Hagen. Das Hagener Traditionsunternehmen wird nach einer drohenden Schließung unter Regie der Rems-Firmengruppe weitergeführt.
Nach monatelangem Schlingerkurs, drohender Schließung und zähen Kündigungsverhandlungen hat die Dräger MSI GmbH im Hagener Lennetal unter dem Dach der Rems-Firmengruppe (Waiblingen, Baden-Württemberg) plötzlich wieder eine Zukunft und vor allem die Perspektive, in ruhigeres Fahrwasser zu steuern. Etwa die Hälfte der im vergangenen Jahr noch 50-köpfigen Belegschaft wird am vertrauten Standort in der Rohrstraße seine Jobs behalten. Die Marke Dräger MSI entwickelt seit fast 40 Jahren Produkte für die Abgasanalyse sowie die Klima- und Druckmesstechnik, um im Handwerks- und Industriebereich hochwertige Sicherheit anbieten zu können.
Vorausgegangen war dieser Entwicklung ein monatelanges Auf und Ab, das in der Belegschaft des Betriebes durchaus mit erheblichen Existenzängsten einherging. Angefangen hatte es bereits mit dem monatelangen, letztlich vergeblichen Ringen in dem Traditionsunternehmen mit Stammhaus in Lübeck um einen Tarifvertrag. Dabei drängte auch der Hagener Betriebsrat, unterstützt durch die lokale IG Metall, auf die Einführung einer tarifvertraglichen Lösung, erhielt aber letztlich aus wirtschaftlichen Gründen eine Absage, in eine Tarifbindung einzusteigen. Parallel dazu kritisierte die IG Metall Hagen schon damals, dass zugesagte Investitionen ständig auf Eis gelegt würden und Zukunftsfragen immer wieder unbeantwortet blieben.
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Geschäftsfeld ohne Zukunft
Vorboten für eine niederschmetternde Unternehmensentscheidung, die dann im Februar dieses Jahres offiziell publik wurde: Dräger Safety gab bekannt, die Geschäftstätigkeit seines Hagener Tochterunternehmens Dräger MSI zum Jahresende einstellen zu wollen. Die Begründung: „Aufgrund der bevorstehenden Energiewende und der Änderung in der Klimatechnik bietet dieses Geschäftsfeld keine Perspektive, langfristig profitabel wirtschaften zu können.“ Das Unternehmen steige daher aus dem Geschäft der Abgasanalyse von fossilen Brennstoffen aus. Zugleich wurde den Kunden zumindest die weitere Versorgung mit Ersatzteilen und Service zugesagt. Die Entwicklung und Produktion von Geräten und Komponenten der Gasmesstechnik solle in Lübeck in der Zentrale von Dräger Safety weitergeführt werden. Ziel sei es, im Bereich der Gasmesstechnik alle Kompetenzen an dem Standort zu bündeln. Allen Mitarbeitern in Hagen drohte aufgrund der Schließung im Gegenzug über Nacht plötzlich die betriebsbedingte Kündigung.
Doch im Frühjahr tat sich plötzlich eine neue Perspektive auf. Die baden-württembergische Rems-Firmengruppe bekundete ihr Interesse, den Geschäftsbereich der Dräger MSI GmbH zu erwerben. Konkret übernahm zum Stichtag 1. Oktober die Rems Messtechnik GmbH & Co. KG das Hagener Dräger MSI-Portfolio aus elektronischen Messgeräten für die Abgasmessung, Druck- und Dichtheitsprüfung sowie Leckageortung. Dazu zählen neben den Fertigungs- und Verwaltungsgebäuden in Hagen an der Rohrstraße natürlich auch sämtliche Lagerbestände und Rohmaterialien sowie die Entwicklungs- und Produktionseinheiten.
„Jetzt ist eine gute Lösung für die Leute da, die geblieben sind“
Perspektive für Mitarbeiter
Ein Großteil der Beschäftigten, so die Zusage der neuen Eigentümer, solle eine Zukunftsperspektive innerhalb der Rems-Firmengruppe erhalten, die den Standort auf jeden Fall weiterbetreiben wolle. Eine Einordnung, die der Hagener IG-Metall-Gewerkschaftssekretär Sven Schumann, der die Beschäftigten in dem Prozess begleitet hat, durchaus teilt: „Jetzt ist eine gute Lösung für die Leute da, die geblieben sind“, macht der Gewerkschaftler deutlich, dass angesichts des drohenden Aus für den Standort zu Jahresbeginn vielen Mitarbeiter sich beruflich sofort neu orientiert hätten. Letztlich wird der Standort etwa mit der Hälfte der Belegschaft aus dem Vorjahr fortgeführt.
„Die Produkte der Dräger MSI sind eine tolle Ergänzung für unser Produktportfolio für den Heizungs- und Sanitärinstallateur und wir freuen uns, diese mit der gewohnten Qualität weiterhin an unsere Kunden vertreiben zu können“, unterstreicht Rems-Geschäftsführer Steffen Katzenberger anlässlich der Übernahme. „Mit der Übernahme des Messtechnikgeschäfts geht auch eine erfahrene und qualifizierte Belegschaft an uns über, die wir herzlich im Rems-Firmenverbund willkommen heißen.“
„Mit der Übernahme des Messtechnikgeschäfts geht auch eine erfahrene und qualifizierte Belegschaft an uns über, die wir herzlich im Rems-Firmenverbund willkommen heißen.“
Profitieren vom Rems-Vertrieb
Nach Angaben von Schumann wird es in Hagen künftig keinen eigenen Geschäftsführer mehr geben, sondern eine Werks- und Produktionsleitung. Der scheidende Dräger-MSI-Geschäftsführer Bernd Korthaus betont: „Die Übernahme durch Rems sichert die Zukunft unserer bewährten Produkte. Ich bin zuversichtlich, dass diese Tradition in guten Händen weiterlebt.“ IG-Metaller Sven Schumann geht zudem davon aus, dass das breit aufgestellte Rems-Vertriebssystem den Standort Hagen perspektivisch stärken werde: „Vielleicht lässt sich ja dann auch wieder Personal im Lennetal aufbauen.“
Die Rems-Firmengruppe ließ ebenso wie die örtliche Personalvertretung eine vertiefende Anfrage der Stadtredaktion zu den unternehmerischen Zielen im Zusammenhang mit dem Dräger MSI-Zukauf bislang unbeantwortet.