Dahl. Die Brauerei Vormann hat ihren Mercedes 311 L nach sieben Jahren Restaurierung zurück. Schon Eduard Vormann fuhr hiermit Bier aus.

Die Brauerei Vormann in Dahl ist rein baulich schon etwas für jene, die das architektonische Zusammenspiel von alter Zeit und Moderne feiern. Die Vorgänger-Generationen von Brauerei-Chef Christian Vormann würden das Ensemble auf jeden Fall noch wiedererkennen, so repräsentativ ist es. Nun ist - nach sieben Jahren des Wartens - ein weiterer alter Vormann-Schatz zurückgekehrt. Der 64 Jahre alte Mercedes 311 L, mit dem sein Vater Eduard einst das Bier ausfuhr, und den Vormann-Fans vielleicht noch von Brauchtumsveranstaltungen kennen, ist nach siebenjähriger Restaurierung zurück.

Nachfolger des Opel Blitz

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Die Kaufpapiere gibt es noch: Das Ehepaar Vormann hatte den Wagen am 29. September 1960 persönlich in Mannheim abgeholt. © WP | Michael Kleinrensing

Einen Bierwagen wie diesen - der diesen Namen übrigens wirklich verdient - gibt es in ganz Hagen nicht mehr. Logisch, es gibt ja außer Vormann auch keine Brauerei mehr in dieser Stadt. Der Mercedes 311 L, Nachfolge-Modell des legendären Opel-Blitz (von den 1930er- bis in die 1970er Jahre die Bezeichnung für unterschiedliche Lkw-Baureihen der Adam Opel AG, dürfte aber auch so nicht mehr so oft in Hagener Garagen stehen. Und erst recht nicht so wie dieser. „Fühlen Sie mal“, sagt Christian Vormann stolz, „glatt wie ein Babypopo“.

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Hier sieht man neben dem alten 311 L (links) noch das Vorgänger-Modell Opel Blitz auf dem Brauereigelände in Dahl. © Vormann Brauerei | Vormann Brauerei

Selbst in Mannheim abgeholt

Das ist der Lack wirklich. Alles glänzt, alles ist instandgesetzt, alles - so alt es auch ist - in einer Art Ursprungszustand. So muss der wassergekühlte, sechszylindrige und in der Spitze 100 Stundenkilometer schnelle Hauben-Laster ausgesehen haben, als der 2019 verstorbene Eduard Vormann mit seiner Frau den Wagen am 29. September 1960 persönlich am Daimler-Werk in Mannheim abgeholt hat. Auf der Quittung, die Christian Vormann zeigt, steht noch: „Bar bei Abholung“. 17.050 D-Mark wurden damals fällig. Der Wagen war von den Vormanns über die Jürgens-Niederlassung in Haspe bestellt worden.

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Er wird das alte Schätzchen künftig nicht mehr verleihen. © WP | Michael Kleinrensing

Vor vier Jahren entschied sich Christian Vormann, den alten Laster restaurieren zu lassen und setzte dabei auf die Kraftfahrzeugwerkstatt „HaKaWe“ am Sporbecker Weg in Vorhalle. „Der ist natürlich nicht sieben Jahre am Stück restauriert worden“, sagt Christian Vormann. „Aber es gab Dinge, die haben eben ihre Zeit gebraucht. Zum Beispiel die Windschutzscheibe des 311 L zu besorgen: zwei Jahre lang. „Es steckt unheimlich viel Liebe in der Restauration. Das hat das Team dort unheimlich gut gemacht.“ Der alte Holzrahmenbau, der das Fahrerhaus des Lasters trägt, ist gegen eine Metallkonstruktion ersetzt worden. Die Firma hat es sogar hinbekommen, die alten und ziemlich mitgenommenen Kotflügel wieder herzustellen.

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Der Kraftfahrzeugschein im Original von 1960. © WP | Michael Kleinrensing

Kulturerbe der Brauerei

Zuvor hatte Braumeister Vormann den alten Laster in der Remise der Brauerei stehen. Nur zu besonderen Gelegenheiten wurde er hervorgeholt. Der Clubb 99 aus Haspe lieh ihn sich beispielsweise und rollte damit über den Hasper Kirmeszug. „Ich werde den Laster aber künftig nicht mehr verleihen“, sagt Christian Vormann. Er werde selbst damit fahren, wenn ihm die Zeit bleibe und ihn ansonsten als Kulturerbe der kleinen Brauerei bewahren.

Die Brauerei besteht offiziell seit 1877. Der Gründer der Brauerei, Eduard Vormann, pachtete 1877 die Friedrich Funksche Brauerei in Dahl, die seit 1718 nachgewiesen ist. Der Familienbetrieb erzeugt Pils und Altbier, aber auch viele Spezialitäten, auf die Kunden in Hagen und der näheren Umgebung zählen. Weizen. Urbräu, aber auch Schnaps wie Bierbrand. Spezialisierung und Verlässlichkeit sind hier wichtig. Vom Ausstoß her kann die kleine Brauerei mit den Riesen der Branche nicht mithalten. Wie sie auch nicht. „Wir machen hier knapp 3500 Hektoliter im Jahr. Das macht man bei Krombacher in der Stunde.“