Witten. Die Internationale Gartenschau naht mit Riesenschritten, aber umgesetzt ist noch nichts. Was etwa wird aus Plänen für den Wittener Ruhrtalradweg?

Für Fußgänger ist die Winterpause der Fähre ja immer ein Segen. In dieser Zeit können sie in Ruhe über den Ruhrtalradweg schlendern, ohne von Radfahrern aus dem Weg geklingelt zu werden. Inzwischen hat die „Hardenstein“ aber längst die Leinen gelöst und Fußgänger müssen wieder springen.

Das alles soll besser werden, wenn zumindest Teilabschnitte wie am Kemnader See getrennt werden - hier die Passanten, dort die Fahrradfahrer. Eigentlich sollen konkrete erste Schritte schon zur Internationalen Gartenschau 2027 erfolgen. Aber wird das noch was mit der Umsetzung? Aus planerischer Sicht rast die Zeit.

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Das Ruhrgebiet will sich zur IGA 2027 ja richtig hübsch machen und da darf Witten mit Ruhr- und Muttental natürlich nicht fehlen. Die Stadt will mit mehreren „Ruhrfenstern“ punkten, Millionenprojekten, die nur mit üppiger Landesförderung möglich werden. Offenbar ist aber noch längst nicht alles in trocknen Tüchern.

Stadtbaurat Stefan Rommelfanger geht aber fest davon aus, das ein oder andere rechtzeitig realisieren zu können. „2025/2026 werden die Hauptbaujahre“, sagt er. Nach den Sommerferien will der Dezernent konkreter werden.

Witten plant mehrere „Ruhrfenster“

Geplant sind etwa die „Ruhrfenster Mühlengraben“ und „Muttental“, für die das Land schon Sternchen als Zeichen der Zustimmung vergeben hat. Eine attraktive Aufenthaltsfläche an der Ruhr in der Nähe der Bommeraner Brücke mit einem direkten Zugang vom Mühlengraben aus, ein größerer Parkplatz am Ruhrdeich mit ansprechender Fußläufigkeit Richtung Nachtigallbrücke und natürlich ein neues Besucherzentrum an der Zeche Nachtigall gehören zu den Leuchttürmen der Wittener Bewerbung. Und ein umfangreiches Maßnahmenpaket mit 19 schönen Ideen für den Ruhrtalradweg.

Wenn sich Radfahrer Fußgängern von hinten nähern, müssen die damit rechnen, plötzlich an die Seite geklingelt zu werden. Was hier hoffentlich nicht der Fall war.
Wenn sich Radfahrer Fußgängern von hinten nähern, müssen die damit rechnen, plötzlich an die Seite geklingelt zu werden. Was hier hoffentlich nicht der Fall war. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Die Stadt hofft, den viel befahrenen Radweg vom Sauerland bis Duisburg zumindest auf Teilabschnitten in Witten für Spaziergänger und Fahrradfahrer trennen zu können - etwa zwischen der Ruhrbrücke Bommern und dem Bahnübergang Nachtigallstraße.

Im Anschluss soll ein gepflasteter Gehweg entlang der Fahrradstraße (als die die Nachtigallstraße tatsächlich schon gilt) angelegt werden - bis zur Kurve bei Zeche Nachtigall, wo‘s weiter in Richtung Burgruine geht.

Neuer Gehweg an der Wittener Nachtigallstraße soll Lücke schließen

Verkehrsplaner Jens Sturm spricht von einem „Lückenschluss“. Für diesen neuen Gehweg sieht er bis 2027 gute Chancen, zumal im Muttental dann ohnehin die Bagger rollten - Stichwort neues Museumsbesucherzentrum. Jedenfalls wird dem Gehweg entlang der Nachtigallstraße derzeit höhere Priorität als der Trennung zwischen Ruhrbrücke und Bahnübergang eingeräumt.

Letztere soll kommen, ob aber bis 2027, ist noch fraglich. Wenn diese Aufteilung denn eines Tages umgesetzt wird, könnte der Streckenabschnitt für die Radfahrer auf drei Meter Breite asphaltiert und für die Fußgänger auf zwei Metern mit Betonsteinen gepflastert werden.

Der dafür benötigte Platz müsste freilich noch geschaffen werden. Denn im Durchschnitt ist der Ruhrtalradweg nur 3,50 Meter breit. Ein Eingriff in die Natur, ob zur Ruhr hin oder zu den Schienen, ließe sich also nicht ganz vermeiden.

Genug Platz wäre in jedem Fall im weiteren Verlauf des Ruhrtalradwegs, etwa zwischen Schleusenwärterhaus und Lakebrücke. Allerdings gehört ein Teil der Wiesenflächen dort nicht der Stadt. Man müsste mit dem Grundstücksbesitzer also vermutlich verhandeln, wenn man den Weg verbreitern wollte. Falls das gelingt, könnte sich Verkehrsplaner Sturm sogar einen breiten Grünstreifen als räumliche Trennung zwischen Rad- und Gehweg vorstellen.

Wie wär‘s mit absteigen? Ein Rennradfahrer fährt über die engen Lakebrücke, obwohl dort gerade offenbar viel Verkehr herrscht.
Wie wär‘s mit absteigen? Ein Rennradfahrer fährt über die engen Lakebrücke, obwohl dort gerade offenbar viel Verkehr herrscht. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Entschärft werden soll das Ruhrtalradweg-Nadelöhr kurz vor der Lakebrücke, in Höhe des Kanu-Clubs. Hier wünscht sich Jens Sturm eine gute Lösung für „Inliner, Radfahrer und Fußgänger“. Er könnte sich an dieser Stelle sogar eine andere Routenführung vorstellen.

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Allerdings ist fraglich, ob der Abschnitt ab Schleusenwärterhäuschen bis zur IGA noch angepackt wird. „Wir müssen in Abhhängigkeit von dem Neubau der Lakebrücke planen“, sagt der 31-jährige städtische Mitarbeiter. Und dieser Brückenersatz steht bekanntlich in direktem Zusammenhang mit der Sperrung der Omegabrücke im Zuge des noch längst nicht begonnenen Ruhrbrückenneubaus zwischen Herbede und Heven.

Fazit: Es dürfte also noch viel Wasser die Ruhr hinunterfließen, bis die ersten IGA-Projekte in Witten Wirklichkeit werden. Zumal die Ausschreibung der 19 Maßnahmen für den Ruhrtalradweg im letzten Jahr erfolglos blieb, weil sich kein geeignetes Büro fand.

Jetzt, nach Auflösung der Haushaltssperre, wird die „Freiraum- beziehungsweise Verkehrsplanung“ EU-weit neu ausgeschrieben - darauf hoffend, dass zumindest 2025 endlich geplant werden kann. Das gesamte Paket würde übrigens um die fünf Millionen kosten. Momentan klimpern aber nur ein paar Euro-Stücke in der Spendenbox der Hardenstein-Fähre.