Hagen. Nach einer heimlichen Affäre mit einem Unternehmer aus Hagen sollen 114.800 Euro Schweigegeld gezahlt worden sein. Staatsanwaltschaft ermittelt.
Im Internet tritt die Endzwanzigerin als elegante Influencerin auf, hält Sportschuhe von Gucci für 1100 Euro in die Kamera. Lächelnd zeigt sie ihren Parfüm-Flakon von Louis Vuitton für 430 Euro. Von Beruf ist sie Standesbeamtin im Ennepe-Ruhr-Kreis. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen sie: Die sympathisch wirkende Amtsfrau soll eine eiskalte Erpresserin sein. Ihr Opfer: ein Hagener Unternehmer (38).
Verhängnisvolle Beziehung
Der hatte sich auf eine verhängnisvolle Beziehung mit der Dame, die gerne zeigt, was sie besitzt, eingelassen. Anderthalb Jahre lang waren der verheiratete Familienvater und die Standesbeamtin ein heimliches Liebespaar. Auch für sie war es wohl ein riskantes Doppelleben, denn zu Hause warteten Kinder und Ehemann.
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Ob der Gatte von den Seitensprüngen seiner Frau etwas wusste oder von diesen womöglich sogar profitiert hat, ist jetzt ein Teil der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen. Zumindest dürfte der Ehemann mitbekommen haben, dass seine Frau irgendwann einen dicken, schick gestalteten Mercedes fuhr: Preis 34.800 Euro. Das Auto gehört dem Unternehmer und soll ihm abgepresst worden sein, so der Vorwurf des Anzeigenerstatters.
Freie Trauer-Rednerin und erfolgreiche Influencerin
Ob dies tatsächlich so war, arbeiten zurzeit die Ermittlungsbehörden auf. Immerhin hat die Staatsdienerin neben ihrem Behördenjob sich auch noch als Trauer-Rednerin sowie als Influencerin ihr Gehalt aufgebessert. So bewirbt sie bei TikTok und Instagram Luxusprodukte wie Designer-Ledertaschen und kokettiert dort mit der Frage: „Wieso glaubt mir immer noch keiner, dass ich eine Standesbeamtin bin?“
Ja, sie ist tatsächlich eine echte Standesbeamtin. Doch in dem Rathaus, in dem sie derzeit angestellt ist, weiß niemand etwas von den harten Erpressungs-Vorwürfen. Am Mittwoch sollte sie eigentlich an ihrem Arbeitsplatz aufgesucht werden, um ihr Handy zu beschlagnahmen. Doch sie war krankgeschrieben.
Stattdessen erschienen die Ermittler an ihrer Wohnanschrift. „Die beauftragte Kriminalpolizei hat einen Durchsuchungsbeschluss vollstreckt“, bestätigt Staatsanwalt Jörn Kleimann auf Anfrage, „ein i-Pad und ein Handy wurden sichergestellt.“ Die Geräte sollen nun ausgewertet werden. Denn: Nachdem der Unternehmer seine Affäre mit der Standesbeamtin im März 2023 beendet hatte, sei er von ihr über WhatsApp erpresst worden. Sie hätte ihm ein heimlich aufgenommenes Foto zugeschickt und damit gedroht, dies auch seiner Ehefrau zuzuleiten.
Ehefrau dann doch alles gebeichtet
Als Schweigegeld will der Geschäftsmann erst 10.000 Euro, dann zweimal 20.000 Euro gezahlt haben. Auch den Mercedes hätte sie ihm abgepresst und schließlich noch weitere 30.000 Euro verlangt und auch erhalten. Weil ihre Forderungen aber kein Ende nahmen, hätte er schließlich seiner Ehefrau alles gebeichtet.
Rechtsanwalt David Lakwa hat beim Landgericht eine Zahlungsklage über 114.800 Euro gegen die Standesbeamtin eingereicht und Strafanzeige gegen sie erstattet: „Alle Beweise sind gesichert. Wie mein Mandant abgezogen wurde, das war schon perfide“, sagt er. Staatsanwalt Jörn Kleimann bestätigt: „Wir ermitteln wegen des Verdachts einer Erpressung.“
Die Redaktion hat mehrfach versucht, eine Stellungnahme der Standesbeamtin zu erhalten. Sie hat sich nicht zurückgemeldet.