Hagen.. Die Zahl der Frauen im Hagener Rat ist rückläufig. Katrin Helling-Plahr (FDP) weiß sich auf dem Terrain zu behaupten. Sie empfiehlt, einfach mutiger zu sein.

Dass es Frauen auch heutzutage in der Politik noch schwerer ­haben als Männer, verneint sie nicht kategorisch. Doch auf sich persönlich bezieht sie das nicht: „Vielleicht bin ich in der Politik erfolgreich, da ich eine Frau bin“, sagt ­Katrin Helling-Plahr.

Stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende

Womit die Ratsfrau und stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende auf keinen vermeintlichen Mädchen-Bonus anspielt, sondern eher auf eine ­Charaktereigenschaft: „Es gibt Frauen, die sich nicht trauen, ihren Weg nach oben in die Politik zu ­machen. Ihnen fällt es schwer, sich durchzusetzen, da sie einfach nicht mutig genug sind.“

Anders Katrin Helling-Plahr. Die 29-Jährige schlussfolgert für sich ganz logisch: „Ich arbeite sehr viel, ich bin fleißig – das zahlt sich aus.“ Häufig hat die Hagenerin, die in Münster Rechtswissenschaften ­studiert hat, Leistungsbereitschaft gezeigt, wenn es Probleme innerhalb der Liberalen bzw. Jung-Liberalen gab. „Ich kümmere mich drum“, scheint ihr Leitsatz der vergangenen zehn Jahre zu sein.

Die junge Frau lacht: „Ja, ein wenig schon. Vor Jahren wollte meine Fraktion eine neue Homepage. Da hab’ ich einfach gesagt ,Okay, ich kümmere mich drum’, ohne genau zu wissen, was auf mich zukommt.“ Den neuen Internet-Auftritt der ­Hagener FDP hat sie gut gemanagt, mit der Folge, dass sie immer häufiger um Rat und Hilfe gebeten wurde. Bis heute. „Immer an sich zu zweifeln und zu denken, eine andere Person ­könne eine Sache vielleicht besser erledigen, bringt einen nicht weiter“, sagt Helling-Plahr mit Überzeugung. Übertriebene Bescheidenheit sei gerade ein Problem vieler Frauen. Und noch etwas: „Man darf sich nicht selbst zur Deko-Frau degradieren.“

Beim Wahlkampf mit Genscher und Westerwelle

Ihren Weg in die Politik fand die Hagenerin auf recht unspektakuläre Weise. Schon auf dem Gymnasium brachte sie sich ein, war ­Klassensprecherin, 1998 besuchte sie „ohne Hintergedanken“ eine Wahlkampfveranstaltung mit Genscher und Westerwelle. „Die liberalen Politik-Größen sprachen auch junge Themen an. Ich war damals 12 – und fand das einfach total toll.“

Als politisch interessierte Jugendliche las sie den ­„Spiegel“, sympathisierte aber mit den blau-gelben Leitlinien wie ­„Privat vor Staat“ oder „Mehr Eigenverantwortung, weniger Kon­trolle“. 2006 absolvierte Katrin ­Helling-Plahr im FDP-Fraktionsbüro ein sechswöchiges Praktikum, außerdem erweckte sie die Jungen Liberalen (Julis) ­in Hagen wieder zum Leben und wurde ­Vorsitzende der Jugendorganisation. Später ­wurde sie zur stellvertretenden Bundesvorsitzenden gewählt. „Doch das Feld hab’ ich 2014 für Jüngere geräumt. Schließlich ist es wichtig, auch Schüler zu begeistern, und da sollte man schon ­authentisch rüberkommen.“

In Hagen gibt es etwa 35 Juli-Mitglieder

2009 wurde die Hagenerin vom Kreisverband gefragt, ob sie Lust und Interesse hätte, für den Bundestag zu kandidieren. Natürlich hatte sie Lust. Wie auch 2013, da setzte sie sich gegen einen männlichen Mitbewerber, nicht jedoch gegen die Fünf-Prozent-Hürde, durch.

Dass die Hagener FDP im Bundestrend liegt (bei der letzten Kommunalwahl lagen die Hagener Liberalen bei gerade mal 3,6 Prozent) stimmt Helling-Plahr nicht glücklich, doch lässt sie auch nicht verzweifeln. „Mir war immer wichtig, dass ich ein Bindeglied, eine Vermittlerin, zwischen den Julis und der FDP bin.“ Die Hagener FDP hat etwa 140 Mitglieder, ein Drittel davon ist weiblich.

Politik ist Freizeit für die FDP-Politikerin

Die Frage, wie Katrin Helling-Plahr, die als Rechtsanwältin in der Kanzlei ihrer Eltern arbeitet, ihre Freizeit gestaltet, wirkt fast absurd. „Politik ist meine Freizeit“, sagt sie ohne Umschweife. Jahrelang war sie an Wochenenden unterwegs – auf politischen Veranstaltungen, Konferenzen, in Wahlkampfrunden. „In meinem heftigsten Jahr war ich an 49 Wochenenden nicht zu Hause“, ­erinnert sie sich. Mittlerweile habe sie die Anzahl ihrer Termine jedoch runtergeschraubt.

Vorteil fürs ­Privatleben: Katrin Helling-Plahrs Gatte, der Software-Entwickler ­Alexander Plahr, ist ebenfalls politisch tätig und sitzt – genau wie sie – in etlichen Hagener Ausschüssen. „Und ich stehe nach einer Veranstaltung auch gern noch länger an der Bar und tausche mich mit Menschen aus. Bei solchen ­Gelegenheiten gehen Freizeit und Politik ineinander über. Das ist aber nicht unbedingt frauentypisch.“

Apropos frauentypisch: „Ich glaube, Frauen brauchen im Allgemeinen mehr Bestätigung im Job“, so Katrin Helling-Plahr. ­Andererseits bräuchte man als Politiker – egal, ob Mann oder Frau – ein dickes Fell, „man wird nicht nur umjubelt, aber schließlich geht es ja auch um Inhalte und nicht um Applaus.“ In einem Punkt ist sich Helling-Plahr sicher: „Frauen werden nur selten Mitglied einer Partei, um Mitglied zu sein, sondern um tatsächlich aktiv zu werden. Frauen sind selten Karteileichen.“