Hagen. Zirkus Quamboni in Hagen erhält von LWL und Kirche weniger Geld. Eltern sollen deshalb höhere Beiträge zahlen. Das sagen die Verantwortlichen:

Keine schöne Nachricht: Der Kinder- und Jugendzirkus Quamboni geht - salopp gesagt - finanziell am Stock. Das bei vielen Hagenern beliebte und bekannte Projekt, das sich aus ganzjährigen Zirkus-Aktionen und Sommercamp zusammensetzt, wurde vor 36 Jahren von der evangelischen Jugend im Kirchenkreis Hagen ins Leben gerufen. Doch mittlerweile kämpft Quamboni mit steigenden Kosten bei parallel sinkenden Fördergeldern. Folge: Der Jahres- sowie Camp-Beitrag werden 2025 drastisch erhöht - mit Steigerungen von bis zu 70 Prozent.

Erhöhung ist notwendig

„Der Unmut bei einigen Eltern ist verständlich, aber eine Erhöhung ist nötig“, unterstreicht Kai Hasselberg, Leiter des Referats Kinder- und Jugendarbeit, „Sparen im sozialen Bereich trifft grundsätzlich die Falschen“.

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Rolf Neuendorf, Quamboni Projektleiter/Zirkusdirektor (links), und Kai Hasselberg, Leiter des Referats Kinder- und Jugendarbeit, versichern, dass es Quamboni in Hagen auch in den kommenden Jahren geben wird. Im Hintergrund sind die Bauwagen zu sehen, in denen die Kinder während des Sommercamps schlafen. © WP | Yvonne Hinz

In einem „offenen Brandbrief an die örtlichen Medien“ wird das Ende des Quamboni-Projektes prophezeit. Der anonyme Brief, der in der Stadtredaktion Hagen sowie in der Hohenlimburger Redaktion eingegangen ist, beschreibt „den Verrat an unseren Kindern und christlichen Werten“. Und weiter: „Die ev. Kirche Hagen, ein jahrzehntelanger Unterstützer des Projektes, zieht sich zurück und wird ihre Förderung schrittweise einstellen. Dieser Rückzug ist nicht nur eine Katastrophe für das Projekt selbst, sondern er widerspricht fundamental den christlichen Werten, für die diese Institution stehen sollte. Christliche Werte wie Nächstenliebe, Solidarität und der Schutz der Schwachen werden hier mit Füßen getreten.“

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Den Kinder- und Jugendzirkus Quamboni gibt‘s seit mittlerweile 36 Jahren in Hagen. Doch die finanzielle Situation des Projektes sieht nicht rosig aus.  © Quamboni | Rolf Neuendorf

Leuchtturmprojekt mit Strahlkraft

Die Stadtredaktion hat den ev. Kirchenkreis und Rolf Neuendorf, den Leiter des Quamboni-Projektes, mit dem „offenen Brandbrief“ konfrontiert. „Wir wissen von dem Schreiben nichts“, versichern Neuendorf und Hasselberg, „aber fest steht: Wir trennen uns nicht von Quamboni. Quamboni wird es auch in den kommenden Jahren geben“. Der Referatsleiter ergänzt: „Seit Jahren ist Quamboni ein Leuchtturmprojekt des ev. Kirchenkreises und hat Strahlkraft in die Hagener Stadtgesellschaft.“

„Wir trennen uns nicht von Quamboni. Quamboni wird es auch in den kommenden Jahren geben. Seit Jahren ist das ein Leuchtturmprojekt.“

Kai Hasselberg,
Leiter des Referats Kinder- und Jugendarbeit

Sommercamp auf Elbersgelände

Zum Hintergrund: 40 Kinder und Jugendliche machen beim Zirkus Quamboni mit, fast alle nehmen am Sommercamp auf dem Elbersgelände teil. Das ganze Jahr über wird trainiert. Einziger Festangestellter ist Rolf Neuendorf, die Teamer (junge Ausbilder) und sämtliche Helfer sind ehrenamtlich tätig.

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Im Sommer erreichte Quamboni die Nachricht, dass eine vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) erwartete Förderung in Höhe von 10.710 Euro nicht zur Verfügung steht. Durch eine spontan ins Leben gerufene und durch die von der WP journalistisch begleitete Spendenaktion konnte die Miete für das Zirkuszelt dann doch aufgebracht werden und das Sommercamp stattfinden.

Insgesamt hatte Quamboni für das Sommercamp 2024 beim LWL 26.000 Euro Förderung beantragt. Umsonst. Lediglich eine NRW-Unterstützung (3500 Euro) und private Spenden (9500 Euro) standen in diesem Jahr zur Verfügung.

Akrobatik und Feuerspektakel  - darin verstehen sich die Quambonis.
Akrobatik und Feuerspektakel - darin verstehen sich die Quambonis. © WP | Michael Kleinrensing

Weit weniger Geld aus Kirchensteuern

Und die Mittel aus Kirchensteuern? Kai Hasselberg erklärt: „Die lagen für 2024 noch bei etwa 45.000 Euro. Ab 2025 werden wir allerdings weniger als die Hälfte bekommen.“ Der Grund liegt auf der Hand: Auch in Hagen sinken die Einnahmen an Kirchensteuer dramatisch. Parallel dazu würden allerdings, betont Hasselberg, die laufenden Kosten für Quamboni für u.a. Energie, Verpflegung und Personal ständig steigen.

Beitragshöhe ist einkommensabhängig

Um diese Finanzierungslücke bei Quamboni zu schließen, werden ab Januar Jahres- und Camp-Beiträge, die von der Höhe des monatlichen Netto-Familieneinkommens abhängen, angehoben.

Blick ins Zelt bei einer Quamboni-Premiere auf dem Elbersgelände
Blick ins Zelt bei einer Quamboni-Premiere auf dem Elbersgelände © WP | Frauke Höller

In Zahlen: Familien in Stufe 1 (über 2000 Euro Einkommen) zahlten bislang 450 Euro Jahresbeitrag, künftig 500 Euro; in Stufe 2 (Einkommen zwischen 1500 und 2000 Euro) früher 380, künftig 425 Euro; in Stufe 3 (Einkommen unter 1500 Euro) bleibt der Beitrag konstant (320 Euro). Im Durchschnitt bedeutet dies eine Anhebung des Jahresbeitrags um elf Prozent.

Beim Beitrag fürs Sommercamp fällt die Erhöhung um durchschnittlich 70 Prozent drastischer aus. Stufe 1: von 180 Euro auf 300 Euro; Stufe 2: von 130 Euro auf 220 Euro, in Stufe 3 verdreifacht sich der Beitrag sogar von 50 auf 150 Euro.

Elternabend am 5. November

Vor ca. zwei Monaten wurden die Quamboni-Eltern über die Beitragserhöhung informiert. Am 5. November, 19 Uhr, findet im Quamboni-Gebäude (Närrischer Reichstag) ein Elternabend auch zu diesem Thema statt.

Um die Einnahmen zu erhöhen, will Quamboni seine Sponsoring-Aktivitäten ausweiten.

Familien, die den erhöhten Beitrag nicht ohne Weiteres aufbringen könnten, wolle man entgegenkommen, beteuert Hasselberg und fügt an: „Bei der örtlichen Kirchengemeinde können Diakonie-Mittel, die zur Unterstützung dienen, unbürokratisch beantragt werden. Wir helfen und vermitteln gern.“

Zirkusdirektor Rolf Neuendorf nickt: „Außerdem sollte man bedenken, dass wir den Kindern eine zweieinhalbwöchige Maßnahme mit Vollverpflegung bieten. Das Camp war immer sehr günstig, aber das geht in diesem Maße nun nicht mehr.“

„Das Camp war immer sehr günstig, aber das geht in diesem Maße nun nicht mehr.“

Rolf Neuendorf
Zirkusdirektor

Superintendent steht zu Quamboni

Auch Superintendent Henning Waskönig bezieht zum Thema Jugendzirkus Stellung: „Der ev. Kirchenkreis will und wird sich nicht von Quamboni verabschieden. Bei der Finanzierung müssen wir Anpassungen vornehmen; wir haben grundsätzlich weniger Geld zur Verfügung. Das hat Auswirkungen auf alle Arbeitsbereiche des Kirchenkreises.“