Hagen. Die Firma Sicatron aus Hagen baut im Gewerbegebiet Herbeck. Was der Neustart für das mittelständische Unternehmen bedeutet.

Das erste Zuhause befand sich in einer Garage. Damals, als der gelernte Elektroniker Ziya Cakmak aus Hagen nach seinem Wirtschaftsstudium beschloss, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Ein weiteres Zuhause entstand schließlich an der Pettenkofer Straße - sieben Jahre später. Dann das nächste in einer angemieteten Immobilie in Schwerte.

Als Ziya Cakmak neben seinem Sohn Yasin steht, den Spaten in die Hand nimmt und gemeinsam mit Bauunternehmern, Bank-Vorstand und dem Geschäftsführer der Hagener Wirtschaftsentwicklung ein paar Hände voll Erde in die Luft wirft, ist das der symbolische Startschuss für den Bau des nächsten Zuhauses. Eines Zuhauses, das mit 600 Quadratmetern Büro-, 1500 Quadratmetern Lager- und 1800 Quadratmetern Produktionsfläche bei einem Invest von fünf Millionen Euro weit weg erscheint von der Garage, in der alles begann.

Zehn neue Stellen

„Wir können jetzt unser Unternehmen wieder an einem Standort vereinen“, sagt Yasin Cakmak, Mit-Geschäftsführer bei Sicatron. Vereinen und gleichzeitig wachsen. Denn neben den 65 Mitarbeitern (50 bisher in Hagen, 15 in Schwerte) werden für den Standort Hagen weitere gesucht. Zehn neue Stellen sollen besetzt werden.

Die Arbeiten für die neue Sicatron-Zentrale in Hagen sind gestartet. 300 Lastwagen voller Erde sind im Gewerbegebiet Herbeck abgefahren worden.
Die Arbeiten für die neue Sicatron-Zentrale in Hagen sind gestartet. 300 Lastwagen voller Erde sind im Gewerbegebiet Herbeck abgefahren worden. © WP | Michael Kleinrensing

Wir sind gestartet mit Lösungen für Balkonkraftwerke, bedienen mittlerweile private Anlagen und liefern Lösungen für große Solarparks.
Yasin Cakmak - Mitgeschäftsführer Sicatron

Auch das scheint ein Teil der Erfolgsgeschichte von Sicatron, eines mittelständischen Unternehmens, das sich auf Kabelkonfektionen und Solartechnik spezialisiert. Wobei der letztgenannte Bereich seit 2022 von Sicatron bedient wird. „Das ist ein absoluter Boom“, sagt Yasin Cakmak mit Blick auf die angesichts immer neuer Photovoltaikanlagen stetig wachsende Nachfrage und die Jahresproduktion von fünf bis sechs Millionen Metern Solarkabel. „Wir sind gestartet mit Lösungen für Balkonkraftwerke, bedienen mittlerweile private Anlagen und liefern Lösungen für große Solarparks.“ Unter den Anlagenbauern gebe es zahlreiche Anbieter; die Zahl derjenigen, die - wie Sicatron - die Technik im Hintergrund lieferten, sei überschaubar.

Neues Zuhause wird autark

Es ist - wie passend - ein sonniger Tag, an dem die beiden Cakmaks - mittlerweile Vater und Großvater geworden - die Spaten in die Hand nehmen. Ein Wetter, das zu der Branche passt, die sie bedienen. Aber auch zu dem, was sie selbst bauen.

Denn das neue Zuhause soll autark werden. Einen Gasanschluss gibt es nicht. Stattdessen speisen Luftwärmepumpen eine Fußbodenheizung, die sowohl in den Büros als auch in den Hallen für die richtige Temperatur sorgt. Hinzu kommt eine Lüftungsanlage, die im Winter Wärmeverlust durch das Öffnen von Fenstern verhindert und - was auch sonst - eine Photovoltaikanlage auf den Dächern der beiden Gebäude, die das Unternehmen mit Strom versorgen soll.

Ziel war es, den CO₂-Fußabdruck so klein wie möglich zu halten.
Stefan Schürmann - Geschäftsführer Stock Projektbau

„Ziel war es, den CO₂-Fußabdruck so klein wie möglich zu halten“, sagt Stefan Schürmann, Geschäftsführer der Stock Projektbau GmbH. Von 38 Kilogramm pro Quadratmeter spricht er und erklärt, dass das ein Wert sei, der für eine Industriehalle kaum zu erreichen sei. In Hagen allerdings ist das gelungen.

300 Lkw Erde abgefahren

Von den beiden Hallen ist auf dem Gelände, das die Stadt Hagen über die Wirtschaftsentwicklung vermarktet hat (11.000 Quadratmeter sind in Herbeck noch zu haben), außer auf einem Plakat an einem Bauzaun noch nicht viel zu sehen. Ende des Jahres soll es so weit sein, dass Sicatron und seine Mitarbeiter umziehen. Das zumindest ist der Horizont, den Schürmann absteckt.

Dafür ist in den letzten Wochen - trotz miserablen Wetters - bereits reichlich Erde bewegt worden. Allein 300 Lastwagen hat die Firma Meyer-Tochtrop abgefahren und zum Teil auch wieder angeschüttet, damit die sieben Meter Höhenunterschied auf dem Areal abgefangen werden können.