Ruhrgebiet. Ziemlich genau in drei Jahren beginnt die „Internationale Gartenausstellung Metropole Ruhr“. Sie will mehr sein als ein Blumenmeer.
Im Süden qualmt die Malzfabrik, im Norden dröhnt der Verkehrslärm der höhergelegten Autobahn 2 ins ungeschützte Emscherland. Unverkennbar Ruhrgebiet. Dazwischen liegt grüne Freifläche über viele Kilometer mit frischen roten Aschewege; links und rechts stehen ungezählte Bäumchen in grünen Bewässerungssäcken, und die zarten Pflänzchen in den neuen Hochbeeten tragen noch Namensschildchen, ganz wie die Neugeborenen auf der Geburtenstation: „Erdbeere Rosana F1“. Aller Anfang ist klein.
Denn hier, zwischen Recklinghausen und Castrop-Rauxel, materialisiert sich bereits die „Internationale Gartenausstellung 2027 (IGA)“, die ins ganze Ruhrgebiet kommt. Den Landschaftspark „Emscherland“ mit der von allen Zwängen und Betonbetten befreiten Emscher in der Mitten hat zwar die Emschergenossenschaft gebaut, aber 2027 wird er zu den fünf großen Parks der IGA gehören. Einer von zweien, wo man keinen Eintritt bezahlen muss; alles andere wäre auch Quatsch, denn man kann ja jetzt schon ohne Kassenschranke herein.
„Auf Temperaturen über 40 Grad muss der Park reagieren können“
Ansonsten ist Zukunftsmusik, was die Macher und Macherinnen der IGA am Donnerstagvormittag (25.4.) in den Pflanzenschauhäusern der Essener Gruga ankündigen. Eine Gartenschau sei „zum einen ein großes Event, aber auch ein Impulsgeber und Katalysator der Stadtentwicklung“, sagt Achim Schloemer, der Geschäftsführer der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft. Und: „Das Ruhrgebiet hat immer gezeigt, wenn man mit so einem Dekadenprojekt kommt, einem richtig großen Kracher, dann geht das Ruhrgebiet mit.“
Da stellt er die IGA in die anspruchsvolle Tradition von Internationaler Bauausstellung (1989 bis 1999) und Kulturhauptstadt (2010). Ein Motto hat die Gartenausstellung jedenfalls, das ist mit denen auf Augenhöhe: „Wie wollen wir morgen leben?“ Und so wird sie sich nicht nur mit Vorzeigegärten und Idealrabatten, mit Grabgestaltung und Läusebekämpfungstipps beschäftigen, sondern auch beispielsweise mit Ernährung, Gesundheit und Mobilität, mit neuem Wirtschaften und Klimaresilienz. In Parks gebe es heute „Temperaturen über 40 Grad, darauf muss der Park reagieren können“, sagt Mitarbeiterin Dorte Bubelweit.
„Zukunftsgärten“ entstehen in Dortmund, Duisburg und Gelsenkirchen
Damit das Ruhrgebiet auch wirklich mitgeht, müssen natürlich alles etwas davon haben. Und so kommen bei der IGA zu den großen „Zukunftsgärten“, wie sie das nennen, 25 bis 30 bestehende Park- und Grünanlagen quer durch die Ruhrgebietsstädte, die aufgewertet werden sollen („Unsere Gärten“); und schließlich die Beteiligung möglichst vieler Leute mit grünen Daumen, die ihre Gärten zeigen („Mein Garten“). Losgelöst von deren Engagement, soll es in den Parks zwischen April und Oktober 5000 bis 6000 Veranstaltungen aller Art geben.
Die „Zukunftsgärten“ wird es in Dortmund, Duisburg und Gelsenkirchen geben. In Gelsenkirchen wird der Nordsternpark in Richtung Essen erweitert, die langgestreckte Emscherinsel aufgewertet und der frühere Hafen der Zeche zu einem Freizeitort umgebaut. In Dortmund geht es um das Umfeld der früheren Kokerei Hansa und in Duisburg um einen Rheinpark. Allen ist wieder gemein, dass große Brachflächen weiterentwickelt werden, die die Industrie hinterlassen hat. Das gilt auch für das industriell überformte Emscherland und den Park „Landschaft in Bewegung“: eine Haldenlandschaft teils in Lünen, teils in Bergkamen.
Gartenausstellung endet mit einer Vorschau auf die nächsten Großprojekte
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Gartenschauen sind seit einigen Jahren wieder angesagt, zu den letzten in Höxter und Mannheim kamen deutlich mehr Besucher und Besucherinnen als erwartet. Vielleicht seien sie „ein bisschen heile Welt in schwierigen Zeiten“, sagt Eva Kähler-Theuerkauf, die Präsidentin des „Landesverbandes Gartenbau NRW“. Interessen, eine Buga auszurichten, gibt es jedenfalls schon jetzt bis in die 40er Jahre hinein.
Und so erwarten sie zur „Internationalen Gartenausstellung Metropole Ruhr 2027“, so der volle Name, 2,6 Millionen Gäste - es können aber auch doppelt so viele werden. Schlussendlich wird es eine Ausstellung geben von großen Vorhaben, die dann in die 2030er-Jahre reichen. Die nächsten Dekadenprojekte, richtig große Kracher.