Hagen. Um den Zugriff auf attraktive Industrieflächen zu erhalten, bereitet die Stadt Hagen einen Flächendeal vor – und der hat es in sich.
Dieses spektakuläre Grundstücksgeschäft birgt reichlich Sprengstoff: Den Bewohnern auf Haßley dürften sich bei dem Gedanken, dass der Dolomit-Steinbruch perspektivisch deutlich näher an ihre idyllische Dorflage heranrückt, alle Nackenhaare hochstellen. Doch im Gegenzug erhält die Stadt Hagen den Zugriff auf eine 22 Hektar große Industrie-Potenzialfläche im Lennetal, die vom Besitzer des Steinbruchs, der Lhoist Rheinkalk GmbH, zurzeit im Rahmen eines Bieterverfahrens vermarktet wird. Ein bislang nicht-öffentlich eingefädelter Flächen-Deal, der in den nächsten Wochen für hitzige Debatten sowohl in der Politik als auch in der Bürgerschaft sorgen dürfte.
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Die Weichen dafür hat der Rat der Stadt bereits vor fünf Jahren gestellt: Damals wurde – übrigens gegen die Empfehlung der Stadtverwaltung – mit Blick auf den bald in Kraft tretenden Regionalplan entschieden, den Erweiterungs- und Abgrabungsplänen des Steinbruchs Donnerkuhle in Richtung Haßley entgegenkommen zu wollen. Dafür stellt die Kommune jetzt unter der Bedingung, dass ein adäquater Ersatzpfad geschaffen wird, ausdrücklich den beliebten Weg entlang der Haßleyer Felder zur Verfügung. Außerdem erhält Lhoist Rheinkalk Ausgleichs- und Ersatzflächen unweit von Holthausen.
Chance für Entwicklungen
Im Gegenzug haben die Belgier losgelöst von den Offerten im Rahmen des Bieterverfahrens sich bereiterklärt, dass eine Bietergemeinschaft aus Hagen-Wirtschaftsentwicklung GmbH und einem erfahrenen Flächensanierer den Zuschlag für ihre Industriebrache im Lennetal an der Dolomitstraße erhält. Unweit bereitet zurzeit die Firma Hagedorn bereits das einstige Magnesita-Areal auf, um es im Anschluss an den international agierenden Immobilienentwickler Panattoni zu veräußern. Dieser wird dort Logistik-Industriehallen entstehen lassen, die im Bereich der Konfektionierung mit 300 Facharbeitern zum Drehkreuz für die mittelständische Industrie im gesamten südwestfälischen Raum werden sollen.
Bei der angrenzenden und im Rahmen des jetzt zur politischen Abstimmung anstehenden Deals zum Verkauf anstehenden Lhoist-Fläche würde sich der fachkundige Bieter-Partner um die Altlastensanierung kümmern, während die Hagen-Wirtschaftsentwicklung und somit die Stadt im Anschluss das Vermarktungsrecht für das bereinigte Areal mit attraktivem Bahnanschluss in den Händen behält. Dabei ist es längst ein offenes Geheimnis, dass dort unter anderem die Firma Bilstein ein erhöhtes Interesse hegt.
Passt ins Konzept
Insgesamt würde der 22-Hektar-Kauf in Verbindung mit der an das Gut Herbeck links angrenzenden Ackerfläche ideal dem städtebaulichen Entwicklungskonzept in Hagen entsprechen. Angesichts der anhaltenden Gewerbe- und Industrieflächennot käme das Geschäft – insbesondere für emissionsintensive, verarbeitende und produzierende Industriebetriebe – einem Befreiungsschlag gleich.