Witten. . Ein ausgebüxtes Tier sorgt in Witten für Unruhe. Nicht nur Forstwirtschaftsmeister Rothe ist hinter dem Ausreißer her, sondern auch Hunde.

  • In den vergangenen Wochen machten Hunde Jagd auf ein freilaufendes Dammwild
  • Das Tier ist wohl aus einem Gehege in der Nähe ausgebüxt
  • Der zuständige Forstwirtschaftsmeister will das Wild erschießen: aus Sicherheitsgründen

Ein Husky jagt ein freilaufendes Damwild, er treibt es minutenlang vor sich her – weder Spaziergänger noch Halter können den Hund einfangen. Diese Szene haben vor kurzem mehrere Passanten vor dem Wildgehege auf dem Hohenstein beobachtet.

Kein Einzelfall, wie Forstwirtschaftsmeister Wolfgang Rothe berichtet. „Solche Situationen gibt es hier leider immer wieder“, sagt der 57-Jährige, der sich seit 26 Jahren um das Wild auf dem Hohenstein kümmert. „Ich habe große Angst, dass irgendwann ein Kind umgerannt wird und sich verletzt.“ Den Hunden könne man das nicht übel nehmen. „Das Jagen ist ihr Instinkt. Die Halter sind schuld“, so Rothe.

Hunde reißen Reh am Hammerteich

Ein Damwild stattet seinen Artgenossen im Wildgehege am Hohenstein seit etwa einem Jahr öfter Besuch ab.
Ein Damwild stattet seinen Artgenossen im Wildgehege am Hohenstein seit etwa einem Jahr öfter Besuch ab. © Thomas Nitsche

Seit drei Jahren gelte auf dem Hohenstein Leinenpflicht. Das Ordnungsamt habe mehrere Schilder aufgestellt, die darauf hinweisen. „Aber viele halten sich nicht daran und beteuern, dass ihr Hund hören würde.“ Dass oft das Gegenteil der Fall ist, zeige ein Vorfall an Heiligabend. „Da haben zwei freilaufende Hunde am Hammerteich ein Reh gerissen“, sagt der Forstwirtschaftsmeister.

„Das Tier lag stundenlang verletzt im Gras, bevor es jemand erlösen konnte.“ Wenn er daran denkt, macht ihn das betroffen. „Rehwild ist ganz zart und schmächtig. Es tut mir leid, wenn ich so etwas höre.“ Der Halter der Hunde habe nun mit einem Gerichtsverfahren zu rechnen, so Wolfgang Rothe.

Dass ein Herrchen sein Tier im Wald frei laufen lässt, kann auch der Wittener Giovanni Donadio nicht nachvollziehen. Der 61-Jährige hat selbst einen Hund, die fünfjährige Bianca. „Ich nehme sie immer an die Leine“, sagt Donadio. „Wenn sie ein Kaninchen sehen würde oder ein anderes Tier, wäre sie sonst sofort weg.“

„Freiläufer“ ist wohl ausgebüxt

Giovanni Donadio nimmt seine Hündin Bianca immer an die Leine.
Giovanni Donadio nimmt seine Hündin Bianca immer an die Leine. © Thomas Nitsche

Das Damwild, auf das der Husky auf dem Hohenstein Jagd machte, besucht seit etwa einem Jahr regelmäßig seine Artgenossen aus dem Wildgehege. „Es kommt etwa alle drei Monate hierher. In der Paarungszeit im Oktober und November war es besonders oft hier“, sagt Forstwirtschaftsmeister Wolfgang Rothe. Nahrung suche es wohl nicht. „Die findet es genug, es sieht auch sehr gut genährt aus.“

Das Tier müsse irgendwo ausgebüxt sein, denn Damwild sei in dieser Region nicht heimisch. Das nächste frei lebende gebe es im Münsterland. „Dieses Wild stammt vermutlich aus einem Gehege auf dem Schnee oder aus Herdecke“, sagt Rothe. Schon mehrmals hat der 57-Jährige versucht, es zu fangen. „Da es mich inzwischen schon kennt und vor allem sehr zutraulich zu Kindern ist, habe ich sogar schon eine Familie gebeten, es mit einer Schale mit Futter ins Gehege zu locken. Aber es ist clever und entwischt im letzten Moment doch immer.“

Letzte Chance: das Gewehr

Einen ähnlichen „Freiläufer“ habe es in den vergangenen Jahren schon einmal auf dem Hohenstein gegeben. „Das letzte Tier habe ich aus Sicherheitsgründen leider erschießen müssen.“ Wenn er dieses Damwild noch ein Mal sieht, will Rothe wieder zum Gewehr greifen. „Damit sich solche Szenen wie mit dem Husky nicht wiederholen und kein Mensch zu Schaden kommt.“ Das Fleisch würde er verkaufen – zugunsten der Stadtkasse.