Hagen. Der Wirtschaftsbetrieb Hagen legt ein erstes Konzept für den Abriss der Brücke „Ebene 2“ vor. Es drohen erhebliche Verkehrseinschränkungen.
Die Planung für den Abriss der maroden und bereits für den Verkehr gesperrten Altenhagener Hochbrücke, der sogenannten „Ebene 2“, steht: Hans-Joachim Bihs, Vorstand des Wirtschaftsbetriebs Hagen (WBH), geht zurzeit davon aus, dass der Auftrag Mitte des kommenden Jahres vergeben wird, sodass die Arbeiten Ende 2025 beginnen könnten. Die Kosten für das Projekt, das sich absehbar ein Jahr hinziehen dürfte und zu erheblichen Verkehrseinschränkungen rund um das Bauwerk führt, belaufen sich nach ersten Schätzungen auf etwa sieben Millionen Euro.
„Das Bauwerk ist zwar ohne Verkehr noch standsicher und trägt sein Eigengewicht, aber die Betonqualität insgesamt muss als absolut mangelhaft bezeichnet werden. An 90 Prozent der Untersuchungsstellen gibt es Auffälligkeiten, sämtliche Brückenfelder sind geschädigt.“
In der jüngsten Sitzung der Hagener Brückenkommission machte Bihs auf Grundlage der jüngsten, vertiefenden Untersuchungen noch einmal deutlich, dass die Brückenkonstruktion aus den 60er-Jahren ein nicht mehr sanierungsfähiger Totalschaden sei. Selbst wenn es aufgrund der komplexen Verkehrsführung an dem Knotenpunkt eines Tages tatsächlich notwendig werden sollte, an gleicher Stelle eine neue Querung zu errichten, mache es keinen Sinn, auch nur geringe Teile erhalten zu wollen: „Das Bauwerk ist zwar ohne Verkehr noch standsicher und trägt sein Eigengewicht, aber die Betonqualität insgesamt muss als absolut mangelhaft bezeichnet werden. An 90 Prozent der Untersuchungsstellen gibt es Auffälligkeiten, sämtliche Brückenfelder sind geschädigt“, lässt der WBH-Chef keinen Zweifel. Vor allem am Eckeseyer Ende seien die Schäden selbst an den Lagern der Stahlbetonkonstruktion eklatant.
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Spezialgerät hebt Brückenteile heraus
Der unvermeidliche, etappenweise Abriss, für den der Begriff Rückbau tatsächlich viel passender erscheint, soll auf der Innenstadt-Seite beginnen und sich dann ich Richtung Eckesey fortbewegen. Eine zentrale Rolle wird dabei ein Hub-Spezialgerät namens SPMT (Self-Propelled Modular Transporter) spielen. Bei dem rollenden Ungetüm handelt es sich um ein vielachsiges Spezialgefährt mit Teleskop-Hebevorrichtungen, das unter die einzelnen Brückenbauteile rollt, die zum Teil deutlich mehr als 100 Tonnen schweren Bauteile anhebt und zu einem Abbruchplatz an der Ecke Wehr-/Fehrbelliner Straße fährt. Erst dort werden die Stahlbeton-Elemente für den Abtransport dann endgültig zerkleinert. Teilweise müssen dabei auch Traggerüste zum Einsatz kommen, damit die durch den Zahn der Zeit inzwischen arg fragilen und durch Trennschnitte zerteilten Brückensegmente nicht unkontrolliert herabstürzen.
Je nach Rückbau-Fortschritt wird auch der fließende Verkehr im Bereich der Altenhagener Brücke immer wieder erheblich beeinträchtigt. Bihs kündigte bereits an, dass sich sowohl eine zweimonatige Sperrung der Eckeseyer Straße sowie des Märkischen Rings während der Abrissphasen kaum vermeiden lassen. Zudem müsse auch der Kreuzungsbereich unter der Brücke für die Transporte der Elemente alle ein bis zwei Wochen für jeweils zwei Tage gesperrt bleiben.
Rampe wird noch komplizierter
Zugleich erinnerte der WBH-Vorstand daran, dass im Anschluss noch die Rampe hinter dem einstigen Turm der Arbeitsagentur verschwinden müsse. Dieser Abriss beeinträchtige den Straßenverkehr zwar deutlich weniger, doch das Bauwerk bestehe ebenfalls aus mehreren Teilelementen, die durch die darunter her fließende Volme zum Teil nur schwer zugänglich seien. Dafür wird die Stadt Hagen einen weiteren Millionenbetrag in die Hand nehmen müssen.
Gleiches gilt für die Ertüchtigung der gewaltigen Mauerkonstruktion, die die Fahrspuren des Märkischen Rings zur Volme hin abstützt. Auch hier geht der WBH davon aus, dass dort einst verbauter, minderwertiger Stahl für Spannungsriss-Problematiken sorgt. Je nach Aus- und Umbau des Märkischen Rings im Rahmen der künftigen Verkehrsführung rund um die Brücke – hier wäre sogar eine Verbreiterung der Fahrbahn denkbar –, muss die Mauer aufwändig ertüchtigt werden. Die entsprechenden Kosten sind noch gar nicht kalkulierbar.
„Falls in allen drei Varianten der Nachweis einer hinreichenden Leistungsfähigkeit nicht gelingt, kommt sogar die Idee eines Brückenneubaus wieder ins Spiel.“
Kreuzung wird neu gedacht
Die Verkehrsplaner im Rathaus bringen dazu gerade eine Untersuchung durch externe Fachbüros sowie auf Grundlage der Verkehrsprognosen 2035 auf den Weg, wie in Zukunft die Verkehrsströme von Individualverkehr, ÖPNV-Bussen sowie Radfahrern und Fußgängern optimal rund um die Altenhagener Brücke geführt werden könnten. Dabei sollen drei Varianten gegenübergestellt werden, die sich irgendwo zwischen der klassischen beampelten Kreuzungssituation und einem großen Kreisverkehr ohne jegliche Lichtzeichenanlagen bewegen. Das Gutachten, das im Frühjahr 2025 beauftragt wird, soll neben Leistungsfähigkeits- und Kostenberechnungen auch Verkehrsbelastungsbilder mitsamt einem Fazit erarbeiten. „Falls in allen drei Varianten der Nachweis einer hinreichenden Leistungsfähigkeit nicht gelingt, kommt sogar die Idee eines Brückenneubaus wieder ins Spiel“, gibt es für Fachbereichsleiter Rolf Alexander zurzeit keine Denktabus.