Witten. Fast 40 Jahre lang war das Casablanca in Witten-Annen Treffpunkt für Nachtschwärmer. Stammgäste schworen auf das Frühstück. Damit ist es vorbei.
Es war mehr als nur ein Café. Das Casablanca an der Annenstraße in Witten war auch Spielhalle, Billardkneipe, Frühstücksbar, Veranstaltungsort - eben ein beliebter Treffpunkt im Quartier. Nun hat die kultige Institution nach fast 40 Jahren ihre Türen für immer geschlossen. Die Entscheidung ist Inhaber Michael Schöpke nicht leicht gefallen.
Rechts und links des Eingangs grüßen immer noch Humphrey Bogart und Ingrid Bergmann. Die beiden Filmstars haben die Hauptrollen in dem US-Klassiker gespielt, der dem Laden seinen Namen gab. Bekannt war das Casablanca in Annen auch als „Rick‘s Café“, ebenfalls in Anlehnung an einen der Filmschauplätze. Ein Schild am Eingang verweist auf die Schließung. Auch wer im Netz nach dem Casablanca sucht, erfährt, dass es „dauerhaft geschlossen“ ist.
Wittener Betreiber ist den Tränen nahe
Nach 39 Jahren habe er die Reißleine ziehen müssen, vor vier Monaten schon, wie Michael Schöpke erklärt. Nachdem sich zum Beispiel die gesetzlichen Vorgaben für Spielhallen geändert hatten, seien die Auflagen zu hoch gewesen, nennt Schöpke eine Ursache.
Am liebsten möchte der 67-Jährige gar nicht mehr über das Casablanca sprechen. Tut er es doch, dann ist er den Tränen nahe. „Es war eine bewegende Zeit, in der ich viel erlebt habe“, sagt Schöpke. 500 Künstler seien bei ihm zu Gast gewesen - von Jürgen Drews bis Frank Zander. Veranstaltungen fanden in der Bodega-Bar statt. Viele Dinge in den eher schummrigen Räumen mit den dunklen Balken und den ebenfalls dunklen Möbeln erinnern an die vergangenen Jahre. Schöpke fällt spontan eine Kamera ein, die Komiker Karl Dall nach einem Besuch dagelassen hat.
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Auch im Netz kursieren noch viele Bewertungen. Stammkunden erinnern sich darin an das Casablanca als „besten Frühstückstreff ever“. Es gab ein Flieger-Frühstück, hinter dem sich eigentlich nur zwei Brötchen mit Belag sowie ein gekochtes Ei und eine große Tasse Kaffee verbargen. Außerdem standen belegte Baguettes, Rührei oder Strammer Max auf der Speisekarte.
„Hier war ich früher oft nach langen, durchtanzten Nächten“, erinnert sich ein ehemaliger Besucher, der das Casablanca als „auf angenehme Art altmodisch“ charakterisiert. Weitere Einträge bescheinigen dem Café, mehr gewesen zu sein, „als eine einfache Spielhölle“.
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Dort konnte man „Kaffee und Kuchen genießen, aber auch Schach spielen“. Und selbst nachts um drei bekamen Gäste Spaghetti oder Zigeunerschnitzel mit Bratkartoffeln serviert. Andere erinnern sich an den Tabakgeruch, der auch in Zeiten des Rauchverbots noch in der Luft hing. Viel Nostalgie schwingt also mit in den Einträgen. Doch auch leise Kritik, dass das Casablanca mal „eine Auffrischung“ vertragen könnte.
Dafür ist es jetzt zu spät. Die Türen sind geschlossen. Die Hommage an Bogart und Bergmann ist in Annen nun Schnee von gestern.