Lüdenscheid. Die Rahmedetalbrücke an der A 45 ist am Sonntag pünktlich um 12 Uhr gesprengt worden. So lief der Tag.
- Die marode Talbrücke Rahmede an der A45 bei Lüdenscheid ist am Sonntag gesprengt worden
- Um Punkt 12 Uhr drückte Sprengmeister Michael Schneider auf den Knopf, das Bauwerk fiel nach unten zusammen
- Schneider ist zufrieden: „Es hätte nicht besser laufen können.“
Mit einem lauten Knall, einer Druckwelle und einer gewaltigen Baustaubwolke ist die Talbrücke Rahmede an der Autobahn 45 am Sonntag gesprengt worden. 150 Kilogramm Sprengladung ließen die Pfeiler kollabieren, die Brücke stürzte herab in ein riesiges Fallbett. Wohl kaum eine Sprengung hat in der letzten Zeit so viel Aufmerksamkeit erregt. Der Tag im Rückblick.
16.15 Uhr: „Rahmede ist überall. Wer jetzt weitere Autobahnen baut, zieht knappe Fachkräfte bei der überfälligen Sanierung maroder Brücken und Straßen ab und verschärft die Klimaprobleme im Verkehr“, mahnt Greenpeace-Verkehrsexpertin Marissa Reiserer.
Allein an der A45 sind 60 Talbrücken zu erneuern. Davon seien sieben Brücken bereits fertig und 15 in der Bauphase, sagte jüngst der Chef der Autobahn GmbH des Bundes, Stephan Krenz. In NRW sind dem Düsseldorfer Ministerium zufolge gut 870 Autobahnbrücken sanierungsreif.
15.32 Uhr: Die Bürgerinitiative A45 Lüdenscheid nennt den Sprengabbruch „ein erstes sichtbares Zeichen des Fortschritts nach 17 Monaten Stillstand“.
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Von purer Freude könne aber nicht die Rede sein angesichts des weiterhin krankmachenden Transit-Schwerlastverkehrs, kritisiert Sprecher Heiko Schürfel. Die Politik sei aufgefordert, „endlich gemeinsam zu handeln, gesetzliche Grundlagen für weitere schnelle Brückenprojekte zu schaffen und den Bau der neuen Brücke effektiv und zügig voranzutreiben“.
14.02 Uhr: Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat die Sprengung der Autobahnbrücke Rahmede in Lüdenscheid als vollen Erfolg bezeichnet. Der Sprengmeister und sein Team hätten die schwierige Aktion präzise erledigt, lobte der FDP-Minister am Sonntag unmittelbar nach dem Sprengabbruch. Wissing betonte, es sei ein „Tag des Optimismus und ein Tag der Zuversicht“, nachdem die Brücke an der wichtigen A45 seit 17 Monaten folgenschwer gesperrt und die Region hart getroffen sei.
Sprengmeister Michael Schneider von der Firma Liesegang, der mit „Bravo-Rufen“ empfangen wurde, sagte: „Ich bin einfach nur happy, happy, happy, dass alles genauso gelaufen ist, wie wir es wollten.“ Die Brücke sei „artig“ in ihr Fallbett aus 100 000 Kubikmetern Erdmasse niedergegangen, die Sprengung exakt so abgelaufen, wie vorausberechnet.
Lüdenscheids Bürgermeister Sebastian Wagemeyer (SPD) schilderte, mehrere Tausend Menschen in der Innenstadt hätten die Sprengung bei einem Public Viewing mit „emotionaler Angefasstheit“ verfolgt. Mit dem Abbruch müsse nun auch ein echter Aufbruch gelingen. Wissing sagte einen schnellstmöglichen Neubau zu.
13.35 Uhr: Der ADAC warnt anlässlich der Sprengung der Rahmede-Talbrücke an der Autobahn 45 vor Verzögerungen beim angestrebten Neubau. Eine schnellstmögliche Fertigstellung sei in vielfacher Hinsicht von herausragenden Bedeutung, betonte der ADAC in NRW.
Der Bund und die Autobahn GmbH müssten alle gesetzlichen, finanziellen, planerischen und organisatorischen Vorgänge bestmöglich aufeinander abstimmen, dann sei ein Neubau binnen fünf Jahren realistisch, meinte der ADAC.
13.01 Uhr: Sprengmeister Michael Schneider zieht ein erstes Fazit: "Wir sind sehr zufrieden, alles hat sehr gut geklappt." Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) gratuliert.
12.34 Uhr: Die Staubentwicklung ist stärker als bei anderen Sprengungen, weil die Brücke vorher nicht abgeleichtert und trocken war.
12.18 Uhr: Die riesige Staubwolke zieht den Berg hoch. Die meisten Zuschauer fliehen davor. Vorher gab es riesigen Applaus, als die Brücke fiel.
Jubel in Lüdenscheid: A-45-Brücke erfolgreich gesprengt
12.16 Uhr: Anstoßen auf den Absturz: Nachbarn, die an der Bedarfsumleitung wohnen, feiern, dass die Brücke weg ist. „Die nächsten fünf Jahre werden wir keinen Spaß haben, aber heute schon.“
12.05 Uhr: Applaus und Jubel beim Public Viewing. Viele Zuschauer haben Tränen in den Augen.
12.01 Uhr: Sprengmeister Michael Schneider hatte pünktlich um 12 Uhr die Sprengladung gezündet. Rund 150 Kilogramm Sprengstoff brachten die Brückenpfeiler zum Einsturz. Das 450 Meter lange Bauwerk stürzte zu Boden. „Es hätte nicht besser laufen können“, sagte Schneider im WDR-Fernsehen.
12 Uhr: Die Brücke ist gesprengt!
11.59 Uhr: Die Vergrämungssprengung soll Vögel vertreiben, die sich möglicherweise an der Brücke aufhalten.
11.55 Uhr: Das zweite Sprengsignal, zwei kurze Fanfarentöne, bedeutet: Achtung, es wird gezündet.
11.55 Uhr: Die Spannung steigt, die ersten Drohnen steigen auf. Insgesamt sind 15 fliegende Kameras zugelassen.
11.43 Uhr: An einem Steilhang im Wald einige 100 Meter entfernt von der Brücke haben sich gut 150 Menschen im Wald versammelt. Das THW achtet darauf, dass niemand in die Sicherheitszone vordringt. Ein THW-Mitarbeiter sagt: „Alle sind sehr vernünftig, bislang gab es keine Schwierigkeiten.“
11.40 Uhr: Das erste Sprengsignal, ein langer Fanfarenton, bedeutet: Alle Personen müssen unverzüglich den Sperrbereich 1 verlassen.
11.16 Uhr: Der Zeitplan der Sprengung der A45-Brücke:
- 11.35 Uhr: Erstes Sprengsignal (ein langer Fanfarenton – Absperrung herstellen; alle Personen verlassen unverzüglich den Sperrbereich 1)
- 11.55 Uhr: Zweites Sprengsignal (zwei kurze Fanfarentöne – Achtung es wird gezündet)
- 11.59 Uhr: Vergrämungssprengung zum Schutz der Vögel, die sich möglicherweise an der Brücke aufhalten
- 12 Uhr: Sprengmeister Michael Schneider zündet die Sprengladung an der Zündstelle mit den Worten „Drei-Zwei-Eins-Zündung“
- Ca. 12.20 Uhr: Drittes Sprengsignal (drei kurze Fanfarentöne – Entwarnung; die Sprengung ist beendet)
- Überprüfung des Sprengergebnisses durch den Sprengberechtigten
11:12 Uhr: Immer mehr Publikum trudelt beim Public Viewing ein. Die Lüdenscheider Band „The Auditive“ startet das Programm mit ihrem Song „Komm lass uns Brücken sprengen“. Die Sonne scheint, die Stimmung ist ausgelassen.
11.01 Uhr: Aus Drolshagen sind die Brüder Moritz und Philipp Rath mit ihren Kindern Franziska, Käthe und Bruno angereist. „Wir mögen Sprengungen“, grinst Bruno breit. Sie waren schon bei den Sprengungen der Brücken Eisern und Landeskroner Weiher. Zum Profi-Ausflug gehören Stühle, ein Sonnen- bzw. Regenschirm - und Verpflegung. „Das gibt immer einen lauten Knall und dann bricht alles auseinander“, schwärmt Bruno.
10.57 Uhr: Die Autobahnen in der Mongolei seien schlechter als die in Deutschland, deshalb sei er hier, sagt der mongolische Botschafter Mandkbileg Birvaa dieser Redaktion. Er ist auf Einladung der Firma Heitkamp extra aus Berlin angereist. „Die Mongolei will vom deutschen Straßenbau lernen.“
10.50 Uhr: Mehr als eine Stunde vor der Sprengung der A45-Brücke haben sich Schaulustige auf den Hügeln im Umfeld der Brücke versammelt.
10.15 Uhr: Bereits am Sonntagmorgen trafen sich Vertreterinnen und Vertreter von Politik und Wirtschaft mit Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) im Lüdenscheider Kulturhaus zu einem Dialogfrühstück. Ergebnisse sind noch nicht bekannt.
9.58 Uhr: Das Ordnungsamt ist bereits durch die Straßen unter der Brücke gestreift und hat an Wohnungen geklingelt: Sperrbereich 1 ist evakuiert. Zwischenfälle: keine.
9.56 Uhr: Beim Public Viewing in Lüdenscheid ist noch nicht viel los. Auf einer kleinen Bühne macht eine Band ihren Soundcheck, vereinzelte Menschen laufen über den Platz an Getränkeständen und Schwenkgrill vorbei.
9.42 Uhr: Journalistinnen und Journalisten werden mit Shuttlebussen in die Nähe der A45-Brücke gebracht. Alle Zufahrten sind abgesperrt.
9.26 Uhr: Übrigens: 3 bis 5 Sekunden dauert es vom Knopfdruck bis zu dem Moment, in dem die einzelnen Sprengstoff-Ladungen an der A45-Brücke gezündet werden. 1000 Meter Sprengschnur sind verbraucht worden.
Die Art der Sprengung nennt sich „Kollaps-Sprengung“: Der Überbau (Stahlkonstruktion und Fahrbahnplatte) „stürzt kontrolliert nach unten ab“. Während des Falls biegt sich die Stahlkonstruktion durch und versagt planmäßig.
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9.19 Uhr: Kurz vor der geplanten Sprengung der Rahmede-Talbrücke an der Autobahn 45 sind letzte Vorarbeiten und Sicherheitsmaßnahmen angelaufen. Der Sprengbereich in Lüdenscheid ist nach Angaben der Autobahn GmbH in einem Radius von rund 300 Metern abgesperrt. Rund 110 Absperrposten wurden eingerichtet. Am Vormittag soll ein Suchhundetrupp den Absperrbereich kontrollieren. Etwa 150 Kilogramm Sprengstoff sind an den Brückenpfeilern in 2035 Bohrlöchern angebracht worden.
8.41 Uhr: Die Autobahn GmbH rät Schaulustigen dringend davon ab, zur Sprengung an der A 45 anzureisen. Alle Zufahrten in der Nähe der Brücke seien ohnehin gesperrt. Auch Lüdenscheids Bürgermeister Sebastian Wagemeyer appelliert, „sich nicht in die Nähe der Brücke zu begeben“. Darauf wird auch er verzichten und die Sprengung beim Public Viewing in der Bahnhofsallee verfolgen.
Auf dem Gelände ist Platz für mehrere Tausend Menschen sowie Imbissbuden und Getränkewagen. DJ und Moderator Dirk Weiland wird die Besucherinnen und Besucher ab 10 Uhr auf die Sprengung einstimmen. Ab 11.25 Uhr wird eine 45-minütige Live-Übertragung zur Sprengung gezeigt.
8.19 Uhr: Mehr als 100 Absperrposten des Technischen Hilfswerks sichern seit dem Morgen das Gelände und tragen dafür Sorge, dass sich keine Unbefugten der Brücke nähern. Dafür setzen sie auch Suchhunde ein. Der Sprengbereich wird in einem Radius von 300 Metern gesperrt.
A-45-Brücke: Ganz Deutschland schaut Sonntag auf Sprengung
8.00 Uhr: Die Sprengung der Rahmede-Talbrücke an der wichtigen Autobahn 45 in Lüdenscheid gilt als besondere Herausforderung. Der 17.000 Tonnen schweren Koloss aus Beton und Stahl soll an diesem Sonntag, 7. Mai, präzise zu Fall gebracht werden. 150 Kilogramm Sprengstoff sollen laut Sprengmeister Michael Schneider die Brückenpfeiler zum Einsturz bringen, dann soll das 450 Meter lange Bauwerk in ein gewaltiges Fallbett stürzen.
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Was die A45-Sprengung so besonders macht
Michael Schneider ist seit mehr als 40 Jahren Sprengmeister, einer der renommiertesten im Land. Er hat Tausende Brücken, Hochhäuser, Schornsteine und auch eine Olympia-Sprungschanze (Garmisch-Partenkirchen) auftragsgemäß in die Luft gejagt. Er betont: „Dieser Einsatz ist schon etwas Besonderes.“
Der Projektleiter Sprengtechniker bei der Richard Liesegang GmbH aus Hürth bei Köln meint nicht nur die Dimensionen des Bauwerks mit seiner Länge von 453 Metern und seinen bis zu 70 Meter hohen Pfeilern („alles andere als ein kleines Bauwerk; alleine durch die Bausubstanz eine komplizierte Sprengung“).
Brückensperrung Lüdenscheid: Händler immer verzweifelter
Der 62-Jährige spricht auch von der Präsenz des Bauwerks in der Öffentlichkeit und der Brisanz in der Politik. „Es ist ein gewisser Druck zu spüren“, sagt er. Seit die marode Brücke, zwischen 1965 und 1968 erbaut, stillgelegt wurde, ist die wichtige Nord-Süd-Verbindung von Dortmund nach Frankfurt unterbrochen. Angesichts des Verkehrskollaps‘ kann es den leidgeprüften Anwohnern, Pendlern und Firmeninhabern in der Umgebung nicht schnell genug mit einem Neubau gehen.
Lüdenscheid und die wirtschaftlich bedeutende Region sind von Stau-Chaos, stockendem Lieferverkehr, Fachkräfte-Abwanderung und Umsatzeinbußen schwer getroffen. Zu Tausenden donnern täglich Laster durch die Stadt, sorgen laut Bürgerinitiative A 45 für permanente Lärm- und Abgasbelastung sowie massive Schlafstörungen bei Anwohnern an den Umleitungsstrecken.
Sprengung der Rahmede-Talbrücke: ein Großprojekt
Nicht nur die Rahmede-Brücke aus den 1960er Jahren muss dringend erneuert werden, auch die nächsten Problemfälle im Straßenbereich warten schon auf eine Sanierung. „Die A 45 als Ganzes ist eines der wichtigsten Erhaltungs- und Sanierungsprojekte der deutschen Straßen-Infrastruktur“, berichtet das Verkehrsministerium in Düsseldorf.
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Aber wenn der Bund nicht insgesamt mehr Personal und Geld in den Erhalt der Brückeninfrastruktur stecke, seien neue folgenschwere Sperrungen zu erwarten. „Allein in NRW sind etwa 873 Autobahn-Brücken sanierungsreif und müssten in den nächsten zehn Jahre erhalten werden.“ Bundesweit müssen sogar 4500 Brücken künftig saniert werden, berichtet Michael Puschel vom Bundesverkehrsministerium. Hohes Tempo über beschleunigte Planungs- und Genehmigungsverfahren seien wichtig (Auch interessant: Sprengung der gesperrten A-45-Brücke: Wirbel um Wanderfalken).
Rahmede-Talbrücke: Sprengung an der Talbrücke Sterbecke zwei Kilometer weiter entfernt geplant
Der Rahmede-Neubau sei derzeit eines der Top-Projekte bundesweit, unterstreicht der Chef der Autobahn GmbH des Bundes, Stephan Krenz. An der A45 als der „Königin der Autobahnen“ gelte es, 60 Talbrücken zu erneuern. Viel sei schon geschehen: Sieben Brücken seien bereits neu fertiggestellt, 15 in der Bauphase, 24 habe man verstärkt. Und gut zwei Kilometer von Rahmede entfernt werde Ende Mai eine Sprengung an der Talbrücke Sterbecke erfolgen, kündigt Krenz an.