Hagen. Der Zorn in Hagen auf die Bahn wächst. Denn die Ankündigung, den Tunnel Werdestraße nicht zur Verfügung zu stellen, ist ein herber Rückschlag.
Es herrschen Wut und Fassungslosigkeit allenthalben. Bei den Planern der Stadt Hagen, die seit Jahren mit Vertretern der Deutschen Bahn zusammensitzen und darüber sprechen, dass der Tunnel, der an der kleinen Werdestraße beginnt und auf der großen Brachfläche westlich des Hauptbahnhofs endet, eine riesengroße Bedeutung hat. Aber auch bei der Wirtschaftsentwicklung Hagen, die auf der sogenannten Westside ein modernes Dienstleistungsquartier (Hagen Valley) entwickeln will und bei der Politik, die dem Treiben hilflos gegenübersteht.
Die Bahn hatte vor einigen Wochen völlig überraschend erklärt, dass der lange Tunnel für eine Erschließung der Westside nicht zur Verfügung stehe. Damit ist zunächst völlig rätselhaft, wie diejenigen, die mit dem Zug in Hagen ankommen, demnächst das neue Büro-Viertel erreichen sollen. Ein Durchstich des Gleistunnels war bisher als zu teuer verworfen worden. Abgesehen davon, dass diese Lösung Radfahrer und E-Rollerfahrer dazu zwingt, abzusteigen und zu schieben.
Auch Bahnsteige zu erreichen
All das wäre im Werdestraßen-Tunnel anders gewesen. Das Bauwerk gibt es bereits. Es hätte - wenn auch für einen Millionenbetrag - ertüchtigt, saniert und so gestaltet werden sollen, dass es nicht zu einem Angstraum wird, den sich niemand zu nutzen traut. Darüber hinaus - so war es geplant - sollte man auch aus diesem Tunnel heraus die Bahnsteige erreichen können. Daraus wird nun aber nichts.
„Dass eine solche Kostenübernahme durch die Stadt nicht zu stemmen ist, dürfte Ihnen bewusst sein.“
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Ein herber Rückschlag für die klamme Stadt Hagen, die durch die plötzliche Entscheidung in ihren Planungen um mindestens zwei Jahre zurückgeworfen wird und der nun erhebliche Mehrkosten drohen. Das weiß auch die Hagener Bundestagsabgeordnete Katrin Helling-Plahr (FDP): „Die Stadtverwaltung hat bereits mehrjährige Planungsleistungen, Mittel für Grundstücksankäufe und so weiter in das Projekt investiert“, so die Politikerin, die in Berlin ihren Einfluss geltend machen will.
Brief an Vorstandsvorsitzenden der Bahn
In einem Brief hat sie sich jetzt direkt an Richard Lutz, den Vorstandvorsitzenden der Deutschen Bahn gewandt. „Für mich ist Ihre Entscheidung umso unverständlicher, als dass sie für die Stadtgesellschaft offenbar völlig unerwartet kam“, schreibt Helling-Plahr. Unter anderem will sie wissen, dass die Deutsche Bahn ihre Einschätzung noch einmal überdenkt.
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Zuletzt hatte die Bahn verlauten lassen, dass eine Ertüchtigung des Tunnels Werdestraße nur noch bei Übernahme von Kosten in dreistelliger Millionenhöhe durch die Stadt möglich sei, die die Bahn wiederum zur Ertüchtigung ihrer Brückenbauwerke über die Volme benötige. „Dass eine solche Kostenübernahme durch die Stadt nicht zu stemmen ist, dürfte Ihnen bewusst sein“, schreibt Helling-Plahr.
Bahn will Tunnel zuschütten
Zum Hintergrund hatte die Bahn Anfang September gegenüber der Stadt Hagen - die für das Westsideareal eigens eine Arbeitsgruppe im Baudezernat eingerichtet hatte - erklärt, dass in den Jahren 2032 und 2036 ihre Brücken über die Volme erneuert werden müssten. In diesem Zusammenhang sei es sinnvoll, den Tunnel zuzuschütten.
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Mit rund elf Millionen Euro war die Sanierung bislang veranschlagt. Rund drei Millionen für den Tunnel an sich, acht Millionen für die Gleisanschlüsse. Vor diesem Hintergrund mutet es fast absurd an, dass die Bahn eine Lösung ins Spiel gebracht habe, die eine Nutzung des Tunnels zur Werdestraße doch ermögliche. Kosten dafür: zwischen 110 und 130 Millionen Euro.
Druck aus Hagen
In drei bis fünf Jahren - so sahen es die Pläne der Stadt Hagen ursprünglich vor - sollte der marode Tunnel so saniert sein, dass Fußgänger und auch Radfahrer ihn hätten nutzen können. Wenn die Bahn sich dem Druck aus Hagen nicht doch noch beugt, wird daraus nichts.