Hagen/Lüdenscheid. Nach der Geburt ihrer Tochter stirbt eine 26-Jährige. Nun schildert das Klinikum Lüdenscheid erstmals das verhängnisvolle Geschehen.
In dem Fall einer 26 Jahre alten Frau, die nach der Geburt ihres Kindes im Klinikum Lüdenscheid verstorben war, lässt sich nun erstmals das Krankenhaus detaillierter zum Ablauf des Geschehens ein. Es sieht sich Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Hagen wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung sowie schweren Vorwürfen der Familie ausgesetzt. Die Ermittlungen richten sich gegen Ärzte und Hebammen.
Klinikum Lüdenscheid spricht von „schwerwiegenden Komplikationen“
Die Lüdenscheiderin hatte am 13. Dezember ein gesundes Kind zur Welt gebracht, ehe sie - nach Schilderung der Familie - für einen Routineeingriff von ihrem Kind getrennt wurde - und nie mehr zurückkehrte. „Nach Auftreten von schwerwiegenden Komplikationen und einer unmittelbaren Operation verstarb die Patientin einige Tage später aufgrund von immer noch nicht geklärten Ursachen“, teilt das Krankenhaus in einer Presseerklärung mit. „Wie gesetzlich vorgesehen, wurde die Polizei nach dem Versterben seitens des Klinikums Lüdenscheid wegen der unklaren Todesursache informiert. Seit diesem Zeitpunkt steht das Klinikum Lüdenscheid in engem Austausch mit den ermittelnden Behörden und unternimmt alles in kooperativer Weise, diese bei den Ermittlungen zu unterstützen.“
Das Klinikum tritt der Darstellung der Familie entgegen, diese nicht ausreichend informiert zu haben. „Bereits unmittelbar nach der Geburt haben die zuständigen Mitarbeitenden die Angehörigen in einem persönlichen Gespräch über den Zustand der Patientin informiert und die weiteren Schritte erklärt. Die Angehörigen waren zu dieser Zeit vor Ort im Klinikum Lüdenscheid“, heißt es in der Pressemitteilung: „Auch nach der Operation erfolgten in engmaschigen zeitlichen Abständen immer wieder intensive Gespräche mit der Familie durch die behandelnden Ärzte über den gesamten Zeitraum hinweg bis zum Versterben der Patientin.“
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Acht Tage nach der Geburt war bei der jungen Frau offenbar der Hirntod eingetreten, am 27. Dezember wurden die lebenserhaltenden Geräte abgestellt. „Zudem wurde am 26. Dezember in einem mehrstündigen, abschließenden Gespräch der Verlauf der Geburt und der nachfolgenden Behandlung in einem großen Familienkreis besprochen“, berichtet das Krankenhaus.
„Sollte hierbei der Eindruck entstanden sein, das Klinikum Lüdenscheid verhalte sich unkooperativ, so bedauern wir dies. Unser Ziel ist es, in solchen Ausnahmesituationen transparent und einfühlsam mit den Betroffenen zu kommunizieren. Wir bedauern zutiefst, wenn dies von der Familie anders wahrgenommen wurde und sind jederzeit bereit, ein weiteres Gespräch anzubieten, um noch offene Fragen zu klären und Unterstützung zu leisten.“ Zudem drückt das Krankenhaus sein „tiefes Bedauern“ über den Tod der Frau aus. „Wir sind selbst tief betroffen hiervon und in Gedanken bei der Familie.“
Verdacht der Aktenmanipulation steht im Raum
Es sei „ein großes Anliegen, Klarheit zu schaffen, auch in der Medienberichterstattung. In den Medien wurde teilweise berichtet, dass wir uns nicht kooperativ verhalten hätten. Dies ist aus unserer Sicht nicht zutreffend“, formuliert die Klinik. Der Ehemann und der Bruder der Verstorbenen erhoben gegenüber der WESTFALENPOST schwere Vorwürfe. „Ärzte und Personal haben Blickkontakt vermieden und sind uns aus dem Weg gegangen. Es war offensichtlich, dass etwas schiefgelaufen ist“, schilderte der Bruder.
Die Staatsanwaltschaft Hagen hat im Rahmen der Ermittlungen am vergangenen Freitag die Klinik durchsucht. Nach Informationen dieser Redaktion wurde die Durchsuchung auch nötig, weil die Ermittler Zweifel haben, ob das, was in den zuvor sichergestellten Akten steht, auch das ist, was tatsächlich in jener verhängnisvollen Nacht geschah. Aus Ermittlerkreisen ist zu erfahren, dass man dem Verdacht der Aktenmanipulation nachgehe. Zudem sollen Mitarbeiter unter Druck gesetzt worden sein, bei Befragungen keine Auskünfte zu geben.