Hagen. Angeblich soll Hagen über viele Möglichkeiten der Gewerbeansiedlung verfügen. Ganz versteckt findet man eine einzige Anzeige.

Dass die Stadt Hagen ein Flächen-Problem hat und Unternehmen kaum Expansionsflächen oder neue Areale anbieten kann, ist ein alter Hut. Es gibt allerdings noch ein ganz anderes Problem. Der Unternehmerrat - ein freies Gremium von über 100 kleinen, mittleren und größeren Unternehmen in Hagen, hat nämlich bei Stadt und Wirtschaftsentwicklung angefragt, wie es um die Flächenentwicklung in Hagen steht. Erstaunlicherweise stellt die Stadt in ihrer Erwiderung gleich 42 Flächen dar. Unterteilt in die Kategorien Entwicklungsfläche, Brachfläche, Potenzialfläche und Baugrundstücke. Die Wirtschaftsentwicklung bietet aber nur eine einzige Fläche an. Noch dazu nicht auf ihrer eigenen Homepage. Wie kommt dieser enorme Unterschied zustande?

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Nur eine Fläche im Angebot

Diese einzige Fläche ist das Grundstück Herbeck-West. 11.000 Quadratmeter groß, gelegen an der Großen Brenne. Angeboten wird die Fläche über die Plattform „Metropole Ruhr Business“. Ohnehin erscheint es komplex für Außenstehende oder Anfragende, wo man denn eigentlich nachgucken muss. Denn die Hagener Wirtschaftsentwicklung, früher mal Hagen-Agentur, nennt sich „Hagen.Business“. Da ist man aber nicht richtig, wenn es um Flächen geht. Sondern bei der „Hagen.Areal“.

Die ist eigenständig und hat mit Michael Greive einen eigenen Geschäftsführer. Es gibt sie auch erst seit 2023, denn vorher hieß das noch „HIG“ (Hagener Industrie- und Gewerbeflächen GmbH ). Hier eine Leseprobe, wie komplex sich das für Außenstehende in Hagen gestaltet. Den Wechsel erklärten die Verantwortlichen 2023 so: „Damit wird deutlich, dass das Unternehmen eng an die Aufgabenfelder der Unit „HAGEN.AREAL“ als Immobilienkompetenzzentrum bei der Obergesellschaft „Hagen.Wirtschaftsentwicklung“ herangerückt ist. In beiden Gesellschaften ist eine Personenidentität sowohl in der Unit Leitung als auch in der Gesellschaft gegeben.“

Schieflage zwischen Verfügbarkeit und Angebot

Auf die Fragen des Unternehmerrates gaben Stadt und Wirtschaftsentwicklung 42 Flächen an. Diese im Bereich „Entwicklung“ (Bebauungspläne noch gar nicht geschaffen): Varta-Insel, Nahmertal/Werk 4“, Unterberchum (hier siedelt Porsche an), Hammacher, Schlachthof, Dolomitwerke, Berliner Straße, Federnstraße, Westfalenstahl, Grundschötteler Straße, Minervastraße, Frankfurter Straße und die bis heute brachliegende und viel gepriesene „Westside“.

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Dann gibt es fünf Brachflächen: Nahmertal/Werk 0, Rheinkalk, Einhaus Weide, Brandt und Papierfabrik Delstern. Daneben Potenzialflächen (nur im Flächennutzungsplan): Haßley, Gut Schönfeld, Volmarsteiner Straße, Herbeck, Böhfeld, Am Süßenberg, Kuhweide und Sauerlandstraße.

Wo wird Unternehmen etwas präsentiert?

Am greifbarsten sind sicherlich die Baugrundstücke (planungsrechtlich gesichert), von denen es gleich zwölf geben soll: Große Brenne (Herbeck), Feldmühlenstraße I, Profilstraße, Wandhofener Straße, Feldmühlenstraße II, Walzenstraße, Röhrenspring, Neue Straße, Alter Reher Weg, Spannstiftstraße, Feithstraße und Haßleyer Insel. Wo aber werden interessierten Menschen diese Baugrundstücke und auch die anderen interessanten Flächen mit unterschiedlichem Status gezeigt, dargestellt oder angeboten? Scheinbar nirgends.

Auf einer Seite von Hagen.Areal werden lediglich die Varta-Insel und die Minerva-Straße angezeigt. Die firmieren aber als Entwicklungsflächen. Da braucht es erstmal eine Beabuungsplanung. Perspektive: langfristig.

Über kaum eine Fläche ist mehr geredet worden als über das Böhfeld im Hagener Norden.  In der Realität gibt es nach Recherchen dieser Zeitung keine Entwicklungsmöglichkeiten auf dieser Fläche, da die drei Grundbesitzer sie gar nicht verkaufen wollen.
Über kaum eine Fläche ist mehr geredet worden als über das Böhfeld im Hagener Norden. In der Realität gibt es nach Recherchen dieser Zeitung keine Entwicklungsmöglichkeiten auf dieser Fläche, da die drei Grundbesitzer sie gar nicht verkaufen wollen. © WP | Michael Kleinrensing

Ein weiterentwickelter „Flächenkatalog“

„Die eigenen Flächen der Hagen-Areal GmbH und der Stadt befinden sich auf unserer Homepage und von dort aus verlinkt auf der Ruhrsite der Business Metropole Ruhr. Diese Seite hat eine höhere Reichweite als die einer kommunalen Wirtschaftsförderung. Daher verfahren fast alle Kreise und kreisfreien Städte des Ruhrgebiets so wie wir“, sagt Christopher Schmitt, wiederum Geschäftsführer der Hagener Wirtschaftsentwicklung. „Die angesprochene Liste der Baugrundstücke ist Bestandteil eines laufend weiterentwickelten „Flächenkatalogs“, der ausschließlich als internes Instrument für die Arbeit der Wirtschaftsentwicklung genutzt wird.“

42 Anfragen seit Anfang des Jahres

Und weiter: „In die Liste der Baugrundstücke wurden alle uns bekannten Flächen aufgenommen, die planungsrechtlich als Bauland qualifiziert sind. Dabei bleibt die tatsächliche Verfügbarkeit unberücksichtigt. Von allen Flächen auf der Liste befinden sich lediglich die Flächen „Große Brenne“ und Röhrenspring in städtischem Eigentum. Das Grundstück an der Großen Brenne wird zurzeit aktiv durch uns vermarktet. Das Grundstück Röhrenspring wird derzeit auf seine Eignung als Standort für eine öffentliche Nutzung geprüft. Bei allen anderen Grundstücken handelt es sich um Flächen im Privatbesitz.“

Aber warum erwähnt man diese Flächen dann? Seit Anfang 2024 habe die Wirtschaftsentwicklung 42 Anfragen zur Immobiliensuche erfasst. Die Größenordnung der gesuchten Immobilien und Grundstücke reiche von 200 bis 100.000 Quadratmetern.

Einheitliche Übersicht gefordert

„Es drängt sich die Frage auf, warum es keine einheitliche, komplette Übersicht über sämtliche Angebote gibt“, sagt Winfried Bahn, Initiator des Hagener Unternehmerrates. „Um potenzielle Investoren anzuziehen, ist eine effektivere, übersichtlichere Darstellung und Vermarktung vorhandener Angebote essenziell.

Zum Vergleich ein Blick auf die Stadt Dortmund: Die hier aktuell zur Verfügung stehenden 122 Flächen und Immobilien werden aktiv auf dem Portal „Business Metropole Ruhr“angeboten. Für Hagen aber nur das Gewerbegebiet Herbeck West.“

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Der Unternehmerrat wünscht sich eine enge Zusammenarbeit zwischen der Wirtschaftsentwicklung und Maklern in puncto Gewerbeflächen, sodass anfragende Unternehmen ein gebündeltes Angebot erhalten. „Nur mit einer besseren Unternehmensansiedlung lässt sich der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit entgegenwirken und nicht nur mehr Beschäftigung, sondern auch höhere Gewerbe- und Einkommenssteuereinnahmen und mehr Wachstum generieren“, so Bahn.