Hohenlimburg. Wo bald das Werkhof Kulturzentrum sein 40. Jubiläum feiert, war einst die Schlossbrauerei. Auf den Spuren des dort gebrauten Bieres gibt es offene Fragen:

Gebrautes Flaschenbier wird im Werkhof Kulturzentrum regelmäßig ausgeschenkt, nicht zuletzt in gut einer Woche beim Sommerfest zum 40. Jubiläum des Kulturhauses an der Herrenstraße. Dass an Ort und Stelle einst Bier gebraut wurde, ist auch kein Geheimnis, schließlich ziert bis heute der Schriftzug der „Schlossbrauerei“ das historische Gebäude. Doch wer sich auf die Spuren des dort eins gebrauten Bieres begibt, dem begegnen auch Rätsel. So ist nicht bekannt, ob dieses Bier überhaupt einen Namen und ein Emblem gehabt hat.

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Spuren von Brauerei

„Wenn wir wüssten, wie dieses Bier hieß, dann würden wir es neu auflegen“, sagt Norbert Höhne aus dem Werkhof-Team und lacht. Er steht im Foyer des Werkhof-Kulturzentrums, so sich noch Spuren der Vergangenheit als Brauerei finden lassen. Von der Decke hängt ein Stahlhaken, ein großer Torbogen durchbricht eine Seitenwand. „Dort sind früher die Fuhrwerke durchgefahren, um das Bier abzutransportieren“, erzählt Höhne, der in diesen Räumen seit Jahrzehnten arbeitet. „Und in der Katakombe müsste das Bierlager gewesen sein.“ Im weitläufige Foyer habe damals die Abfüllanlage gestanden, sagt Höhne.

„Gruß von der Bierbank“: Hier eine Ansichtskarte vom Schlossbrauerei-Ausschank in Hohenlimburg aus dem Jahr 1908.
„Gruß von der Bierbank“: Hier eine Ansichtskarte vom Schlossbrauerei-Ausschank in Hohenlimburg aus dem Jahr 1908. © Heimatverein Hohenlimburg | Archiv Verein für Orts- und Heimatkunde Hohenlimburg e. V.

Ausschank in Flaschen?

In Zeiten der Schlossbrauerei wandelte sich das Brauereigewerbe, weg vom Abfüllen in Fässern, hin zum Abfüllen in Flaschen. Wurde in der Schlossbrauerei schon Bier in Flaschen abgefüllt? Fraglich, meint Widbert Felka, Vorsitzender vom Heimatverein Hohenlimburg. Schließlich wurde die Brauerei nach 1918 aufgegeben und Flaschenbier setzte sich in jener Zeit erst langsam durch. Ein kleines Fundstück im Gebäude deutet jedoch darauf hin, dass es auch Flaschenbier in der Schlossbrauerei gab. Sie hätten mal einen Flaschendeckel gefunden, berichtet Norbert Höhne, der von einer der alten Bierflaschen stamme.

Hatten die Flaschen ein Markenemblem? Wenn ja, wie sah es aus? Fragen, deren Antworten im Nebel der Geschichte verborgen liegen.

„Nach dem Ausscheiden des Braumeisters August Wiemer um 1900 blieb Mitgründer Theodor Lücke alleiniger Betreiber.“

Widbert Felka, Heimatverein Hohenlimburg, über die ehemalige Schlossbrauerei

Sohn übernimmt Betrieb

Doch auch historische Fakten zur Schlossbrauerei gibt es, recherchiert unter anderem bereits in den 1970ern für die Hohenlimburger Heimatblätter. Wo heute das Werkhof Kulturzentrum beherbergt ist, war zu Kaisers Zeiten die Schlossbauerei „Lücke & Wiemer“, weiß Widbert Felka, Vorsitzender des Hohenlimburger Heimatvereins. Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet, wurde dort einige Jahrzehnte Bier gebraucht. „Nach dem Ausscheiden des Braumeisters August Wiemer um 1900 blieb Mitgründer Theodor Lücke alleiniger Betreiber.“ Zwei Jahre später übernahm dessen Sohn Carl Lücke den Betrieb.

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Neubau im Jugendstil

Er ließ für die Schlossbrauerei einen Neubau im Jugendstil errichten - das heutige Werkhof Kulturzentrum. Den damaligen Komplex mit Brauerei und Gaststätte hat der Hohenlimburger Architekt Albert Loose gebaut. Ein verspielter Baukörper, dessen Erker, Säulen und Balkone bis heute viele Blicke fangen. Der Schriftzug „Gasthaus zur Schlossbrauerei“ prangt bis heute an der Außenwand. Darüber steht auf einem Sockel eine in Stein gemeißelte Figur. Sie soll Gambrinus zeigen, der in vielen Legenden als Erfinder des Bieres beschrieben wird.

Eine Postkarte von 1907 zeigt die ehemalige Schlossbrauerei in Hohenlimburg
Eine Postkarte von 1907 zeigt die ehemalige Schlossbrauerei in Hohenlimburg © Heimatbund | Hagener Heimatbund e.V.

Bier für Eigenbedarf

Ob das dort gebraute Bier unter besonderem Namen vermarktet wurde, ist fraglich. In einer Werbeanzeige der Schlossbrauerei führen sie „Pilsener” und „Bockbier” als ihre Spezialitäten an. Markennamen? Fehlanzeige. Bier braute man hauptsächlich für die eigene Schankwirtschaft vor Ort. Die Ausnahmen: das Restaurant „Markaner“ in Altena und eine Gaststätte am Hauptbahnhof in Hagen. „Einer der Söhne hat eine Gastwirtschaft am Hauptbahnhof betrieben“, wie Jens Bergmann vom Hagener Heimatbund zu berichten weiß. Er hat einen Beitrag über Hagener Brauereien für das Freilichtmuseum geschrieben.

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Ausschank am Hauptbahnhof

So wurde in besagter Schenkwirtschaft an der damaligen Kölner Straße am Hagener Hauptbahnhof - damals Vorzeigeviertel mit Restaurants, Cafés und Hotels - auch das Bier der Schlossbrauerei aus Hohenlimburg in die Gläser gezapft. Die Kölner Straße wurde später in der Nazi-Zeit in Adolf-Hitler-Straße umbenannt, heute heißt sie „Straße am Hauptbahnhof“. „1905 war die Gaststätte noch in einem Fachwerkhaus untergebracht, bis daneben der Jugendstilbau entstand und später das Fachwerkhaus abgerissen wurde“, so Jens Bergmann weiter.

Auch nach Schließung der Schlossbrauerei blieb das Gebäude erhalten. Es wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als Gefangenenlager und später als Möbelhaus genutzt. Die dortige Gastronomie blieb noch bis in die 1960er-Jahre geöffnet. Seit 1984 wird die ehemalige Schlossbrauerei schließlich als Werkhof Kulturzentrum und Ausbildungsstätte genutzt, wie man es heute kennt.