Essen. In den Liveshows von “The Voice of Germany“ trennt sich die Spreu vom Weizen. Einige Stimmen werden dünner, andere singen vergebens gegen die Live-Band an. Trotzdem bescherte ein Kandidat seinem Coach Samu Haber “Orgasmusik“. Hoffnung auf mehr Spannung im Halbfinale von “The Voice of Germany“ machen die “Cross Battles“.
Nach dem erneut überragenden Auftritt von Andreas Kümmert in der eher mäßigen Liveshow-Premiere von "The Voice of Germany" stellte sich am Freitag die Frage, wer überhaupt eine Chance gegen den Liebling der Fans in der dritten Staffel hat. Zwölf Kandidaten aus den vier Teams von Max Herre, The BossHoss, Nena und Samu Haber (Fontmann bei Sunrise Avenue) kämpften bei Sat.1 um den Einzug ins Halbfinale.
Doch bevor klar war, wer sich in den Dreier-Battles durchsetzt, kämpften erstmal die Fernsehzuschauer erneut mit der Langatmigkeit des Formats in den Live-Shows. Reihte sich in den aufgezeichneten Blind Auditions, Battles und Showdowns eine Entscheidung nach der anderen, so mussten die Zuschauer am Freitag über 60 Minuten warten, bis das erste Mal übers Weiterkommen oder Ausscheiden von Kandidaten entschieden wurde.
Zuschauerquote von "The Voice of Germany" sackt ab
The Voice of GermanyKlar, in drei Stunden Sendezeit kann man noch viel mehr Werbung unterbringen, als in zwei Stunden. Allerdings treibt es Sat.1 auf die Spitze, wenn von 60 Minuten Sendezeit innerhalb von "The Voice of Germany" über 25 Minuten Programmhinweise und Werbung sind.
Da ist es auch nachvollziehbar, dass die Zuschauerquote der ersten Live-Show auf nur noch 17,3 Prozent in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen gesackt ist. In den Blind Auditions lag "The Voice of Germany" teilweise bei über 24 Prozent.
Liveshows scheinen für einige Talente eine Nummer zu groß
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Neben den bremsenden Rahmenbedingungen ist allerdings auch sehr auffällig, dass bei einigen Kandidaten in den Liveshows die Stimme schlicht ein bisschen weg bleibt. "Wurden die Stimmen im Showdown so extrem bearbeitet oder war die Stimme schon immer so dünn?", fragt stellvertretend "Brina" bei Twitter nach dem Auftritt von Romina Amann.
Waren alle Kandidaten in den Showdowns von "The Voice of Germany" gesanglich auf einem extrem hohen Niveau, so scheinen die Liveshows für einige Talente schlicht eine Nummer zu groß. Aalijah Tabatha Hahnemann kündigte zwar an, sie habe sich bei "The Voice of Germany" von einem Kätzchen zum Löwen entwickelt - ihre Stimme beim Song "Roar" von Katy Perry hatte aber sämtliche Leichtigkeit verloren und ging in einem viel zu druckvollen Gesang unter.
Yvonne Rüller setzt auf falsche Interpretation
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Dazu kommt, dass viele Stimmen bei lauten Songs schlicht von der Band überspielt werden. Die gebürtige Rheinbergerin Yvonne Rüller wählte eine energiegeladene Rock-Interpretation des "Skunk Anansie"-Klassikers "Weak" anstatt auf eine Akustik-Version zu setzen - wie brillant sie den Song mit leisen Tönen umsetzen kann, können Sie hier nachhören.
Wer gegen die Live-Band von "The Voice of Germany" ansingen muss, verliert
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So hatten überwiegend die Kandidaten in den Liveshows von "The Voice of Germany", die einen ruhigen Song wählen durften und nicht gegen die (hervorragende) Live-Band ansingen mussten, die besseren Chancen auf das Halbfinale. "Hat jetzt da ein Techniker am Ton eingeschraubt oder singt er wirklich so schlecht?", fragt Twitterer Redwyne zum Auftritt von John Noville und hat doppelt recht.
Glänzte der Sänger aus dem Team Nena noch mit Stücken von Jimi Hendrix und Bob Marley so ging er in die Liveshow mit dem Hurts-Song "Wonderful Life" unter. Dass eine klassische Reggae- und Soul-Stimme bei dieser Pop-Nummer völlig fehl am Platz sein würde, war absehbar und spiegelte sich schließlich auch in der Resonanz des Publikums wieder.
The Voice of Germany
Er landete abgeschlagen mit insgesamt 33,7 Prozent auf dem dritten Platz - die Zuschauer per Telefon-Voting und der jeweilige Coach verteilen jeweils 100 Prozent-Punkte auf die drei Talente in einem Wettkampf.
Richtige Songauswahl ist die Fahrkarte für das Halbfinale
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Spannend wurde es zwischen Thorunn Egilsdottier und Emily Intsiful. Während das Publikum die isländische Elfe knapp vorne sah, gab Nena der bezaubernden Emily Intsiful 20 Prozent-Punkte mehr, was schließlich den Sieg ausmachte. "Für mich war das einer der allerwichtigsten, künstlerischen Momente bei The Voice of Germany", schwärmte Max Herre von dem Auftritt Emilys.
Entscheidenden Einfluss auf den Ausgangs des Wettkampfs zwischen Tal Ofarim, Aalijah Tabatha Hahnemann und Caro Trischler aus dem Team von The BossHoss hatte die Songauswahl. Neben dem etwas enttäuschenden Auftritt von Aalijah Tabatha Hahnemann riss auch Tal Ofarim nur seine eigenen Fans von den Sitzen. Er lieferte eine gute solide Performance zu "A Thousand Years" von Christina Perry, konnte aber seine Stimme nicht so recht zur Geltung bringen.
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Da war schon nach den ersten Tönen von Caro Trischler klar, dass sie in dieser Liveshow von "The Voice of Germany" eine Klasse besser ist. Ihr gefühlvoller Gesang bescherte ihr mit 97,5 Prozent einen eindeutigen Sieg. "Sehr süß und sehr schön", lobte ihr Coach Sascha Vollmer. Dabei kann sie ihr Glück noch gar nicht fassen: "Vor kurzem sang ich noch vor 50 Gästen auf einer Hochzeit und jetzt vor einem Millionen-Publikum."
Samu Haber und die "Orgasmusik" von Chris Schummert
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Einen gefeierten Auftritt legte Chris Schummert mit seinem Country-Style zu dem Nummer-1-Hit "Hey Brother" von Avicii hin. "Ich bin ein bisschen verliebt in Dich", sagte Nena. Und Chris Schummerts Coach Samu Haber beschrieb die Performance als "Orgasmusik". Damit setze er sich klar mit 116,9 Prozent gegen seine Konkurrentinnen Yvonne Rüller (47,8 Prozent) und Romina Amann (35,3 Prozent) durch.
Ein echter Fehlgriff war die Songauswahl von Nico Gomez: Er konnte Justin Timberlake beim Song „Lovestoned“ weder gut imitieren noch eine eigene Interpretation bieten. Da retteten auch die tänzerischen Fähigkeiten von Nico Gomez nichts mehr bei "The Voice of Germany". Einen ordentlichen Auftritt legte Jazz Akkar zu Rihannas "Umbrella" hin.
Peer Richter begeistert mit Magie und Bubi-Charme
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Gegen den Bubi-Charme von Peer Richter hatte sie allerdings keine Chance. Der sang "Sie sieht mich nicht" so herzergreifend, dass sogar Coach Alec Völkel bei "einem Xavier-Naidoo-Song den Tränen" nahe war. "Deine Stimme hat etwas Magisches, ganz Spezielles", schwärmte Samu Haber. Ob das allerdings in einem möglichen Finale gegen den Top-Favoriten Andreas Kümmert reicht?
Noch etwas steigern dürfte sich durchaus Thore Schölermann. Der überaus engagierte Moderator konnte seine Nervosität nie so ganz ablegen: "Du, ... äääähhhhm, ... was ich mal gerne von Dir wissen würde, ...." fing er sein Interview mit dem OneRepublic-Sänger Ryan Tedder an. Bei aller Begeisterung von Thore Schölermann - etwas mehr Souveränität würde der Show sicherlich gut tun.
Andreas rockt The Voice of Germany
Etwas Hoffnung auf mehr Spannung zwischen den Werbepausen macht die Neuerung im Halbfinale: In den Cross Battles dürfen die Coaches die direkte Konkurrenz herausfordern. Vielleicht lassen sich Nena, Samu Haber, Alec Völkel, Sascha Vollmer und Max Herre im Kampf um ihre eigenen Kandidaten auch mal zu einer negativen Bemerkung über die Konkurrenz im Friede-Freude-Eierkuchen-Land" von "The Voice of Germany" hinreißen.
Erste Paarung in den Cross Battles für das Halbfinale steht fest
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Die erste Paarung in den Cross Battles steht übrigens bereits fest. Max Herre schickt Peer Richter in den Ring gegen Chris Schummert aus dem Team von Samu Haber. Die weiteren Kandidaten im Halbfinale von "The Voice of Germany sind: Andreas Kümmert (Team Max Herre), Judith van Hel (Team Samu Haber), Emily Intsiful und Tiana Kruskic (Team Nena) sowie Caro Trischler und Debbie Schippers (Team BossHoss).
Das Halbfinale von "The Voice of Germany" zeigt Sat.1 am Freitag, 13. Dezember, ab 20.15 Uhr.