Kirchhundem. Eric Christopher Straube ist jetzt Geschäftsführer des Panorama-Parks Sauerland. Wie viele Neuheiten pro Jahr der Neue einführen will.
Ein Blick auf die Handy-App, und schon sprudelt es aus ihm heraus: „Bis jetzt bin ich 1415 Achterbahnen in 432 Freizeitparks in 25 Ländern gefahren“, sagt Eric Christopher Straube und schiebt einen Satz hinterher, den es angesichts der Statistik eigentlich nicht braucht: „Achterbahnfahren ist mein großes Hobby.“
Allerdings ist die Zeit für sein großes Hobby jetzt knapper geworden. Der 35-Jährige ist der neue Geschäftsführer des Panorama-Parks Sauerland - eines Freizeitparks ganz ohne Achterbahn. Wenn man den gebürtigen Zwickauer darauf anspricht, lacht er und sagt: „Ein Freizeitpark muss nicht zwangsläufig eine Achterbahn haben.“
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Am 1. August hat Straube seinen neuen Job im Kreis Olpe aufgenommen und schnell erfahren, dass das Betreiben eines Parks durchaus wie eine Achterbahnfahrt ist. „Wir sind der wetterabhängigste Park in NRW“, sagt er und verweist auf die „durchwachsene“ Sommersaison.
Der Regen war nicht die einzige Baustelle, im wahrsten Sinne des Wortes: Ausgerechnet in den Ferien sei die Hauptzufahrt durch Kirchhundem wochenlang gesperrt gewesen. Die Folge: Umleitungen, eine längere Anreise. Ein Dauerthema seit dem Fiasko um die Rahmedetalbrücke an der A45 bei Lüdenscheid. Der Park ist für Menschen aus einem Teil des Einzugsgebietes dadurch schwieriger zu erreichen.
Mischung aus Freizeit- und Wildpark
Und doch müssen sie auf das 80-Hektar-Gelände gelockt werden. Der Panorama-Park ist eine Mischung aus Freizeit- und Wildpark, nach wie vor ein touristischer Leuchtturm im Sauerland. Auf die angestrebte Zielgruppe kommt bereits Maskottchen „Pano“ zu sprechen, wenn er kurz hinter dem Park-Eingang die Besucher per Stimme vom Band begrüßt: „Hallo liebe Kinder und alle, die es geblieben sind. Willkommen im Panorama-Park.“ Pano hat hier gefühlt schon immer seinen Platz, und man fragt sich, wie man gegensteuert, dass ein sechs Jahrzehnte alter Freizeitpark in die Jahre kommt.
Womöglich, indem man sich Eric Christopher Straube ins Haus holt. Der Neu-Sauerländer war Theater- und Kurzfilmregisseur, hat dabei Improvisieren und Mitanpacken gelernt - was ihm auch im Panorama-Park zugutekommt.
Zuletzt war Straube fünf Jahre Assistent der Geschäftsführung bei der Karls Tourismus GmbH, die in Nord- und Nordostdeutschland unter dem Namen Karls Erlebnis-Dorf Freizeitparks führt. Er habe sich dort pudelwohl gefühlt, erzählt Straube. Und doch wurde er hellhörig, als ihn ein Headhunter auf den Park im Sauerland ansprach. „Eine Riesen-Chance für mich, eine Anlage mit einer solch langen Geschichte in die Zukunft zu führen.“
In die digitale Zukunft
Auch in die digitale Zukunft. „Mit sozialen Netzwerken hatten wir bislang nichts am Hut“, gibt Inhaber Ingo Hamm freimütig zu, „wir benötigten auch hier Unterstützung.“ Der Sauerländer lobt den Ideenreichtum des neuen Geschäftsführers: „Er ist genau der Richtige, um den Park nach vorne zu bringen.“
In den Bewerbungsgesprächen habe die Chemie zwischen ihm und der Inhaberfamilie um Ingo und Heiko Hamm sofort gestimmt, sagt Straube und lobt die „fantastische Arbeit der Familie Hamm seit dem Kauf des Parks im Jahr 2007“. Und ergänzt: „Jetzt wollen wir den Park auf eine neue Stufe heben.“
Erlebnispark, kein Freizeitpark
Wie das gelingen soll? „Wir haben einen Zehn-Jahres-Plan erarbeitet“, sagt Straube, „mein Ziel ist es, jedes Jahr drei Neuheiten zu präsentieren. Am Ende soll die Attraktionsdichte so groß sein, dass Besucherfamilien sagen: ,Wir müssen unbedingt noch einen zweiten Tag dranhängen, um hier alles erlebt zu haben‘.“
Apropos Erleben: „Ich möchte mit Blick auf den Panorama-Park weg von dem Begriff Freizeitpark, der zu sehr mit schnellen Fahrgeschäften wie Achterbahnen und Wildwasserbahnen verbunden ist“, sagt Straube und ergänzt: „Für mich ist der Panorama-Park ein Erlebnispark für die ganze Familie.“
Er ist gerade dabei, die Angebote für die einzelnen Altersklassen zu checken - wo gegebenenfalls nachgesteuert werden müsse. In diesen Tagen sind im Park immer wieder Handwerker zu sehen, die zum Beispiel Dächer erneuern oder Kinder-Fahrgeschäften streichen. Es ist aber nicht nur ein frischer Anstrich, der den Park noch attraktiver machen soll.
„Oben am Berg werden wir eine tolle Neuheit eröffnen“, sagt Straube, behält aber weitere Informationen (noch) für sich. Die Besucher sollen in Zukunft Veränderungen spüren, aber dosiert: „Der Charme der Anlage soll erhalten bleiben. Wir wollen den Park modernisieren und vitalisieren, aber die Eltern von heute sollen sich an vieles erinnern können, was sie hier selbst in ihrer Kindheit erlebt haben.“
Gestiegene Erwartungshaltung
Apropos Kinder: Zuletzt hatte die Chefin des Wildwald Vosswinkels im Hochsauerland eine gestiegene Erwartungshaltung der Smartphone- und Social-Media-Generation und eine abnehmende Aufmerksamkeitsspanne beklagt. Kinder wollten Action haben und ein schnelles Highlight nach dem nächsten erleben. Wie passt derartiges zum Panorama-Park, der zwar mit einer Sommerrodelbahn („Fichtenflitzer“) und Spiel- und Kletterburgen aufwartet, aber auch den Schwerpunkt Natur- und Tiererleben hat - mit Luchsen, Wölfen, Lemuren, Wild und Bisons?
Die Zukunft eines Parkbesuchs mit dem Handy in der Hand und einer App im Blick sieht Straube im Kreis Olpe nicht: „Das Mobiltelefon sollte höchstens für das Erinnerungsfoto genutzt werden. Wir wollen mehr Erlebnis-Anreize setzen, indem wir zum Beispiel die - durch Zäune begrenzten - Begegnungen mit Tieren erhöhen. So wollen wir ab 2025 öffentliche Raubtierfütterungen anbieten.“
Als eine der ersten Amtshandlungen hat der Neue am Ausgang QR-Codes anbringen lassen, die zu Google-Rezensionen führen. Auch ein Schritt in die neue Zeit. Straube sagt, dass er auf jde Kritik antworte - egal, ob positiv oder negativ. „Die Aussagen sind unbezahlbar“, sagt er und meint damit, dass es manchmal reicht, an kleinen Stellschrauben zu drehen, um die Zufriedenheit weiter zu steigern.
Langfristiges Engagement
Straube selbst ist sehr zufrieden mit seinen ersten Wochen im Panorama-Park. Er hat eine Wohnung in Kirchhundem bezogen und sieht sich in einem langfristigen Engagement: „Ich will diesen ungeschliffenen Diamanten Panorama-Park wieder zum Leuchten bringen und deutschlandweit bekannter machen.“
Ach ja: Kommt eines Tages eine (Kinder-)Achterbahn in den Panorama-Park? Seine Augen leuchten: „Natürlich habe ich Pläne“, sagt er, „aber am Ende sind Investitionen immer eine Frage des Geldes, eines guten Saisonverlaufs und einer hohen Besucherdichte.“ Gut möglich, dass Eric Christopher Straube auch diese Herausforderung meistert. Er setzt sich in jede Achterbahn dieser Welt - auch, wenn er unter Höhenangst leidet.
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