Duisburg. Normalerweise begeistert Anja Lerch bis zu 600 Zuschauer bei ihren Singabenden im Duisburger Steinhof. Heute Abend wird sie bei „The Voice of Germany“ vor einem Millionenpublikum um den Einzug in die Live-Shows singen. Im Interview gesteht sie: „Max Herre musste ich erst einmal googlen.“

„Wenn man mit vier Jahren zu seiner Mutter sagt: ’Mama, ich muss singen!’ Dann ist klar, dass man Sängerin werden muss.“ So beschreibt sich Anja Lerch, 46, Musikstudienabsolventin, Mutter dreier Kinder und Kandidatin bei „The Voice of Germany“ auf ihrer Internetseite. Seit neun Jahren rockt sie gemeinsam mit ihrem Publikum bei Anjas Singabenden im Steinhof. Heute Abend stößt sie auf Pro Sieben ruhigere Töne an. Um 20.15 Uhr singt sie um die Teilnahme bei den Live-Shows des erfolgreichen Casting-Formats. Vorab hat sie der NRZ-Duisburg ein Interview gegeben.

Wie kamen Sie auf die Idee bei „The Voice of Germany“ mitzumachen?

Anja Lerch: Ich hatte von den Casting-Aufrufen gehört, mich dann aber eigentlich dagegen entschieden, mitmachen zu wollen. Doch dann fing ich an zu überlegen: Du ärgerst dich doch, wenn du da nicht mitmachst. Und habe es bei einem der letzten Castings dann doch versucht.

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Was hat ihre Familie dazu gesagt?

Lerch: Die haben mich sofort unterstützt. Meine Kinder haben sich sofort gewünscht, dass ich es bis in die Entscheidungs-Shows schaffen würde. Und dann hat es geklappt.

„The Voice of Germany“ will sich gewollt von anderen Casting-Formaten absetzen. Gab es dennoch auch bei dieser Sendung gängige Casting-Show-Klischees?

Lerch: Wie bei jedem Wettbewerb, ob im TV oder nicht, geht es auch bei „The Voice“ darum, mit einer guten Songauswahl zu überzeugen. Gerade wenn man gegen einen Kontrahenten antritt, dürfen die Songs nicht langweilig oder unscheinbar sein.

The Voice of GermanyUnd was hat Sie positiv überrascht?

Lerch: Dass hier einfach so viele unfassbar gute Sänger mit dabei waren. Wenn bei den „Battles“ der schlechtere Sänger ausgeschieden ist, bedeutete das nicht, dass er ein schlechter Sänger ist. Es waren einfach alle richtig gut.

Zählt bei „The Voice“ denn wirklich nur die Stimme?

Lerch: Ja. Wenn man sich die Musikwelt anschaut, passen da meist Stimme und äußere Erscheinung perfekt zusammen. Doch bei den Shows gab es Leute, wirklich unscheinbar, und dann kommt da so eine Hammer-Stimme aus ihnen heraus. Da waren nicht nur die Coaches überrascht, sondern auch wir Kandidaten.

Wie waren die Coaches Max Herre, Nena, The Boss Hoss und Samu so während der Sendungen?

Lerch: Ich muss gestehen: Ich musste Max Herre erst einmal googlen. Doch als ich einige seiner Lieder gehört habe und Interviews gelesen hatte, war mir klar, er ist mein absoluter Favorit. Toll, dass ich in sein Team konnte. Und ich wurde nicht enttäuscht: Es gab keine Wand zwischen ihm und den Talenten. Er ist feinsinnig und total authentisch und das setzt er auch bei seinen Liedern um.

Wie Anja Lerch um den Einzug in die Live-Shows bei "The Voice of Germany" kämpft 

Und die anderen?

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Lerch: Bei Nena dachte ich erst, sie sei etwas überkandidelt. Aber nein: Sie ist eine Frau, die weiß, was sie will, die einen bestärkt, nur das zu tun, worauf man Lust hat. Da passen wir gut zusammen. Auch zu „The Boss Hoss“ hatte ich einen guten Draht, und über Samu: Meine Tochter ist ein riesiger Sunrise Avenue-Fan und als ich ihr erzählte, dass er mal etwas mit mir singen wolle, ist sie total ausgeflippt.

In den Sendungen wird das Coaching nur sehr kurz gezeigt. Konnte Max Ihnen, der Musikschulabsolventin mit jahrelanger Erfahrung, überhaupt noch etwas beibringen?

Lerch: Was die reine Technik angeht. Nein. Aber bei so einer Show herrscht ja immer viel Hektik. Bei dem ganzen Drum-Herum im richtigen Augenblick frisch zu sein, da hat er mir sehr geholfen. Er hat immer gesagt: „Bleib bei dir.“ Ich sollte mich auf das, was ich fühle beschränken, einfach Singen. Er hat mich immer bestärkt.

Mit welchem Song möchten Sie die Coaches heute überzeugen?

Lerch: Ich singe so viele unterschiedliche Dinge super gerne, da war die Songauswahl gar nicht einfach. Ich habe mich letztendlich für einen alten „Blues“ entschieden: „I’d Rather Go Blind“ von Etta James.

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Warum gerade dieses Lied?

Lerch: Es ist ein tiefgehender Text, voll Schmerz und dem Verlassensein. Und trotzdem erinnert er mich daran, dass die großen Schätze in der Kindheit liegen. Ich kann mich ohne großes Nachdenken in den Text hineinfühlen.

Wie geht es mit Ihnen weiter, wenn Sie heute doch nicht in die nächste Runde kommen sollten?

Lerch: Ich bin in die Show reingegangen mit dem Grundsatz: Ich singe so gut wie ich kann, dann komme ich auch so weit wie ich kann. Sollte ich jetzt ausscheiden, dann ist mein Glas halb voll, denn es heißt nicht, dass ich nicht singen kann. Ich habe dann einfach mal wieder etwas mehr Zeit für die Familie und für meine anderen musikalischen Projekte. So gibt es zum Beispiel bald auch einen Anja’s Singabend in Hamburg und Berlin.

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Hat "The Voice of Germany" was an den Singabenden in Duisburg geändert?

Lerch: Ja, sie sind einfach noch voller geworden. Bis zu 600 Leute wollen mittlerweile zusammen mit mir singen. Letztens erst kamen Besucher aus Xanten, die 50 Kilometer unterwegs waren, leider nicht mehr in den Steinhof hinein. Es war zu voll. Deshalb können ab sofort Karten telefonisch reserviert werden.