Lüdenscheid. Die Rahmedetalbrücke ist Symbol für eines der größten Infrastrukturdesaster geworden. Warum Sprengungs-Touristen am Sonntag fern bleiben sollen.
Mehr als 130 Journalistinnen und Journalisten haben sich angemeldet, zahlreiche Fernsehsender übertragen live, ganz Deutschland schaut am Sonntag auf dieses Ereignis: Um Punkt 12 Uhr wird dann die marode Rahmedetalbrücke der Autobahn 45 gesprengt. Das 453 Meter lange und in der Spitze 70 Meter hohe Bauwerk zwischen den Autobahnanschlüssen Lüdenscheid-Nord und Lüdenscheid gilt als einsturzgefährdet und ist seit Dezember 2021 gesperrt. Seitdem quält sich der Umleitungsverkehr durch Lüdenscheid und die Nachbarkommunen.
110 Absperrposten des Technischen Hilfswerks werden ab Sonntagmorgen das Gelände sichern und dafür Sorge tragen, dass sich keine Unbefugten der Brücke nähern. Dafür setzen sie auch Suchhunde ein. Der Sprengbereich wird in einem Radius von 300 Metern gesperrt. 150 Kilogramm Sprengstoff sollen die Brücke zu Fall bringen, und zwar kerzengrade. Sie darf sich beim Zusammenbruch nicht zur Seite neigen. Aufgrund der großen Einsturzgefahr konnte die Brücke nicht geleichtert werden, so dass nun 17.000 Tonnen Beton und Stahl auf den Boden stürzen.
Bürgermeister wird selbst zum Public Viewing gehen
Die Autobahn GmbH rät Interessierten dringend davon ab, zur Sprengung anzureisen. Ohnehin sind alle Zufahrten in der Nähe der Brücke gesperrt. Auch Lüdenscheids Bürgermeister Sebastian Wagemeyer appelliert, „sich nicht in die Nähe der Brücke zu begeben“. Darauf wird auch er verzichten und die Sprengung beim Public Viewing auf einem großen Platz in der Bahnhofsallee verfolgen.
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Außer Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) und seinem NRW-Amtskollegen Oliver Krischer (Grüne) haben sich zahlreiche Bundes- und Landtagsabgeordnete angemeldet. Krischer vertritt die Landesregierung; Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) kommt nicht. Stephan Krenz, Chef der Autobahn GmbH, wird aus Berlin anreisen. Augenzeuge möchte auch der Botschafter der Mongolei sein. Ihn hat das Herner Bauunternehmen Heitkamp eingeladen, das für die begleitenden Arbeiten der Sprengung zuständig ist. Allein für die Bodenbewegungen waren 10.000 Lkw-Fahrten erforderlich. „Wir haben die ganze Topographie verändert“, sagte Heitkamp-Chef Jörg Kranz der WESTFALENPOST.
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Mit der Sprengung verschwindet zwar das Symbol für eines der größten Infrastrukturdesaster in Deutschland, doch die Probleme bleiben. Die erste Hälfte der Brücke wird frühestens 2026 fertiggestellt sein. So lange muss die Region nicht nur mit Verkehrslawinen, sondern auch mit Standortnachteilen für Wirtschaft, Dienstleister und Behörden leben. Zahlreiche Betriebe klagen über Eigenkündigungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern; sie sind nicht mehr bereit, jeden Tag bis zu zwei Stunden im Stau zu stehen. Der volkswirtschaftliche Schaden der A-45-Sperrung beträgt einer Studie zufolge eine Million Euro – pro Tag.
Die WESTFALENPOST informiert Sie, liebe Leserinnen und Leser, am Sonntag per Live-Ticker und mit Bildern auf wp.de/a45ticker über die Sprengung.