Lennestadt. Zwei junge Mitarbeitende wollen ihr sauerländisches Unternehmen nachhaltiger gestalten. Warum sie auch auf die NextGen-Konferenz setzen.
„Ich hatte da Bock drauf“, sagt Jonas Hoffmann. Bock darauf, seinem Arbeitgeber zu helfen, nachhaltiger zu sein, Ressourcen zu schonen. Er arbeitet beim Elektrohersteller Spelsberg in Schalksmühle. Er und seine Kollegin Carolin Gabel haben sich zu „Climate Scouts“ weiterbilden lassen. Und das Unternehmen ermöglicht ihnen, ihr Wissen auch anzuwenden.
Die Idee: Ein Teil des Verwaltungsgebäudes soll begrünt werden, drei Bienenbeuten soll es auf dem Firmengelände geben und zur Refinanzierung des Projektes sollen Mikrowindkraftanlagen geplant werden. „Hier in der Region gibt es mehr Wind als Sonne. Deswegen haben wir uns gegen Photovoltaik-Anlagen entschieden“, erklärt Jonas Hoffmann.
Das Ganze dürfen er und Carolin Gabel am Donnerstag bei der NextGen Südwestfalen-Konferenz in den Sauerland-Pyramiden in Lennestadt vorstellen. Vorträge, mehrere Diskussionsrunden und vor allem Zeit zum Vernetzen gibt es bei der Konferenz. Das große Thema: Nachhaltigkeit. Aber es wird auch um den Kontakt zwischen den Generationen gehen. Wie weit gehen die Meinungen auseinander?
Erstmals wurde die NextGen Südwestfalen-Konferenz 2022 veranstaltet. Nach Fachkräftemangel und Künstlicher Intelligenz ist in diesem Jahr die Nachhaltigkeit das Schwerpunktthema. Nach einer Videobegrüßung durch NRW-Ministerpräsident und Schirmherr Hendrik Wüst werden Vertreter aus Schule, Wissenschaft und Wirtschaft – aus unterschiedlichen Generationen – Kontakte knüpfen und den Referenten aus der Region lauschen.
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Carolin Gabel, die in Hagen lebt und in Schalksmühle arbeitet, kann also über das Projekt „Climate Scout“ berichten, das die Südwestfälische Industrie- und Handelskammer (SIHK) ins Leben gerufen hat. An mehreren Workshops hat sie mit ihrem Kollegen Jonas teilgenommen. Und das will sie nun in die Praxis übersetzen: „Wir gucken beispielsweise, wo Ressourcen gespart werden können und an welchen Stellen das Unternehmen nachhaltiger werden kann.“
Mit vielen Firmen und Menschen in Kontakt kommen
Das Thema Nachhaltigkeit ist für sie sehr wichtig: „Ich denke, dass es gerade durch die ganzen Krisen im Mittelpunkt steht“, erklärt sie. Jonas Hoffmann stimmt ihr zu: „Allein, weil für Unternehmen immer neue Richtlinien herauskommen.“ Auf der Generationenkonferenz in Lennestadt will der 21-jährige Werdohler viel lernen. „Ich hoffe, dass wir mit verschiedenen Firmen und Menschen, die noch mehr Ahnung haben als wir, in Kontakt kommen können.“ Und Carolin Gabel ergänzt: „Es könnte auch spannend werden, wie sich die Generationen unterscheiden.“ Sie erhofft sich, von den älteren Teilnehmern neue Blickwinkel kennenlernen zu können.
Schule: Perspektive der neuen Generation
Auch einige Schüler und Schülerinnen nehmen an der Generationenkonferenz teil. Etwas nervös sind Cornelia Trinks (17) und Mathilda Lux (15) schon jetzt. Denn so genau wissen die Schülerinnen nicht, was sie am Donnerstag erwartet. Klar ist: Die Schulsprecherin und ihre Stellvertreterin vom Anne-Frank-Gymnasium in Halver, einem Kooperationspartner der Konferenz, werden für Fragen zur Verfügung stehen, damit andere erkennen, wie die Generation tickt. „Wichtig ist, dass unterschiedliche Generationen dabei sind“, betont Cornelia Trinks, denn sie sagt: „Ich habe das Gefühl, viele ältere Leute schieben die Verantwortung auf uns.“
Wie nachhaltig leben die beiden denn selbst als Vertreterinnen der jungen Generation? „Ich finde es oftmals schwierig, Nachhaltigkeit in meinem Alltag zu integrieren“, erklärt Cornelia Trinks. Oft wisse sie, was schlecht für die Umwelt sei – doch sie wisse nicht, was stattdessen besser wäre. „Mir fehlt es oft an anwendbaren Beispielen, die man auch im Alltag umsetzen kann.“
Generell findet sie: „Man macht sich in unserem Alter schon Gedanken, weil der Klimawandel schon jetzt sichtbar ist.“ Doch Cornelia Trinks beobachtet ein nachlassendes mediales Interesse, auch wenn das Thema keineswegs an Relevanz verloren habe. „Nachhaltigkeit ist und war immer aktuell“, betont sie, gerade angesichts der derzeit herrschenden Kriege.
Die Konferenz: Nachhaltigkeit für alle Generationen
Ihr Schulleiter, Paul Meurer, ist gemeinsam mit Professor Dirk Kleine Co-Founder der Generationenkonferenz. „Wir haben in Südwestfalen keine Start-up-Szene in Sachen Nachhaltigkeit“, bedauert Paul Meurer. „In bestimmten Bereichen kann die Konferenz auch aufdecken: Da geht noch mehr Nachhaltigkeit.“
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Ideell und finanziell werden die Co-Founder der Konferenz von der Paul- und Wolfgang Schmidt-Stiftung und dem Lennestädter Unternehmen Tracto aus dem Maschinenbau unterstützt. Auch Meurer wünscht sich eine offene Diskussion zwischen den Generationen. „Wir wollen zeigen, was in der Region zum Thema Nachhaltigkeit passiert und warum das für die Zukunft wichtig ist.“
Die Plätze für die Konferenz sind belegt. Weitere Informationen sind unter nextgen-suedwestfalen.de zu finden. Hier wird nach der Veranstaltung auch ein Film veröffentlicht, einen Livestream gibt es in diesem Jahr leider nicht.