Witten. Wir blicken zurück auf das Witten vergangener Zeiten. Etwa auf die Gründung des Standesamtes oder den Einsturz der Gedächtniskirche.
Das Jahr 2024 ist noch jung – und schon werfen wir einen Blick zurück. Allerdings weit in die Vergangenheit Wittens. Stadtarchivarin Martina Kliner-Fruck hat dafür Ereignisse aus der stadtgeschichtlichen Chronik Wittens herausgesucht –vom ersten Briefkasten in Witten vor 200 Jahren über die Einführung der Leinenpflicht auf dem Hohenstein bis hin zur Eröffnung des historischen Bethauses im Muttental 1974.
Wir geben hier nur schlaglichtartig ein paar Begebenheiten wieder, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Je weiter wir zurückreisen, desto spärlicher werden die Informationen und auch das Bildmaterial.
Witten vor 50 Jahren (1974)
Vor einem halben Jahrhundert hat Witten bereits etwas über 95.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Seitdem hat sich nicht mehr viel getan. So lebten zuletzt 98.575 Menschen in der Stadt (Stichtag 30. Juni 2023). Dafür gab es damals in Herbede noch 78 Rindviehhalter, 43 Schweinezüchter – und noch eine Ziege.
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1974 feiern die auch heute noch beliebten Ferienspiele Premiere. Schon damals müssen die Kinder in den Sommerferien keinen Eintritt für das Annener Freibad zahlen. Auch besucht erstmals eine Jugendgruppe aus Israel offiziell Witten. Aus dem Jugendaustausch wurde später eine Städtepartnerschaft mit dem Landkreis Lev Hasharon, die noch heute besteht. Außerdem wird vor 50 Jahren das Historische Bethaus im Muttental als Außenstelle des Deutschen Bergbau-Museums Bochum eröffnet und Zentrum des bergbaugeschichtlichen Wanderwegs.
1974 gründet außerdem Hildegard Doebner, die weit über die Grenzen Wittens und des Ruhrgebiets bekannte Folk-Mutter, den hiesigen Folkclub. 2005 wird dieser als Club „Witten Folk“ wiederbelebt. Und auch der Verein Burgfreunde Hardenstein wird schon vor 50 Jahren ins Leben gerufen. Damals wie heute mit dem Ziel, die Burgruine zu erhalten, zu pflegen und zu erforschen.
Witten vor 100 Jahren (1924):
Hugo Kutsch kauft sich ein Radio. Was aus heutiger Perspektive nicht sonderlich spannend klingt, war damals revolutionär. Denn den Rundfunk gab es in Deutschland erst seit einigen Monaten. Für Kutsch ist seine Anschaffung impulsgebend. Nach Abzug der französischen Besatzungstruppen eröffnet der Geschäftsmann eine Rundfunkabteilung in seinem Laden, dem damaligen Elektro-Haus Kutsch, das schon seit 1893 an der Ruhrstraße beheimatet war. Noch heute gibt es das Traditionsgeschäft, 2021 ist es nach 128 Jahren an die Dortmunder Straße umgezogen. Heute findet sich im ehemaligen Elektro-Haus Kutsch das „Schemmann’s Genuss & Style“.
In der Innenstadt stürzt das Kreuzgewölbe der 1892 eingeweihten evangelischen Gedächtniskirche ein. Auslöser sind Bergschäden. Zwar wird das Gotteshaus in den kommenden Jahren wiederaufgebaut, doch es soll nicht von Dauer sein: Im Zweiten Weltkrieg wird die Kirche 1945 durch Bomben zerstört. Ihre Ruinen prägen noch bis in die 1960er Jahre das Stadtbild, dann wird sie abgetragen. Heute erinnert nur noch ihr Name an die einst prächtige Kirche. Der „Platz der Gedächtniskirche“ wird seit vielen Jahren als Parkplatz genutzt.
Nach ihrer Inhaftierung durch die französische Besatzung und Wiederfreilassung nehmen Oberbürgermeister Otto Laue und Stadtbaurat Georg Bewig erneut ihren Dienst auf. Im April des Jahres wird eine Jugendherberge auf dem Helenenberg errichtet, mit sieben Schlafräumen und 120 Betten. Einen Monat später folgt eine neue Polizeiverordnung, die das freie Umherlaufen von Hunden auf dem Hohenstein verbietet und Leinenpflicht anordnet. Auch heute müssen Hunde im beliebten Naherholungsgebiet angeleint werden.
Witten vor 150 Jahren (1874)
Vor 150 Jahren wird in Witten das Standesamt gegründet. Denn die Ruhrstadt gehört damals zu Preußen. Nachdem im März ein Gesetz über die Beurkundungen des Personenstandes und die Form der Eheschließung erlassen wurde, wurden zum 1. Oktober in ganz Preußen erstmalig Standesämter eingeführt. So auch in der Wittener Stadtverwaltung mit Zuständigkeit für die amtliche Beurkundung und Führung von Personenstandsregistern.
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Außerdem wird 1874 die Dampfkesselfabrik Carl Wiehage, Ardeystraße 41, für die Fertigung von Dampfkesseln gegründet und die Erlöserkirche in Annen eingeweiht. Am 1. Juni wird die Eisenbahnstrecke durch das Ruhrtal eröffnet und im gleichen Monat die Gemeinde Annen-Wullen zu einem Amtsbezirk erhoben.
Witten vor 200 Jahren (1824)
In Witten wird am Crengeldanz der erste Postbriefkasten aufgestellt. Ein Foto von ihm existiert nicht, nur eines vom späteren Kaiserlichen Postamt, das ebenfalls am Crengeldanz stand.
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