Altenhagen. „Highline“, Green Bridge, Brückenpark – nichts davon wird vorerst in Hagen realisiert. Eigentlich muss die Hochbrücke in Altenhagen weg.

Das Ende der Debatte um das Projekt „Grüne Brücke“ auf der Altenhagener Brücke darf man als durchaus konstruktiv bezeichnen, wenn man bedenkt, mit welch angefassten Tönen es seitens der Politik bedacht wurde. „Eine Zustimmung der dafür zuständigen demokratischen Instanzen, Rat, Kulturausschuss, Stadtentwicklungsausschuss oder Bezirksvertretung, wurde bislang weder angestrebt noch eingeholt“, empörten die Allianz-Vertreter Stephan Ramrath (CDU), Hans-Georg Panzer (Grüne) und Michael Grzeschista (FDP) sich im Vorfeld darüber, dass hier Menschen eine Idee vorantreiben, der sich die Politik bis dato gar nicht richtig gewidmet hatte. Bürger hatten sich einfach mal Gedanken gemacht. Das von CDU, Grünen und FDP angedachte Moratorium – ein angeordneter Aufschub – ist nun vom Tisch. Weil am Ende Vernunft, Weitsicht und – wie Grüne-Brücken-Initator Klaus Hirschberg es nennt – „politische Intelligenz“ den Ausschlag geben.

So hätte die grüne BRücke auf der Ebene 2 in Altenhagen aussehen können.
So hätte die grüne BRücke auf der Ebene 2 in Altenhagen aussehen können. © Initiativkreis Grüne Brücke Hagen | Jan Kamensky

Erinnerung an die „Highline“

Die simple Idee der Brücken-Initiative war, die Ebene-2-Hochbrücke in einen grünen Park mit Aufenthaltsqualität zu verwandeln. Ähnlich wie die „High Line“ in New York, nur in einfacherer Hagener Weise. Dennis Rehbein (CDU) hatte eine der längsten Beschlussvorlagen der vergangenen Zeit dazu aus seiner Sicht noch mal argumentativ untermauert. „Wir wollen keine Denkverbote an Bürger verteilen. Aber wir müssen den Fokus auf Dinge legen, die beschlossen sind und nicht weiter unnötig ohnehin knappe Ressourcen der Verwaltung binden. Wir sind aus mehreren Gründen gegen das Projekt. Ich möchte aber im Austausch bleiben und mich in Zukunft weiter von guten Argumenten überzeugen lassen.“

Jörg Meier (SPD) war Rehbein „dankbar“ für seine Ausführungen. „Wir waren erschrocken von dem Duktus der ablehnenden Vorlage.“ Er sei selbst ungeduldig, wolle schnell vorankommen, aber man dürfe auch „keine Diskussionskultur kaputt machen.“ In dem Beschlussvorschlag für den Stadtentwicklungsausschuss mit dem Titel „Moratorium“ sollte die Stadtverwaltung eigentlich „weiterhin nicht ermächtigt“ werden, „Personal- oder Sachmittel oder sonstige Unterstützung für das rein private Projekt ,Grüne Brücke Hagen‘ zur Verfügung zu stellen“. Zudem dürfe „nicht fälschlicherweise der Eindruck“ entstehen, dass die Stadt offiziell das Vorhaben unterstütze.

Der Bau der Altenhagener Hochbrücke startete in den 60er-Jahren. 1968 wird die Brücke offiziell freigegeben.
Der Bau der Altenhagener Hochbrücke startete in den 60er-Jahren. 1968 wird die Brücke offiziell freigegeben. © Stadtarchiv

Im Fokus: die Eckeseyer Brücke

Baudezernent Henning Keune erklärte, die Idee mit geboren zu haben. „Damals war aber schon klar, dass eine Realisierbarkeit nicht gesichert ist.“ Das Angebot, in einen Beirat der Brücken-Initiative einzutreten, habe er abgelehnt. „Die Brücke ist kein Thema. Erst recht nicht, weil wir bei der vorgelagerten Eckeseyer Brücke (Anm.: sie überspannt die Bahngleise) noch von einer Lebensdauer bis 2040 sprechen.“ Man müsse sich fragen, wie Verkehre dann abgewickelt werden. Und überdies stehe im Brückenplan auch erst die einsturzgefährdete Fuhrparkbrücke oben auf der Liste. Die Hochbrücke „Ebene 2“ werde erst dann Thema, wenn es an die Planungen rund um die Eckeseyer Brücke gehe.

Im Vordergrund sieht man die Altenhagener Hochbrücke, im Bildhintergrund geht sie in die Eckeseyer Brücke über, die dringend saniert werden muss.
Im Vordergrund sieht man die Altenhagener Hochbrücke, im Bildhintergrund geht sie in die Eckeseyer Brücke über, die dringend saniert werden muss. © WP | Michael Kleinrensing

Ein Zusammenhang, den der Ausschuss als logisch und nachvollziehbar empfand, zumal Keune einer grünen Brücke in ferner Zukunft keine Absage erteilte. Den Knoten zerschlug aber wohl am deutlichsten der Redebeitrag von Hans-Georg Panzer (Grüne): „Für mich ist diese Hochbrücke der Punkt, an dem sich zeigen wird, ob die Verkehrswende in Hagen durchsetzbar ist oder nicht. Sie ist ein Schandfleck, der dafür weg muss. Sie wurde ausschließlich für den Individualverkehr gebaut. Die gesamte B54 zwischen Eckeseyer Brücke und dem Volmetal ist ein Dokument der autogerechten Stadt. Wenn wir das weiter wollen, müssen wir alles nur instandsetzen. Oder wollen wir die Verkehrswende? Wir müssen immer basisdemokratisch vorgehen und die Bürger mitnehmen. Aber an diesem Punkt geht es nicht. Vielleicht an einem anderen im Stadtgebiet.“

Ökologische Transformation

Die Mitglieder der Brücken-Initiative saßen im Publikum, hörten konzentriert zu. Und: Sie bedachten das Ende der Diskussion, bei dem die Antragssteller ihren Moratoriums-Antrag zurückzogen, sogar mit leisem Applaus. „Ja, der Applaus war ernst gemeint. Uns geht es nicht um die Brücke an sich. Sie ist eine Metapher für die ökologische Transformation in dieser Stadt, auf die wir aufmerksam machen wollten. Das ist gelungen. Und das Brückenprojekt ist damit auch nicht tot, sondern langfristig vielleicht denkbar. Wir sind mit der Entscheidung zufrieden. Nun kann man ohne Eile und Hektik etwas entwickeln.“