum Vize-Wintermeister: Ein bisschen gefremdelt haben die Bezirksliga-Fußballer der Sportfreunde Hüingsen schon, als sie von der „Bundesliga des Sauerlandes“, der Staffel 4, in die Staffel 6 versetzt wurden. In der Saison 20/21 merkten die Fans ihrer Mannschaft an, dass sie sich in der neuen Umgebung noch nicht wohlfühlte. Das sollte sich nach dem Trainerwechsel zu Benny Huygens und dem Neustart im Sommer 2021 ändern. Vom ersten Spieltag an zeigten die Sportfreunde ein ganz anderes Gesicht als noch im Jahr zuvor. Der 9:1-Sieg gegen Sinopspor Iserlohn am ersten Spieltag war bereits eine Demonstration der neuen Stärke. Hinter dem ungeschlagenen Spitzenreiter Kiersper SC liegen die Hüingser nun auf dem zweiten Platz. Was ohne diese Übermannschaft wohl dieses Jahr möglich gewesen wäre...