Hagen/Lüdenscheid. Zwei tödliche Vorfälle und eine Raubserie befeuern die Debatte um Sicherheit und Integration in Lüdenscheid. So reagiert Bürgermeister Wagemeyer.
Erst der tödliche Zwischenfall auf der Steinert-Kirmes vor einem Jahr, dann eine brutale Raubserie, schließlich am Maifeiertag in dieser Woche ein tödlicher Schuss in der Innenstadt: Die drei Vorfälle haben in Lüdenscheid – der ohnehin vom A 45-Chaos geplagten Kommune – eine Debatte um Sicherheit und Integration befeuert.
Nachdem im Zusammenhang mit dem Verbrechen vom 1. Mai am Freitag ein tatverdächtiger Syrer (23) in Untersuchungshaft gekommen ist, hat sich Lüdenscheids Bürgermeister Sebastian Wagemeyer zu Wort gemeldet. Der SPD-Politiker anerkannte zwar, dass es „Stellen und Gruppen in der Innenstadt gibt, die als bedrohlich wahrgenommen werden“. Auch sprach das Stadtoberhaupt davon, dass es „an der einen oder andern Stelle Probleme und Verbesserungsbedarf“ gebe.
Wagemeyer kündigt Maßnahmenpaket an
Wagemeyer will daher mit einem Maßnahmenpaket reagieren. So soll ein kommunaler Ordnungsdienst eingeführt werden, „eine Art Stadtstreife“ (Wagemeyer). Auch werde das Ordnungsamt eine „Ordnungspartnerschaft“ mit der Polizei eingehen. Des Weiteren sei eine zweite Streetworker-Stelle ausgeschrieben, und in den kommenden Jahren seien insgesamt fünf Millionen Euro für die schrittweise Umsetzung eines Lichtkonzepts in der Innenstadt eingeplant, das eine „Wohlfühlatmosphäre und das Gefühl von Sicherheit“ schaffen solle.
Wagemeyer will bei den Problemen „hinsehen und durchgreifen, auch präventiv und in Zusammenarbeit mit den Ordnungsbehörden“. Der Bürgermeister betonte aber auch: „Wir haben grundsätzlich kein Migrationsproblem in Lüdenscheid.“ Und weiter: „Grundsätzlich, das ist uns wichtig, warnen wir davor, dass schnell pauschalisiert und geurteilt wird, denn in Lüdenscheid leben Menschen aus mehr als 100 Nationen überwiegend friedlich und gut miteinander. Wir sind froh darüber, dass wir viele Vereine haben, die interkulturelle Arbeit leisten und damit außerordentlich positiv zum gesellschaftlichen Leben in Lüdenscheid beitragen.“
Kirmes-Tod und Raubserie
Am Nachmittag des Maifeiertags war ein 24-jähriger Syrer im Zentrum von Lüdenscheid ums Leben gekommen. Ein tatverdächtiger 23-jähriger Syrer hatte sich am Donnerstagabend in Begleitung seines Anwalts der Polizei Hagen gestellt. Der Mann sitzt seit Freitag in Untersuchungshaft. Der Verdächtige soll das Opfer auf der Rolltreppe des Zentralen Omnibusbahnhofs in Lüdenscheid angeschossen und lebensbedrohlich verletzt haben. Später sei der 24-Jährige im Krankenhaus gestorben, so die Polizei.
Der Vorfall vom 1. Mai ereignete sich fast genau ein Jahr nach dem ebenfalls tödlichen Zwischenfall auf der Steinert-Kirmes in Lüdenscheid, als im Zuge eines Streits ein Unbeteiligter zu einem tragischen Zufallsopfer wurde. Damals, am 21. Mai 2022, waren auf dem Volksfest mehrere Schüsse gefallen – wohl im Zuge einer Auseinandersetzung zwischen einer Gruppe junger Männer im Alter zwischen 16 und 20 Jahren mit einem Jugendlichen, der seinen Vater zur Hilfe rief. Eine Kugel erwischte damals einen unbeteiligten 40-Jährigen im Bauch. Das Zufallsopfer – ein sudanesischer Asylbewerber – verblutete wohl.
18-jähriger Marokkaner wird beschuldigt
Ein heute 18-jähriger Marokkaner wird beschuldigt, für den tödlichen Kirmes-Schuss verantwortlich zu sein. Der junge Mann war Anfang Februar zusammen mit drei Syrern wegen einer Serie von Raubüberfällen in Lüdenscheid, Hagen und andernorts verurteilt worden (zu einer Jugendstrafe von fünf Jahren). Wie im Laufe dieses Verfahrens vor dem Landgericht Hagen bekannt wurde, wird der 18-Jährige aus den Reihen seiner Mitangeklagten bezichtigt, den fatalen Schuss auf der Kirmes abgegeben zu haben. Mit einer Anklageerhebung durch die Staatsanwaltschaft Hagen ist zeitnah zu rechnen.
Dass es gerade jetzt – eine Woche vor Beginn der Steinert-Kirmes 2023 – erneut zu einem tödlichen Zwischenfall in Lüdenscheid kam, ist wahrscheinlich Zufall. Wie die Staatsanwaltschaft Hagen mitteilt, ergeben sich nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen „keine Zusammenhänge zwischen der aktuellen Tat vom 1. Mai und dem zurückliegenden Fall auf der Lüdenscheider Kirmes im Jahr 2022“.