Hagen. Auf zwei Wochenmärkten in Hagen bot Scherenschleifer Alexander Wandel seine Dienste an. Doch der Marktmeister hat ihm die Teilnahme untersagt.

Scherenschleifer Alexander Wandel (41) darf sein Handwerk nicht mehr auf den Märkten der Stadt Hagen ausüben. Der Marktmeister habe ihn vom Platz geworfen, nun fürchte er um seine Existenz, berichtet der Schleiftechniker, der seit vielen Jahren in Hagen lebt und arbeitet: „Ich habe mit einem Schlag meine Märkte verloren und meine Kunden enttäuscht. Und mein Ruf ist schwer beschädigt.“

Auslöser für das unfreundliche und nach Auffassung von Wandel willkürliche Verhalten des Marktmeisters Alexander Frye, der sein Verhalten jedoch verteidigt und angibt, von Wandel beschimpft worden zu sein, sei im Grunde eine Lappalie gewesen. Vor einigen Tagen habe er wie immer seinen Stand auf dem Wochenmarkt auf Emst aufgebaut, sagt der Scherenschleifer.

Er sei pünktlich um 7 Uhr zur Stelle gewesen und hatte die Arbeit bereits aufgenommen, als um halb acht Uhr ein verspäteter Lebensmittelhändler gekommen sei und ihn aufgefordert habe, seine Siebensachen wieder einzupacken, damit er Platz zum Rangieren habe. Als er sich geweigert habe, so Wandel, habe sich der andere Händler beim Marktmeister beschwert, der sich daraufhin auf dessen Seite geschlagen und Wandel damit gedroht habe, ihm einen Platz am Rande des Marktgeschehens zuzuweisen. „Das hat mich so getroffen, dass ich meinen Stand abgebaut habe und nach Hause gefahren bin“, so Wandel, der sich absolut ungerecht behandelt sieht.

Das Scherenschleifen ist eine uralte Tradition.
Das Scherenschleifen ist eine uralte Tradition. © Michael Kleinrensing

Vor allen Leuten vom Platz verwiesen

Doch es kam noch demütigender für ihn: Am vergangenen Freitag war er auf dem Friedrich-Ebert-Platz mitten in der Arbeit, als Marktmeister Frye plötzlich auf ihn zugekommen sei und ihn vor allen Leuten davongejagt habe: „Mit den Worten, dass er auf mich sowieso keinen Bock hätte“, so Wandel: „Ich sollte gefälligst verschwinden.“ Was der geschockte Handwerker denn auch tat – mit allen den Messern und Scheren, die ihm seine Kunden zuvor zum Schleifen anvertraut hatten und von denen er nun nicht mehr weiß, wie er sie zurückgeben soll: „Ich kenne die Leute ja nicht alle mit Namen.“

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Indes hat Alexander Frye bestätigt, dass Wandel an den Märkten nicht mehr teilnehmen dürfe. Kein Händler habe einen Anspruch darauf, auf einem bestimmten Platz zu stehen, weswegen Wandel bei dem Vorfall auf Emst im Unrecht gewesen sei, als er sich weigerte, den Standort zu wechseln.

Und auch die Teilnahme am Freitagsmarkt in der Stadtmitte könne jedem Händler fristlos verweigert werden, denn es gebe keine langfristigen Verträge: „Markt ist ein Tagesgeschäft.“

Der Scherenschleifer habe auf dem Freitagsmarkt, der eigentlich nur Lebensmittelhändlern mit einem speziellen Sortiment offen steht, ohnehin nur mit Ausnahmegenehmigung arbeiten dürfen, weil er ein so ungewöhnliches Handwerk ausübe: „Da haben wir gedacht, das passt zusammen.“

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Nur unregelmäßig zugegen

Leider habe es nicht gepasst, denn Wandel sei nur unregelmäßig zugegen gewesen und habe sich geweigert, seinen Stand optisch aufzuwerten. „Ich bin rechtlich auf der sicheren Seite“, sagt der Marktmeister. Außerdem habe ihn Wandel, als er den Platzverweis ausgesprochen habe, übel beleidigt.

In sechster Generation

Messer- und Scherenschleifer gibt es in Europa seit vielen hundert Jahren.

Zentrum der deutschen Schneidwarenindustrie ist die „Klingenstadt“ Solingen im Bergischen Land.

Alexander Wandel ist Schleiftechniker in der sechsten Generation, sein Urururgroßvater gehörte zu den ersten Besitzern eines Schleifkottens in Solingen.

Alexander Wandel, Schleiftechniker in der sechsten Generation und mit seiner kleinen Werkstatt einer der letzten seiner Zunft, bangt um den Fortbestand seines Betriebes: „Ich habe mit einem Schlag zwei Märkte verloren, weil jemand keinen Bock auf mich hat. Ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll.“