Hagen/Berlin. Katrin Helling-Plahr ist hochschwanger - und kandidiert für den Bundestag. Sie spricht über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf:

„Wer vorher zu viel zweifelt, der tut sich damit keinen Gefallen. Irgendwie geht es immer. Es ist eine Frage der Organisation und der Einstellung.“ Katrin Helling-Plahr lächelt. Noch sieben Wochen sind es bis zu ihrem errechneten Geburtstermin. Und noch viereinhalb Wochen sind es bis zur Bundestagswahl, bei der sie erneut als Kandidatin für die FDP ins Rennen geht. Wahlkampf mit Babybauch.

„Als ich 2017 zum ersten Mal in den Bundestag gewählt wurde, war mein erster Sohn neun Monate alt. Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für mich also kein neues Thema. Ich habe mittlerweile Übung in beidem“, sagt sie und lacht. Sie erwartet ihr drittes Kind - wieder einen Sohn. Und obwohl sie genau in der heißen Phase des Wahlkampfes hochschwanger ist, kommt der vorgezogene Wahltermin für sie genau zur richtigen Zeit.

Acht Wochen Mutterschutz

„Erst kommt der Wahlsonntag, dann das Baby. Ich habe einen Puffer von 16 Tagen - und während meines Mutterschutzes werden voraussichtlich die Sondierungs- und Findungsgespräche stattfinden und nur wenige Termine anstehen. Daher kommt das ganz gelegen“, sagt die 38-Jährige, die in Hagen lebt. Ihr ältester Sohn geht hier zur Schule, ihr jüngerer Sohn wird bald eingeschult. Für die Sitzungswochen pendelt sie nach Berlin. Früher mit, aktuell ohne Kind. Das wird sich nach der Wahl wohl wieder ändern.

Den Wahlkampf erlebt sie trotz der Schwangerschaft nicht stressiger als sonst. „Ich bin einen dichten Terminkalender gewöhnt. In einigen Dingen nimmt man sich natürlich zurück: Beim Plakatieren klettere ich nicht auf die Leiter, am Wahlkampfstand und bei wichtigen Terminen und organisatorischen Dingen arbeite ich ganz normal weiter - wie das viele Frauen in ihrer Schwangerschaft tun.“

M. Kleinrensing WP Hagen Bundestagswahl
Den Schritt in die Politik zu gehen, hat Katrin Helling-Plahr aus Hagen nie bereut. © WP | Michael Kleinrensing

„Beim Plakatieren klettere ich nicht auf die Leiter, am Wahlkampfstand, bei wichtigen Terminen und organisatorischen Dingen arbeite ich ganz normal weiter - wie das viele Frauen in der Schwangerschaft tun.“

Katrin Helling-Plahr
über den Wahlkampf und ihre Schwangerschaft

Politik zu machen, das empfinde sie weiterhin als Privileg. Natürlich gebe es da mal Herausforderungen, wenn es um die Trennung und Vereinbarung von Privatem und Beruflichem gehe. „Aber das haben andere Jobs doch genauso, wenn ich beispielsweise an eine Nachtschwester denke.“

Den Schritt nie bereut

Nach der Geburt ihres zweiten Sohnes nahm sie ihren jüngeren Sohn oft mit. Tagsüber wurde er in der Bundestagskita betreut, nachmittags kam er mit ins Büro, abends war Familienzeit angesagt. Und wenn man in der Öffentlichkeit steht, gerade in der Politik, da kann es auch passieren, dass ausgerechnet bei einem Familien-Schwimmbadbesuch oder im Sommerurlaub mal eine Presseanfrage reinkommt. „Einmal habe ich Heiligabend um 17 Uhr noch ein Interview gegeben. Aber das sind Ausnahmen. Bereut habe ich den Schritt, in die Politik zu gehen, noch nie.“

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Der Wunsch, Rahmenbedingungen nicht einfach hinzunehmen und Themen anzugehen, die sonst liegen bleiben würden, treibe sie weiter an. Sie wolle sich um Themen kümmern, die nah an den Menschen sind, sagt sie. Oft sind es medizinethische Themen. Wie Sterbehilfe. Kinderwunsch. Organspende. Eizellspende. Medizinrecht. Justizthemen. „Das ist als Fachpolitikerin auch weiterhin mein Fokus“, sagt Helling-Plahr, die optimistisch auf den Wahltermin am 23. Februar blickt. Denn mit ihrem Listenplatz (8) stehen die Chancen auf den Wiedereinzug in den Bundestag gut. Und künftig geht es dann für eine geraume Zeit auch wieder zu zweit nach Berlin.