Witten. Das E-Rezept ist da. Die Apotheken in Witten sind vorbereitet, doch viele Arztpraxen haben noch technische Probleme. Das sind die Gründe.

Das E-Rezept ist da: Seit der Einführung Anfang der Woche haben Wittens Apotheken alle Hände voll zu tun. Manche Kunden müssen sogar draußen warten - was nicht nur an der neuen Rezeptform liegt.

In der Adler-Apotheke hat man Schwierigkeiten, dem Kundenansturm Herr zu werden. Obwohl alle Kassen geöffnet sind, steht die Warteschlange schon auf der Bahnhofstraße. Schaufensterbummler müssen einen Bogen um sie machen. Die Gründe: Natürlich sind gerade viele Wittener und Wittenerinnen erkrankt. Und neben dem neuen E-Rezept bleibt der Medikamentenmangel weiter bestehen. Ein Kunde möchte ein Medikament bestellen, das nicht lieferbar ist und macht seinem Unverständnis Luft. „Selbst wenn Sie mir 10.000 Euro auf den Tisch legen würden, könnte ich es nicht bestellen“, erklärt eine Mitarbeiterin. Zeit für ein Gespräch über das E-Rezept hat hier niemand.

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Mittags ist in der Beethovenapotheke weniger los. Vor drei oder vier Wochen habe man an der Testphase für das E-Rezept teilgenommen, sagt Mitarbeiterin Ardiana Aliji (22). „Der Test lief an sich ganz gut. Nur der Abruf der Rezeptdaten über die Gesundheitskarte hat sich verzögert.“ Das E-Rezept gibt es momentan in drei Ausführungen: in einer App auf dem Smartphone, als Ausdruck oder per Abruf über die Gesundheitskarte. Das Rezept kann in der Apotheke jedoch erst heruntergeladen werden, wenn es zuvor in der Arztpraxis hochgeladen wurde. Aliji geht davon aus, dass manche Ärzte Rezepte gesammelt und erst später hochgeladen hätten, daher die Verzögerung beim Abruf.

Apothekerin sieht viele Vorteile beim E-Rezept

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„Die Umstellung ist immer schwierig - egal was man verändert - langfristig, wird das E-Rezept eine Erleichterung sein“, sagt Andrea Simon, Mitarbeiterin in der Einhorn-Apotheke. Das gilt nicht nur für Apotheken, sondern auch für die Kunden. „Man muss die Krankenkassenkarte nur einmal im Quartal einlesen und kann ab dann Rezepte telefonisch bestellen.“ Gerade im Hinblick auf den anhaltenden Medikamentenmangel bringe das E-Rezept einen weiteren Vorteil: Die Posten lassen sich auf verschiedene Apotheken aufteilen. Hat ein Arzt auf einem analogen Rezept mehrere Medikamente verordnet, kann dieses Rezept nur in einer einzigen Apotheke eingelöst werden.

In der Adler-Apotheke: Helena Remus stellt die Geräte zum Auslesen eines E-Rezeptes vor.
In der Adler-Apotheke: Helena Remus stellt die Geräte zum Auslesen eines E-Rezeptes vor. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Filialleiterin Soz Saber (29) sieht zwar eine Verbesserung im Vergleich zur Situation vor einem Jahr, aber vorbei sei der Medikamentenmangel noch nicht. „Es hat sich vielleicht um 50 Prozent verbessert.“ Während Ende des Jahres 2022 Kinderhustensäfte knapp waren, sind es jetzt Diabetika, unter anderem Insulin. Doch dies lasse sich leichter ersetzen als Medikamente für Kinder.

Praxen haben Umstellungsprobleme

Damit Kunden ihr E-Rezept in der Apotheke einlösen können, muss ihnen in der Arztpraxis auch eines ausgestellt werden. Das sollte seit dem 1. Januar 2024 Pflicht sein, wird jedoch noch nicht flächendeckend eingesetzt. Die Gemeinschaftspraxis im Rathaus, der auch Ärztesprecher Arne Meinshausen angehört, informiert auf ihrer Webseite: „In den ersten Wochen kann es noch zu technischen Umstellungsproblemen kommen“, als Alternative diene in dieser Zeit noch das analoge Rezept.

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Des Weiteren wird darauf hingewiesen, dass manche Verordnungen nicht unter die E-Rezept-Regelung fallen und daher noch als klassisches Rezept ausgestellt werden. Das gilt für Insulin-Nadeln, Privatrezepte und Betäubungsmittel-Rezepte.