Witten. Erst Corona und jetzt der Krieg – da haben es Wahlkämpfer in Witten nicht leicht. Wer kandidiert überhaupt für die Landtagswahl Mitte Mai?

Nanu, was ist das denn? Ein Info-Stand der CDU am Berliner Platz? Tatsächlich werfen die Landtagswahlen am 15. Mai schon ihren Schatten voraus – wenngleich es sich nur um einen Info-Tag des Stadtverbandes zum Thema „innere Sicherheit“ handelte und der Straßenwahlkampf in der City erst am 9. April beginnt. Aber wie der Zufall so will, war auch Landtagskandidatin Sarah Kramer dabei.

Sarah Kramer von der Wittener CDU glaubt an ihre Chance

Nach SPD und Grünen geht die Union, die vor fünf Jahren auf Landesebene einen großen Sieg feierte, diesmal ebenfalls mit einer Frau ins Rennen um den Wahlkreis 106 (Witten und Herdecke). Sarah Kramer, im Hauptberuf Polizistin, ist erst 29. Noch sechs Jahre jünger war Verena Schäffer von den Grünen, als sie zum ersten Mal kandidierte. Sie wurde damals mit 23 Jahren die jüngste Landtagsabgeordnete überhaupt.

Ob Kramer der Sprung ins Parlament gelingt, steht auf einem anderen Blatt. Es wäre das erste Mal, dass es der Union gelänge. Das Direktmandat geht seit eh und je an die SPD und Platz 65 auf der Landesliste dürfte nicht ziehen. Trotzdem ist die Hauptkommissarin zuversichtlich. „Ich glaube nicht, dass meine Chancen schlecht stehen.“

Der Ukraine-Krieg überschattet alles

Fünf Kandidaten aus Witten

Im Wahlkreis 106/Ennepe-Ruhr-Kreis II mit den Städten Witten und Herdecke treten außer Sarah Cramer (CDU), Verena Schäffer (Grüne) und Nadja Büteführ (SPD) an: Enric Tange (FDP, Herdecke), Jean Valton (AfD, Ennepetal), Ursula Weiß (Die Linke, Witten), Bennet Strahmann (Die Partei, Witten), Achim Czylwick (MLPD, Witten) und Sven Heiermann (die Basis, Wetter).

Bei den Zweitstimmen lag die SPD bei der Landtagswahl 2017 in Witten mit 37,1 Prozent vorn, gefolgt von CDU (24 %), FDP (11 %) und AfD (7,9 %). Nadja Büteführ holte das Direktmandat. Sie schnitt mit über 39 Prozent noch besser als ihre Partei ab.

Dass ihre eigenen Hauptthemen innere Sicherheit und Verkehr vermutlich nicht die Hauptrolle spielen dürften, ist Cramer klar. Die Ratsfrau aus Witten geht wie die anderen Kandidatinnen der großen Parteien davon aus, dass der Ukraine-Krieg alles überschattet – mit all seinen Auswirkungen auch auf NRW und die Kommunen.

Sarah Kramer sieht Bund und Land in der Pflicht, die Städte maßgeblich bei der Unterbringung der Flüchtlinge zu unterstützen. „Ich wünsche mir, dass das alles viel schneller geht.“ Heimatministerin Ina Scharrenbach habe ihr bei ihrem jüngsten Besuch in Witten versichert, das Land werde jetzt die Kapazitäten in den Erstaufnahmeeinrichtungen hochfahren. Ob Wohnraum, Schulen oder Kitas: Die Unionspolitikerin sieht gerade die Städte vor gewaltigen Herausforderungen.

Verena Schäffer aus Witten kandidiert schon zum vierten Mal für die Grünen.
Verena Schäffer aus Witten kandidiert schon zum vierten Mal für die Grünen. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Womit wir bei der Opposition angekommen wären, die von der Landesregierung mehr Hilfe in der Flüchtlingskrise fordert. „Das Land koordiniert nicht genug und unterstützt die Kommunen nicht ausreichend“, sagt Verena Schäffer von den Grünen. Sie kandidiert mittlerweile zum vierten Mal und hat es inzwischen zur Co-Fraktionsvorsitzenden geschafft. Mit Platz drei auf der Landesliste dürfte ihr das Ticket nach Düsseldorf wieder sicher sein.

Die mittlerweile 35-Jährige betont, mit dem Ukraine-Krieg keinen Landtagswahlkampf machen zu wollen. Deshalb nennt auch sie andere Themen, zuallererst den Ausbau der erneuerbaren Energien. „NRW muss bis 2040 klimaneutral werden.“ Ihr Ziel für den Urnengang am 15. Mai, der für die Grünen vor fünf Jahren nicht besonders gut ausfiel: „Das historisch beste Ergebnis bei einer Landtagswahl!“

Die Landtagsabgeordnete Nadja Büteführ will für die SPD in Witten und Herdecke das Direktmandat verteidigen.
Die Landtagsabgeordnete Nadja Büteführ will für die SPD in Witten und Herdecke das Direktmandat verteidigen. © SPD

„Am liebsten mit den Grünen“, beantwortet Nadja Büteführ von der SPD die Frage, wer ihr Wunschpartner bei dieser Wahl sei. Aber ob das reicht? „Schauen wir mal.“ In eigener Sache ist die Herdeckerin optimistisch, ihr Direktmandat wieder zu verteidigen. 2017 landete sie bei über 39 Prozent.

Büteführ ist nach eigenen Angaben schon „mittendrin im Wahlkampf“. Sie zieht über Märkte, geht in die Wittener Bücherei und macht Haustürbesuche. Plakatiert werde ab 2. April. Aber ob die schon vor Wochen gemachten Bilder noch passen? „Auf den Fotos strahlt man so in die Runde. Dabei ist einem derzeit nicht nach Strahlen zumute“, sagt die 55-Jährige.

Trotz Krieg setzt sie auf ihre Kernthemen: „Gebührenfreie Bildung, mehr Chancengerechtigkeit und Stärkung der Kommunen.“ Sie will auch Prominente in den EN-Kreis holen. „Ich versuche, Kevin Kühnert nach Witten zu kriegen.“ In Wetter soll Gesundheitsminister Karl Lauterbach mit ambulanten Pflegediensten diskutieren.