Witten. Die Zeche Nachtigall in Witten soll ein neues Eingangstor erhalten. Davon soll das ganze Muttental profitieren. Das gefällt aber nicht jedem.
Noch steht gar nicht fest, wann und ob die Arbeiten für das neue Eingangstor der Zeche Nachtigall in Witten starten. Das Millionenprojekt sorgt aber schon jetzt für Ärger. Einige Anwohner im Muttental fühlen sich übergangen.
Zur Erinnerung: Erst in der vergangenen Woche hatten die Stadt und der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) die Pläne für das Großprojekt vorgestellt. Die Zeche Nachtigall soll ein neues Eingangstor samt Besucherzentrum erhalten, das Muttental in diesem Zusammenhang besser an die Stadt angebunden werden. Geplant sind drei Gebäudekörper, die sich in das derzeitige Bestandsbild einreihen sollen.
Witten: Muttentaler von Plänen überrumpelt
Die schon konkreten Pläne haben einige Anwohnerinnen und Anwohner aber offenbar überrumpelt. „Man muss vorher mit den Akteuren hier sprechen. Mit uns hat keinerlei Kommunikation stattgefunden“, sagt Hannsjörg Frank, Vorsitzender der Arge Muttenthalbahn. Er verweist darauf, dass Sandra Oberste-Frielinghaus, Tochter von Wald- und Grundstücksbesitzer Friedrich Oberste-Frielinghaus, eigentlich einen Termin mit der Stadt und Baudezernent Stefan Rommelfanger für Ende August ausgemacht hatte. „Das wurde dann auf den September verschoben. Aber auch das hat nicht stattgefunden“, so Frank.
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Die Stadt sieht offenbar einen anderen Zeitplan vor. „Für eine von uns geplante Info-Veranstaltung schien es uns sinnvoll, diese erst nach der Präsentation der Ergebnisse des Architektur-Wettbewerbs des LWL durchzuführen“, sagt Stadtsprecher Jörg Schäfer.
Das Besucherzentrum sei ein wesentlicher Bestandteil der Planungen für das Muttental, so Schäfer. Deshalb sei man hier vom Zeitplan des Landschaftsverbands abhängig gewesen. „Die Kolleginnen und Kollegen des Planungsamtes arbeiten aktuell mit Hochdruck an der Organisation eines neuen Termins für die Info-Veranstaltung.“ Man wolle die Öffentlichkeit zukünftig noch stärker einbinden und informieren.
Neuer Parkplatz soll Eingang ins Muttental sein
Zudem sei bereits im Rahmen des Projekts „Ruhrfenster Muttental“ über Teilaspekte zur Zeche Nachtigall informiert worden. Schäfer: „Dazu gehörten neben dem Medientermin vergangene Woche (gemeint ist die Präsentation der Museumspläne, Anm.d.Red.) unter anderem die Info zum Aufstellungsbeschluss des Bebauungsplans für den geplanten Parkplatz am Ruhrdeich im November 2022 und die Vorstellung des Gesamtprojekts am Tag der Städtebauförderung im Kontext der IGA 2027.“
Apropos: Auch der geplante Parkplatz an der B 226, also am Ruhrdeich, sorgt bei Vereinschef Frank und anderen Anwohnern für Ärger. Nach den Plänen der Stadt soll er der neue Eingang ins Muttental sein. Von dort aus sollen die Besucher entweder mit einem Shuttle-Service oder per Fuß über die Nachtigallbrücke entlang der Ruhr ins Muttental gelangen. „Dafür muss aber ein großer Teil des Waldes abgeholzt werden. Von so einem blinden Aktionismus haben wir nichts“, schimpft der Arge-Vorsitzende.
Auf WAZ-Anfrage erläutert die Stadt die Parkplatz-Pläne noch einmal detaillierter. Es handele sich dabei nicht nur um eine schlichte Stellplatzanlage. Vielmehr solle der Parkplatz die touristischen Höhepunkte des Muttentals erschließen und mit umliegenden Angeboten verknüpfen. Konkret vorgesehen sind laut Verwaltung unter anderem Aufenthaltsbereiche mit Wetterschutz und Sitzmöglichkeiten, eine Fahrradinfrastruktur sowie Informationspunkte zur Histories des Muttentals.
„Kein Phantasialand“
Der ganz genaue Standort steht aber noch nicht fest. „Ungefähr können wir aber schon sagen, dass es im Bereich zwischen der Nachtigallbrücke und dem Ruhrdeich sein soll“, so Stadtsprecher Jörg Schäfer. Die Verwaltung geht derzeit davon aus, dass für den Parkplatz etwa 5000 Quadratmeter Wald gerodet werden müssen. „Diese Vegetation soll jedoch im Verhältnis von etwa 1:2 ausgeglichen werden, also ungefähr doppelt so viel wieder angelegt werden. Mindestens ein Teil davon soll im direkten Umfeld des neu anzulegenden Parkplatzes angelegt werden“, so Schäfer.
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Die Stadt sieht den neuen Parkplatz hinsichtlich der Verkehrslenkung und -reduktion als dringend notwendig an. Autos sollen so zukünftig aus dem Muttental herausgehalten werden, um den Naturraum zu schützen. Die Touristen sollen also weitgehend auf eine Pkw-Anreise verzichten – zumal es an der Zeche Nachtigall überhaupt keine Parkmöglichkeiten gibt. Hannsjörg Frank: „Wir wollen hier schonenden Tourismus und kein Phantasialand.“ Das letzte Wort scheint im Muttental noch nicht gesprochen zu sein.
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