Hagen. Angesichts der gravierenden Baustellen-Probleme rund um die Hagener Brösel-Brücken erwartet die SIHK eine klare Verkehrsstrategie.
Vor dem Hintergrund der in den nächsten Jahren kaum mehr enden wollenden Brücken-Abrisse und Erneuerungsarbeiten sowie Verkehrssperrungen und Umleitungen in Hagen läutet die Südwestfälische Industrie- und Handelskammer (SIHK) die Alarmglocke: Die Vertretung von Wirtschaft und Handel befürchtet, dass die Geschäftswelt in der Innenstadt unter den sich abzeichnenden Verkehrschaos-Jahren dramatisch leiden wird. Denn der vorläufige Bauzeitenplan für die Erneuerung der maroden Brücken-Infrastruktur in der Hagener Innenstadt reicht bis weit in die 2030er-Jahre hinein, in denen Umleitungen und Sperrungen die Erreichbarkeit des urbanen Mittelpunkts der Stadt erheblich beeinflussen werden.
„Hagens Innenstadt hat auf dem Weg hin zu einer attraktiven und zukunftsfähigen Innenstadt keinen Tag zu verlieren“, warnen SIHK-Hauptgeschäftsführer Ralf Geruschkat und sein Kollege Burkhard Blesel, Vorsitzender des Ausschusses für Handel und Dienstleistungen, unisono. „Weitere Einschränkungen, durch die Kundenrückgänge und Kündigungen von einpendelnden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zu befürchten wären, sind zu verhindern“, sind die beiden Kammer-Vertreter überzeugt, dass nur in einer gut erreichbaren Innenstadt der Einzelhandel funktionieren könne. Aktuell sei jedoch der genau gegenteilige Kurs zu erkennen. „Alles, was verloren geht, fehlt am Ende auch den Händlern und wir berauben uns unseres Zukunftspotenzials“, fremdelt Geruschkat auch mit dem Primat der Verkehrsplaner, jeglichen Durchgangsverkehr aus der Innenstadt heraushalten zu wollen.
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SIHK vermisst den roten Faden
Blesel und Geruschkat kritisieren vor allem, dass sie noch kein ganzheitliches, durchgängiges Konzept bei der Erneuerung der Verkehrsinfrastruktur ausmachen könnten: „Es fehlt einfach der rote Faden für eine attraktive Erreichbarkeit der Innenstadt-Parkhäuser“, sind die beiden Vertreter von Wirtschaft und Handel davon überzeugt, dass trotz aller Verkehrswende-Impulse die Anbindung an die Wohnbezirke am Stadtrand sowie ans ländliche Umland weiterhin über den Pkw läuft: „Das lässt sich auch in den nächsten Jahren nicht wegdiskutieren. Es gibt jedoch keine Konzepte, keine Zeitachsen, keine ganzheitlichen Lösungen, dabei begleitet uns das Brückenthema über Jahrzehnte. Doch zurzeit stolpern wir nur von Brücke zu Brücke.“
„Es gibt jedoch keine Konzepte, keine Zeitachsen, keine ganzheitlichen Lösungen, dabei begleitet uns das Brückenthema über Jahrzehnte. Doch zurzeit stolpern wir nur von Brücke zu Brücke.“
Die Kammer erinnert zugleich an die verheerenden Folgen durch die Sperrung der Rahmedetalbrücke: „Die Erfahrungen aus Lüdenscheid während der Vollsperrung der A45 zeigen, dass der Ausfall von maßgeblichen Verkehrsachsen aufgrund maroder Brücken enorme volkswirtschaftliche Schäden verursacht. Laut einer Studie des Verkehrsverbands Westfalen werden die Schäden auf mindestens eine Million Euro pro Tag geschätzt und langfristig ihre Spuren in der Region hinterlassen.“ Ein schleichender und zugleich bedrohlicher Prozess, den die SIHK auch für Hagen befürchtet.
Erreichbarkeit als Priorität
Wegen der jahrelangen Einschränkungen rund um die gesperrte Altenhagener Hochbrücke „Ebene 2“ müsse es während der Sanierungsplanung der Badstraßenbrücke oberstes Gebot sein, die Erreichbarkeit von Hagens Innenstadt als Wohnort, Arbeitsort und Einkaufsort zu sichern. Dabei gelte: „Naturschutz und verkehrliche Erreichbarkeit dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden! Das in der Brückenkommission vorgestellte Szenario, das den Kreisel in der Badstraße über einen längeren Zeitraum zu einer Sackgasse für den Autoverkehr und nur noch für Busse, Fahrräder und Fußgängerinnen und -gänger passierbar macht, muss angepasst werden“, betont Geruschkat.
Zugleich appelliert der SIHK-Hauptgeschäftsführer, auch unkonventionell zu denken, um die Erreichbarkeit der Innenstadt zu sichern. „Die Verkehrsführung entlang der Körnerstraße, der Holzmüllerstraße und der Potthoffstraße kann als vorübergehende, leistungsfähige Verkehrsachse in dieser Krisensituation realisiert werden“, schlägt er vor. „Alternativ ist eine leistungsfähigere Behelfsbrücke zu prüfen, die den Pkw- und Anlieferungsverkehr zur Volmequerung aufnehmen kann. In einer Krise müssen im Zweifelsfall auch unkonventionelle Lösungen für einen begrenzten Zeitraum in Betracht gezogen werden.“ Selbst ein Ring-Busservice, bei dem potenzielle Innenstadtbesucher an zwei bis drei P&R-Parkflächen alle zehn Minuten ins Herz der City kutschiert werden, solle mitgedacht werden.
„In einer Krise müssen im Zweifelsfall auch unkonventionelle Lösungen für einen begrenzten Zeitraum in Betracht gezogen werden.“
Für den Wohn-, Wirtschafts- und Einkaufsstandort Innenstadt müsse dessen attraktive Erreichbarkeit an erster Stelle stehen, wenn die weiteren Sanierungsplanungen für Hagens marode Brücken – und insbesondere für die Sanierung der Badstraßenbrücke – in Angriff genommen würden, so die Forderung der SIHK: „Dies bietet auch die Chance, bereits gegenwärtig die Rahmenbedingungen für eine resiliente und verlässliche infrastrukturelle Erreichbarkeit der Hagener Innenstadt zu setzen, von denen in Zukunft der gesamte Standort, seine Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie die Anwohnerinnen und Anwohner profitieren werden“, meint Geruschkat.