Der Versuch der Stadt Hagen, am Schlachthof wieder Grundstücke zu erwerben, kann teuer werden, fürchtet WP-Kommentator Martin Weiske.

Hinterher ist man immer schlauer. Diese frustrierende Erfahrung muss seit Jahren die Stadt Hagen bei der Betrachtung des Schlachthof-Geländes in Wehringhausen machen.

Als das 12.000-Quadratmeter-Areal vor zehn Jahren an einen Investor verkauft wurde, der nicht bloß mit hochtrabenden Konzepten, sondern auch mit Arbeitsplatz-Garantien blendete, zeigte man sich im Rathaus erleichtert. Eine schnelle Einnahme für ein Gelände, dessen Sanierungsbedürftigkeit den Betrachtern aus jeder Ziegelfuge auf die Netzhaut prallte, schien ein cleverer Deal zu sein.

Inzwischen hat sich der Käufer als Schwätzer und Windei entpuppt. Zudem verhökerte die Stadt irrtümlich noch eine Erschließungszufahrt mit und verlor somit jeglichen Zugriff auf die Grundstücke der einstigen Fleischverwerter.

Kreativ-Quartier mit Potenzial

„Die Flächen zu verkaufen, war sicherlich nicht die glücklichste Entscheidung“, bilanzierte jetzt Baudezernent Henning Keune mit der Gnade des späten Erscheinens diplomatisch. Denn bereits nach wenigen Wochen hat der neue Stadtbaurat erkannt, welches Potenzial für ein Kreativ-Quartier in dem verwinkelten Gelände schlummert. Hier abseits der Wohnbebauung, aber mit direktem S-Bahn-Anbindung eine Anlaufstelle für die Kunst-, Kultur- und Jugendszene zu etablieren, beflügelt geradezu die Fantasie aller Vor- und Querdenker.

Über die Sicherung von Vorkaufsrechten versucht die Stadt jetzt scheibchenweise, die in klammen Zeiten voreilig verhökerten Grundstücksparzellen zurückzukaufen. Ein mühseliges Geschäft, das womöglich auch nicht ganz billig wird.

Aber wie gesagt: Hinterher ist man immer schlauer.