Essen. Ein langatmiger Ablauf, nervende Werbung, zu viel Gequatsche, aber auch magische drei Minuten hatte die erste Liveshow von “The Voice of Germany“ auf Sat.1 zu bieten. “Rocket Man“ Andreas Kümmert brachte den Saal zum Toben. Andere Kandidaten griffen bei der Songauswahl völlig daneben und flogen raus.
Eigentlich sollte es ja jetzt erst richtig losgehen. 13 Ausgaben von "The Voice of Germany" fieberten Talente, Coaches als auch viele Fans den Live-Shows entgegen. Doch der Start am Freitag bei Sat.1 erwies sich als äußerst ernüchternd. Rund eine Stunde länger als die Blind Auditions, Battles und Showdowns war die erste Live-Show angesetzt.
Gefüllt wurde diese Zeit aber nicht mit noch mehr Musik, sondern mit mehr überflüssigen, nichtssagenden "Ach wie toll das alles hier doch ist"-Interviews und vor allem mit Werbung und Programm-Hinweisen von Sat.1.
Zu viel Gequatsche bei "The Voice of Germany"
The Voice of GermanyDas Tempo der bis dato zusammengeschnittenen Shows von "The Voice of Germany" ging fast völlig verloren. "Irgendwie ist die Liveshow langatmiger als die anderen Teile vorher, viel zu viel Gequatsche", beschwerte sich etwa Coquine via Twitter.
Doch dann waren da diese drei Minuten, die "The Voice of Germany" doch wieder zu einem Erlebnis machten. Bei Twitter beschäftigten sich schon vorher zahllose Tweets nur mit der Frage, wann es endlich Zeit für den "Rocket Man" aus Gemünden ist. Andreas Kümmert, der den Spitznamen durch seine Songauswahl in den Blind Auditions erhalten hatte, war das Warten tatsächlich wert.
Jubelsturm für bescheidenen "Rocket Man" Andreas Kümmert
Während andere Kandidaten gehüllt in Lichteffekte über die Bühne fegten, stand der 27-jährige einfach nur da. Wenn der "Rocket Man" zum Gesang ansetzt, geht ein Raunen durch den Saal. Andreas Kümmert hatte "If you don't know me by now" für seinen Auftritt gewählt und sorgte für Gänsehaut bei den Zuschauern.
Mit dem Ende brandete ein Jubelsturm aus, wie es ihn in einer Liveshow von "The Voice of Germany" bisher noch nicht gegeben hat. Und was macht Andreas Kümmert? Wackelt etwas unsicher von einem Bein aufs andere, zuckt mit den Schultern und sagt "verrückt" ins Mikro von Moderator Thore Schölermann. Dann legt der "Rocket Man" noch nach. "Ich fand die anderen beiden besser", sagt er aus voller Überzeugung in Richtung seiner Kontrahentinnen Katharina Schoofs und Violetta Kokollari.
Andreas rockt The Voice of Germany
Viel Lob für Violetta Kokollari - Katharina Schoofs konnte Stimme nicht entfalten
Mit dieser Meinung war Andreas Kümmert allerdings fast alleine an diesem Abend. "Andreas, du alte Sau", brach es aus Alec Völkel vom Team BossHoss heraus. "Wenn diese Sendung für einen erfunden werden musste, dann für Andreas. Denn hier geht es um die Stimme und nichts anderes", betonte Max Herre.
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Im Zuschauer-Voting lag Andreas Kümmert mit 86,1 Prozent klar vor seinen Kontrahentinnen - auch für seinen Coach Max Herre war der "Rocket Man" der beste in der Dreier-Kombination. Während Violetta Kokollari eine starke Leistung geboten hatte und dafür vor allem von Nena viel Lob einheimste, griff Katharina Schoofs aus Kranenburg bei der Songauswahl ("Meine Wort" von Maxim) daneben. Bei dem Lied konnte sie ihre schöne Stimme nicht entfalten und nahm das Publikum nicht mit.
Mit der falschen Songauswahl war Katharina Schoofs allerdings nicht alleine, was sich in der ersten Live-Show von "The Voice of Germany" zu einem weiteren Problem entwickelte.
"The Voice of Germany"-Kandidaten griffen bei Songauswahl daneben
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In den Showdowns durften die Kandidaten ihr Lieblingslied singen, was fast durchweg ein Volltreffer war. In der Live-Show waren einige Kandidaten durch die Song-Auswahl bereits gescheitert, noch bevor sie einen Ton gesungen hatten. So abwegig und unpassend zu Stimme und Ausstrahlung waren die Titel.
So war die Jury zwar voll des Lobes für die ersten drei Kandidatinnen aus dem Team Samu Haber. Aber die Coaches schienen bei ihrem Urteil irgendwie noch berauscht von der Live-Atmosphäre mit 1200 Zuschauern im Saal. Diese Stimmung bei "The Voice of Germany" wirkte sich möglicherweise nicht nur positiv auf die Sängerinnen im Team aus. Tesiree Priti und Judith van Hel atmeten kurz vor ihren Auftritten tief durch - die Nervosität war ihnen deutlich anzusehen.
Gesang von Judith van Hel ging unter die Haut
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Am heftigsten traf es allerdings Nilima Chowdhurry. Die sonst so sichere Sängerin traf - völlig ungewohnt - einige Töne nicht. Dazu kam, dass der Silbermond-Song "Symphonie" ein Fehlgriff war und Nilima Chowdhurry die große Stärke ihrer gefühlvollen, intensiven Stimme nicht zeigen konnte.
Tesiree Priti scheiterte in erster Linie nicht an sich selbst sondern an der starken Leistung von Judith von Hel. Während Tesiree Priti mit einem kraftvollen Auftritt für einen gelungenen, aber nicht überragenden Auftakt sorgte, ging Judith van Hel mit "Power of love" von "Frankie goes to Hollywod" unter die Haut der Zuhörer.
Coaches müssen bei Voting klares Urteil fällen
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In der Liveshow verteilen der Coach sowie die Zuschauer per Telefon-Voting jeweils 100 Prozent-Punkte. Neu im Vergleich zu den ersten beiden "The Voice of Germany"-Staffeln ist allerdings, dass der Coach ein klares Urteil über die Leistung der Kandidaten fällen muss.
Konnte er früher die Entscheidung mit einem 50/50-Voting einfach den Zuschauern überlassen, so muss jeder Coach seine Prozentpunkte in festgelegten Kategorien aufteilen. So gab Samu Haber 50 Prozent für Judith van Hel, 30 für Tesiree Pritin und 20 für Nilima Chowdhurry. Das Zuschauer-Voting sprach Bände: Judith van Hel erhielt 73,9 Prozent der Anrufe.
Wie David Whitley zur tragischen Figur wurde
Völlig unerklärlich und fast schon tragisch war die Rolle von David Whitley in der ersten Liveshow. Gehörte er bisher bei "The Voice of Germany" zu den Sängern, die auch trotz des allgemein hohen Niveaus noch herausstachen, so sang der 44-Jährige mit "When love takes over" von David Guetta und Kelly Rowland eine Dance-Nummer, die weder zu ihm als Typ noch zu seiner Soul-Stimme passte, die zwangsläufig völlig unterging.
Debbie Schippers will mehr sein als der Flummi im BossHoss-Team
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Seine Kontrahentin Anina Schibli trat mit einer Jazz-Version von „Seven Nation Army“ an, bei der der Funke auch nicht so recht überspringen mochte. Alles richtig machte lediglich die erst 17-jährige Debbie Schippers. "Nobody knows" von Pink passte perfekt zu dem Wirbelwind, der mit dem Lied doch endlich mal zeigen wollte, dass er mehr ist als der "Flummi" aus dem Team von The BossHoss.
So waren sich Zuschauer als auch Alec Völkel und Sascha Vollmer einig. The BossHoss vergaben 50 Prozentpunkte an Debbie Schippers, 30 an David Whitley und 20 an Anina Schibli. Beim Zuschauer-Voting von "The Voice of Germany" riefen 46,3 Prozent für Debbie Schippers an. David Whitley kam auf 33 Prozent und Aninan Schibili auf 21,7 Prozent der Stimmen.
Tiana Kruskics "Bad"-Version sorgte für Aufschrei im Netz
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Besonders schwer fiel der Vergleich im Wettkampf des Team Nena: Nader Rahy, Laura Kattan und Tiana Kruskic wählten so unterschiedliche Musik-Stile, dass es für viele Geschmackssache war, wer hier ins Halbfinale von "The Voice of Germany" einziehen müsste. Nader Rahy zeigte sich von seiner düsteren Seite beim "Led Zeppelin"-Klassiker "Kashmir".
Leicht und beschwingt war der Auftritt von Laura Kattan zu Sunrise von Norah Jones - genauso schnell war der Eindruck bei "The Voice of Germany" allerdings auch wieder verflogen. Damit konnte sie keinen bleibenden Eindruck beim Publikum hinterlassen.
Nenas Liebling zog ins Halbfinale von "The Voice of Germany" ein
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Für einen Aufschrei im Netz sorgte Nenas Liebling Tiana Kruskic mit ihrer Rock-Version von Michael Jacksons "Bad". So twitterte etwa Kevin Newman: "Ein großer Hit des King of Pop wurde gerade mit Rasierklingen misshandelt". Während die Zuschauer Nader Rahy beim Telefon-Voting knapp vorne sahen, gab Nena Tiana Kruskic 50 Prozentpunkte, so dass sie mit einer Gesamtsumme von 88,6 Prozent klar vor Nader Rahy (66,7) und Laura Kattan (44,7) ins Halbfinale einzog.
Diese Kandidaten treten in der 2. Liveshow gegeneinander an
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In der zweiten Live-Show von "The Voice of Germany" am 6. Dezember auf Sat.1 schickt Max Herre seine Talente Jazz Akkar, Nico Gomez und Peer Richter gegeneinander ins Rennen. Samu Haber lässt aus seinem Team Yvonne Rüller, Chris Schummert und Romina Amann antreten.
Nena hat sich für einen Wettkampf zwischen Thorunn Egilsdottir, Emily Intsiful und John Noville entschieden. Alec Völkel und Sascha Vollmer alias The BossHoss sieben zwischen Aalijah Tabatha Hahnemann, Tal Ofarim und Caro Trischler aus.