Hagen. Eine Bürgergruppierung erwartet von der Planungsverwaltung angesichts der maroden Brücken eine ganzheitliche Betrachtung des Verkehrs in Hagen.

Die zuletzt von der Hagener Planungsverwaltung sowie vom Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) vorgelegten Konzepte und Planungsideen zur Neugestaltung des Bereichs an der Altenhagener Brücke sowie zur Neugestaltung der Volme-Querung Badstraße stoßen beim Hagener Forum Nachhaltigkeit (HFN) bislang auf wenig Gegenliebe. Die politisch unabhängige Gruppe, die sich vor allem für mehr gesellschaftliche Beteiligung bei den gestalterischen Weichenstellungen in Hagen stark macht, erwartet einen umfassenderen Blick auf das Sanierungsgebiet am Bahnhof, eine Korrektur der eindimensional-autogerechten Stadt sowie die Einbindung externer Planungsbüros. Zugleich wird die Erwartungshaltung formuliert, die neue Badstraßen-Brücke so zu gestalten, dass damit eine Öffnung der Volme im Bereich des Volmeparks ermöglicht und somit endlich der Einstieg in eine Aufwertung des weiterhin verborgenen Stadtflusses gefunden wird.

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Unabhängig vom unvermeidbaren Abriss der nicht mehr nutzbaren Hochbrücke „Ebene 2“ erwartet das HFN bei der Variantenprüfung für eine neue Großkreuzung im Bereich Altenhagen Straße/Eckeseyer Straße/Märkischer Ring/Graf-von-Galen-Ring ein Signal und Ergebnis, in dem sich die eingefädelte Verkehrswende weg vom Individualverkehr bereits widerspiegelt. Zudem gelte es zugleich, die Belange der Bahn, des Hochwasserschutzes, aber auch Ansprüche der Freiraumgestaltung und künftiger Verkehrserschließungsnotwendigkeiten mitzudenken. Somit müsse zunächst das vom Rat beschlossene Sanierungsgebiet Altenhagen/Bahnhofsquartier, das den Raum von der Josefs-Kirche in Altenhagen bis zur Villa Post (VHS) in Wehringhausen überspannt, zu Ende gedacht werden, bevor mit einer Kreuzungsgestaltung an der Altenhagener Brücke schon wieder unverrückbare Pflöcke eingerammt würden.

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M. Kleinrensing WP Hagen Infrastruktur
Nach dem Abriss der Hochbrücke in Altenhagen (Ebene 2) soll die Kreuzung neu sortiert werden. Das ist in den Augen des Hagener Forums Nachhaltigkeit allerdings erst auf Grundlage einer ganzheitlichen Betrachtung des künftigen Sanierungsgebietes rund um den Hauptbahnhof sinnvoll. © WP | Michael Kleinrensing

Eckeseyer Brücke mitdenken

Zugleich mahnt das HFN in seinem Papier an, auch einen Neubau der ebenfalls maroden Eckeseyer Brücke – sie überspannt in direktem Anschluss an die Altenhagener Hochbrücke die Gleise der Bahn und schafft die Verbindung zur Bahnhofshinterfahrung – mitzudenken. Auch hier seien dringend Lösungen für den künftigen Endausbau zu entwickeln, „um Planungsrecht zu schaffen, da nicht vorhersehbar ist, wie lange diese Brücke noch der Verkehrsbelastung standhält“. Hier wurde bereits vor Monaten ein akustisches Monitoring installiert, um zumindest vor einem drohenden Einsturz des ebenfalls spannungsrisskorrosionsgefährdeten Bauwerks noch ein Notfallsignal zu erhalten.

„Es geht um die Nutzung und Gestaltung der öffentlichen Flächen im Bereich der Altenhagener Brücke, Volme, Arbeitsamt“, heißt es in einem HFN-Thesenpapier, das den Blick zugleich auf den einstigen Behördenturm der Arbeitsagentur und die dahinterliegende, ebenfalls seit Jahren gesperrte Rampe richtet: „Hier ist ebenfalls eine integrierte Planung in Alternativen erforderlich, die sämtliche Belange umfasst und die Vorgaben der Verkehrswende einbezieht.“

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Das Hagener Forum Nachhaltigkeit könnte sich vorstellen, eine neue Verkehrsführung an der Badstraße zu etablieren, die zugleich eine Öffnung der Volme im Bereich des Parks ermöglicht. © Stadtredaktion Hagen | Martin Weiske

Bürger und Anwohner eng einbinden

Dabei setzt das Forum auf eine umfassende Information der Öffentlichkeit: Die Bewohner der Quartiere müssten über die Planungsalternativen auf dem Laufenden gehalten werden. Das HFN beruft sich dabei auf das Grundprinzip der sogenannten „Leipzig-Charta“, das zugleich die Grundlage für die Städtebauförderung des Bundesbauministeriums bildet. Darin werden qualifizierte Beteiligungskonzepte und eine am Gemeinwohl orientierte Abwägung zum Schlüsselprinzip guter Stadtpolitik erklärt. „Entscheidend wird sein, nach welchem Konzept die Kommune die Bürger beteiligt“, so die Lesart des HFN, „denn ohne Vermittlung der verschiedenen Lösungen wird die Akzeptanz in der Öffentlichkeit nicht erreicht werden.“ Dazu sei, so der Wunsch des Forums, ein Bürgerrat ein geeignetes Begleitgremium. Doch genau dieses Instrument wurde zuletzt erst von der Hagener Politik abgelehnt.

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Bedenken formuliert das HFN auch zu der Idee, die marode Brücke über die Volme in der Badstraße durch ein ähnliches Bauwerk 1:1 ersetzen zu wollen. Vielmehr schlummere in einem solchen Projekt, das nach jetzt bekannt gewordener Planung in den Jahren 2028/29 umgesetzt werden soll, die Chance, im Geiste der Gestaltungsidee „Grüne Infrastruktur“ den gesamten Grünbereich entlang der Volme städtebaulich aufzuwerten: „Brückenbauwerke gerade in solchen Grünbereichen wie der Flussaue Volme sind wesentliche Gestaltungselemente.“

Zweigeteilte Badstraßen-Brücke

Das Forum regt an, eventuell sogar zwei Brückenelemente mit einem gewissen räumlichen Abstand zu denken. Dies würde nicht bloß die Massivität des neuen Bauwerks deutlich reduzieren, sondern durch eine bessere Belichtung zugleich die Ökologie der Volme verbessern. Zudem könnte somit eine angedachte Ersatzbrücke gleich als erster Teil eines Neubaus konzipiert und eine Vollsperrung der Badstraße während der Bauphase vermieden werden.

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Der zweite Teil des Brückenentwurfs könnte dann schlanker am bisherigen Standort realisiert werden, sobald der erste Bauabschnitt für den Verkehr nutzbar ist. Hier könne ein Wettbewerb verschiedener Planungsbüros, so die Initiative des HFN, interessante Ergebnisse liefern, so auch die Trennung der Verkehre in Form einer Bus-/Fahrrad- und Fußgänger-Brücke sowie einer eigenen Brücke für den Individualverkehr. Für das Forum könnte das Brückenprojekt somit den Einstieg dafür liefern, die Gestaltung des Volmeufers im Bereich des Volmeparks komplett neu und vor allem als Attraktivierung der darbenden Innenstadt zu denken.

Burkhard Blesel, Vorsitzender des SIHK-Ausschusses für Handel und Dienstleistungen, machte zuletzt im Gespräch mit der Stadtredaktion deutlich, dass es bei den Planern endlich ein Ende der Denkverbote geben müsse und auch ungewöhnlichen und kreativen Lösungen bei den Prüfungen eine Chance gegeben werden sollte: „Dabei darf die Überbelastung der Planungsverwaltung kein Argument sein“, plädierte er dafür, die Prioritäten innerhalb der Verwaltung zu hinterfragen und sich auch externen Partnern nicht zu verschließen. Selbst wenn die interne Planung schon weit fortgeschritten sei, dürfe man sich besseren Vorschlägen nicht verschließen.