Hagen. Ein neues Gesetz weitet Messerverbotszonen aus. Warum Alexander Wandel um seinen Job fürchtete und seine Kunden verunsichert sind.
Alexander Wandel tut, was schon sein Vater getan hat. Und dessen Vater, und dessen Vater: Scherenschleifer ist er, in der sechsten Generation, wie er sagt. Alles, was Klingen hat, schärft er. Ein aussterbendes Handwerk, um das sich der Hagener zuletzt noch mehr Sorgen machte als ohnehin schon. Schuld daran: die Politik, die zur Verbesserung der inneren Sicherheit ein Maßnahmenpaket beschloss, in dem Messerverbote ausgeweitet werden. Messer dürfen bei öffentlichen Veranstaltungen nicht mehr griffbereit mitgeführt werden. Öffentliche Veranstaltungen wie Märkte, auf denen der Hagener jede Woche mit seinem mobilen Betrieb HPW Schleiftechnik einen Stand bezieht - und zwar in Herdecke, Menden, Gevelsberg, Unna, Dortmund und Iserlohn.
Wie haben Sie die Diskussionen um das Sicherheitspaket verfolgt?
Ganz ehrlich: Am Anfang war ich schon in Sorge um meine berufliche Existenz, weil zumindest mir nicht ganz klar war: Was bedeutet das jetzt genau? Da war viel Hörensagen und viel Fehlinformation unterwegs. Ich bin eh einer der letzten, der diesen Beruf überhaupt noch ausübt. Ich hielt nicht für ausgeschlossen, dass Politiker nicht wussten, dass es so etwas wie meinen Beruf überhaupt noch gibt. Aber ich mache den Job weiter, solange man mich lässt.
Ausgenommen vom Messerverbot sind berufliche Hintergründe für zum Beispiel Gastronomen oder Handwerker. Eigentlich ändert sich für Sie also nichts. Spüren Sie trotzdem schon Veränderungen?
Ja, eindeutig. Neun von zehn Kunden fragen mich, ob sie das Messer noch mitbringen dürfen. ,Oder mache ich mich nun strafbar?‘ Ich merke, dass die Leute verunsichert sind. Ich sage Ihnen dann, dass sie ja auch weiterhin im Geschäft ein Messer kaufen und mit nach Hause nehmen können. Und im Restaurant schneiden sie das Schnitzel ja auch nicht mit dem Löffel.
Was heißt denn eigentlich, ein Messer „nicht griffbereit“ mit sich zu führen?
Ich verstehe darunter, dass es hilfreich ist, nicht mit dem erhobenen Messer über den Markt zu laufen und nach dem Schleifer zu verlangen (lacht). Im Ernst: Jeder, der zu mir kommt, sollte das oder die Messer in ein Tuch wickeln und sie in einer Tasche mit sich führen. Griffbereit ist etwas völlig anderes.
Führt die Verunsicherung zu weniger Einnahmen?
Ich hatte befürchtet, dass das passiert und die Leute aus Sorge wegbleiben. Das ist aber bislang erfreulicherweise nicht der Fall.
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