Hagen. Ein junges Paar aus Hagen hält die Erinnerung an ein Bier wach: Andreas Pils. Was es mit dieser Leidenschaft für Gerstensaft auf sich hat.
Das Wasser aus der eigenen Quelle, der herbe Geschmack, dieses Gefühl, wenn der Gerstensaft kühl durch die Kehle fließt. All das kennt er nicht. „Getrunken habe ich ein Andreas-Pils noch nie“, sagt Stefan Prünte.
Theoretisch wäre das kein Problem. Denn der halbe Kasten - in Blau gehalten mit der Aufschrift „Andreas Pils“ - steht zu seinen Füßen (die Brauerei mit Sitz an der Voerder Straße in Hagen hat diese Innovation, die das Tragen arg erleichterte, einst salonfähig gemacht). Darin: zehn geschlossene Flaschen mit Gerstensaft. „Na ja“, sagt Prünte, „das Bier dürfte wohl nicht mehr schmecken.“
Leidenschaft für Gerstensaft
Damals, als es noch in Haspe gebraut wurde, schmeckte es, dieses Bier. Prüntes Vater, seinem Onkel, seinem Vater. Und obwohl der 35-jährige Hasper selbst nie vom Hasper Andreas-Bier gekostet hat - 2016 wurde das letzte Bier unter dem Namen Andreas in der Dortmunder Aktien-Brauerei (DAB) gebraut - hat sich die Leidenschaft vererbt. Eine Leidenschaft für Gerstensaft. Für den Gerstensaft, der bis 1994 in jenem Stadtteil gebraut wurde, in dem Stefan Prünte und seine Freundin Sarah Jankowsky (28) aufgewachsen sind und leben.
„Alles hat vor ein paar Jahren mit ein paar Krimeskrügen angefangen.“
Überhaupt: Eigentlich ist Sarah Schuld. Nicht an der Leidenschaft. Aber daran, dass sich eine Wohnung an der Berliner Straße in ein Museum verwandelt hat. In ein Andreas-Museum. „Alles hat vor ein paar Jahren mit ein paar Krimeskrügen angefangen“, sagt Stefan Prünte, „als dann eine Andreas-Sammlung in Gevelsberg aufgelöst wurde, hat meine Freundin mich animiert, die zu kaufen.“
Am Anfang standen Kirmeskrüge
Was mit Kirmeskrügen seinen Anfang nahm, hat sich entwickelt - zu einer der umfangreichsten Sammlungen dieser Art. „Wir sind nicht die einzigen, die diese Dinge bewahren, aber mit Sicherheit die Jüngsten“, sagt Stefan Prünte, der in einer Schlosserei arbeitet und sich mit seiner Freundin bei der KG Rheingold engagiert. „Wir stehen in engem Austausch. Und wann immer einer der älteren Sammler etwas abgeben möchte, nehmen wir es.“
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Dazu durchforsten er und seine Freundin systematisch Online-Märkte. „Mehrmals pro Tag schaue ich, ob sich was ergibt“, sagt Stefan Prünte. Die Aufgabenteilung ist festgelegt: Prünte sucht und findet, Sarah Jankowsky fährt dann mit ihrem Mofa los und holt die neuen Exponate ran. „Teilweise aus der Walachei“, sagt sie und lächelt.
Bierfässer hat sie auf dem Gepäckträger schon transportiert. Das größte Ausstellungsstück allerdings wäre für das Zweirad mit kleinem Motor zu viel gewesen: ein Andreas-Bierwagen. „37 Jahre alt, komplett eingerichtet und voll funktionsfähig“, sagt Stefan Prünte, „der steht bei einem befreundeten Karnevalsverein. Zu Feiern und Festen wird er genutzt.“
Andreas-Lampen unter der Decke
In Stefan Prüntes Wohnung, in der unter der Decke Andreas-Lampen hängen, hätte der nicht gepasst. Dafür all die anderen Exponate, die in Teilen Seltenheitswert haben: Bierfässer, Reklametafeln, das Original-Schild, das sein Onkel einst von der Halle an der Voerder Straße abmontiert hat, alte Geschäftsberichte aus den 30er- und 40er-Jahren, Baupläne der Brauerei, Modelleisenbahn-Waggons, Krüge, Gläser, Kalender, Bierdeckel, eine Andreas-Dose aus den USA, Flaschen, die fürs Ausland produziert, aber nie exportiert wurden sowie ein Bollerwagen.
„Eigentlich ist es viel zu schade, all das nur in einer Wohnung aufzubewahren.“
Und dann ist da noch Willi: Der steht in einer Ecke in Prüntes Wohnung. Eine lebensgroße Puppe im Andreas-T-Shirt, mit Andreas-Mütze und mit Andreas-Schürze.
Fotos auf Facebook
„Eigentlich ist es viel zu schade, all das nur in einer Wohnung aufzubewahren“, sagt Sarah Jankowsky, „viel schöner wäre es doch, wir könnten all diese Stücke, die wir gesammelt haben, auch zeigen - zum Beispiel in einem Ladenlokal.“
Eines extra anzumieten, ist dann aber doch ein bisschen viel für ein junges Paar, dass einen höheren fünfstelligen Betrag in diese besondere Sammlung investiert haben dürfte. Immerhin: Regelmäßig zeigen Sarah Jankowsky und Stefan Prünte Exponate in Facebook-Posts. „Immerhin 800 Menschen haben unsere Seite mit ,gefällt mir‘ markiert“, sagt Sarah Jankowsky. „Die Resonanz ist überwältigend.“
Vorliebe für Vormann
Bleibt am Ende noch die Bier-Frage an jemanden, der noch nie ein Andreas-Pils getrunken hat. „Vormann“, sagt Stefan Prünte, „Vormann aus dem Hagener Süden - das ist mein Lieblingsbier.“