Hagen. Was geschieht mit den riesigen Flächen der ehemaligen Dolomitwerke im Lennetal in Hagen? Offenbar wird hoch gepokert.
Jahrzehntelang bildete die Silhouette der Dolomitwerke im Lennetal eine prägende Landmarke. Doch seitdem das stillgelegte Industrie-Wahrzeichen vor fünf Jahren abgerissen wurde, wird um die Zukunft des brach liegenden Geländes gerungen. Es geht um viel Geld, dementsprechend hart wird um das Areal gepokert.
Dass die Stadt Hagen die 22 Hektar umfassende Industriefläche gern erwerben würde, liegt auf der Hand. „Schließlich handelt es sich um eines der letzten potenziellen Industriegebiete in unserer Stadt“, so Burkhard Schwemin, Prokurist der Hagener Wirtschaftsförderung.
Doch es gibt Konkurrenten, die in das Bieterverfahren, das der Besitzer des riesigen Grundstücks, die „Lhoist Germany – Rheinkalk GmbH“, in Auftrag gegeben hat, eingestiegen sind. „Ich kann bestätigen, dass es mehrere Interessenten gibt“, so Lhoist-Unternehmenssprecher Mario Burda. Um wen es sich handelt und welche Gebote im Raum stehen, wollte er allerdings nicht verraten.
Bieterverfahren wird zur Hängepartie
Dass sich das Bieterverfahren jetzt schon länger als ein Jahr hinzieht, deutet darauf hin, dass ein regelrechter Poker um den Erwerb der Dolo-Flächen, wie das Gebiet im Volksmund genannt wird, entbrannt ist. Seit 1909 wurde dort Dolomit, eine dem Kalkstein eng verwandte, magnesiumhaltige und besonders hitzebeständige Gesteinsart, die im Steinbruch Donnerkuhle abgebaut wurde, gebrannt. Zur Blütezeit der Fabrik arbeiteten dort 1000 Menschen, für die in Herbeck sogar Werkswohnungen errichtet wurden. Das Werk besaß herausragende Bedeutung für die Stahlindustrie im Ruhrgebiet, der Dolomit wurde wegen seiner besonderen Eigenschaften zur Auskleidung von Konvertern benötigt.
2008 wurde das Werk stillgelegt, 2017 begann der Abriss der Anlagen. Auch die 1,6 Kilometer lange, teils unterirdische Förderstraße, mit der die Fabrik mit dem Steinbruch in der Donnerkuhle verbunden war, wurde demontiert. Das Gelände ist inzwischen planiert und soll nach dem Willen der Stadt Hagen, die ein entsprechendes städtebauliches Konzept und ein Bebauungsplanverfahren auf den Weg gebracht hat, in Zukunft wieder als Industriestandort genutzt werden. Ob das zur Hängepartie ausgewachsene Bieterverfahren allerdings in naher Zukunft abgeschlossen werden kann, darüber schweigen alle Beteiligten.
International agierender Projektentwickler
Gleich nebenan befindet sich an der Dolomitstraße das gut zwölf Hektar große Grundstück der ehemaligen Steinfabrik, die 2008 bei der Schließung der Kalkbrennerei an die brasilianische Firma Magnesita gefallen war, die 2017 wiederum mit der österreichischen RHI fusionierte. An diesem Ort wurden noch bis 2020 Dolomitsteine für die Stahlindustrie produziert, dann kam das Aus für die damals 130 Beschäftigten.
Auf dieser Fläche sind die Zukunftspläne weit vorangeschritten. Der international agierende Immobilienentwickler Panattoni (Stammsitz: Kalifornien/USA) hat das Grundstück im Rahmen eines Joint Ventures erworben und will dort nach eigenem Bekunden eine Industriehalle, verteilt auf vier Einheiten, errichten. Die Vorbereitungen laufen, wie man an den riesigen Schutt- und Geröllhaufen, die an der Dolomitstraße derzeit in die Höhe ragen, unschwer erkennen kann. Bemerkenswert ist, dass Panattoni das Gelände als Industriepark „Dortmund-Süd“ vermarktet.
Stadt Hagen strebt Branchenmix an
Welche Unternehmen auf diesem Gelände nach Fertigstellung im dritten Quartal 2024 ansässig werden, ist ebenfalls noch nicht bekannt. Allerdings hat die Stadt Hagen auch für dieses Grundstück Verwaltungsverfahren eingeleitet, die die Ansiedlung von produzierenden und arbeitsplatzintensiven Betrieben erlauben, die aufgrund ihres Emissionspotenzials an anderen Standorten unzulässig wären.
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Angestrebt wird laut Schwemin ein Branchenmix, der auf der Panattoni-Fläche auch eine logistische Nutzung mit Arbeitsplätzen und entsprechender Wertschöpfung erlaube, insofern diese nicht zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen im gesamten Plangebiet führe: „Eine reine Lagernutzung soll vermieden werden.“
Schließlich will die Stadt Hagen auch die angrenzenden, derzeit noch landwirtschaftlich genutzten Flächen, die als „Hammacher“ firmieren, in die gewerblich-industrielle Nutzung des gesamten Gebietes miteinbeziehen. Mit dem Besitzer dieses Grundstücks halte die Stadt Kontakt, so Schwemin.