Witten. Starkregen hat zwar den Spaziergang mit NRW-Ministerin Ina Scharrenbach durch Witten verhindert. Trotzdem gab sie Tipps für eine attraktive City.

Die Innenstadt muss attraktiver werden. Da waren sich alle Beteiligten einig. Entsprechende Impulse erhofften sich die Mitglieder der CDU-Mittelstandsvereinigung EN von einem Gespräch mit Ina Scharrenbach, NRW-Ministerin für Heimat, Kommunales, Bauen und Gleichstellung. Sie wurden nicht enttäuscht. Witten soll zukünftig auf Alleinstellungsmerkmale setzen und sich als Marke etablieren – so das Fazit des Austauschs. Fördermittel des Landes sollen dabei helfen.

Zur Begrüßung ein Aperitif: Paulina Hafer serviert NRW-Ministerin Ina Scharrenbach einen alkoholfreien Drink.
Zur Begrüßung ein Aperitif: Paulina Hafer serviert NRW-Ministerin Ina Scharrenbach einen alkoholfreien Drink. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Eigentlich war ein Spaziergang durch die City geplant. Doch am Donnerstagabend zeigte sich die Innenstadt – dem Wetter geschuldet – nicht von ihrer besten Seite. Es goss in Strömen. Deshalb wurde das Treffen kurzerhand ins Obergeschoss der Genussgalerie Hafer am Berliner Platz verlegt.

So konnte die Ministerin, die zuletzt im März die Burgruine Hardenstein besuchte, sich nicht selbst davon überzeugen, wie es um das Zentrum bestellt ist. 25 Ladenlokale stehen aktuell leer, wusste Wirtschaftsförderin Anja Reinken, die ebenfalls in der Runde vertreten war.

Ministerin: Entwickeln Sie eine besondere Stadtbank für Witten

Corona hat die Lage nicht eben verbessert. „Das Land will nicht warten, bis das Kind völlig in den Brunnen gefallen ist“, sagte Ina Scharrenbach mit Blick auf die ausgelobten Fördergelder, die für die Behebung der Leerstände, etwa im Falle von Galeria Kaufhof, eingesetzt werden können. Gleichzeitig machte die CDU-Politikerin klar: „Jede Stadt ist einzigartig und darauf kann man aufbauen.“ Dafür erntete sie skeptische Blicke – ein heikles Thema in Witten.

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Denn während die Nachbarstadt Hattingen mit ihrer Altstadt punkten kann, fehlt Ähnliches in Witten – zumindest was die City angeht, wie CDU-Fraktionsvorsitzender Volker Pompetzki feststellte. „Witten ist zwar die Wiege des Ruhrbergbaus und liegt an der Ruhr.“ Doch davon profitiere die Innenstadt nicht wirklich. Dennoch hagelte es Ideen.

Hoher Besuch in Witten: Ministerin Ina Scharrenbach (r.) mit Bürgermeister Lars König (v.li.), CDU-Fraktionschef Volker Pompetzki, Angelika Bilow-Hafer von der Genussgalerie, der CDU-Landtagskandidatin Sarah Kramer und Jürgen Ostwald, dem Vorsitzenden der Mittelstandsvereinigung.
Hoher Besuch in Witten: Ministerin Ina Scharrenbach (r.) mit Bürgermeister Lars König (v.li.), CDU-Fraktionschef Volker Pompetzki, Angelika Bilow-Hafer von der Genussgalerie, der CDU-Landtagskandidatin Sarah Kramer und Jürgen Ostwald, dem Vorsitzenden der Mittelstandsvereinigung. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Allen voran gab die Ministerin Tipps. „Entwickeln Sie eine besondere Stadtbank, die es nur hier gibt. Das ist ein erster Ansatzpunkt.“ Stadtmobiliar sei meist langweilig, solle aber Spaß machen – und sei ebenfalls förderfähig. „Experimentieren Sie. Fördern Sie Urban Street Art.“ Und: „Bringen Sie abends Leben in die Stadt.“ Vor allem aber riet die 44-Jährige, nicht zu lange zu diskutieren, sondern schneller zu Entscheidungen zu gelangen.

Standortgemeinschaft Witten-Mitte: Corona bringt uns zum Handeln

Angelika Bilow-Hafer von der Standortgemeinschaft Witten-Mitte griff die Anregung auf. „Wir waren, was die City betrifft, zu lange in einer Wohlfühlatmosphäre. Den richtigen Impuls, endlich handeln zu müssen, hat uns Corona beschert.“ Sie setze, wie Bürgermeister Lars König, auf eine Stadtgesellschaft mit vielen Akteuren. „Und dazu gehören auch die Schausteller“, betonte Bilow-Hafer. Zunächst wünsche sie sich mehr Aufenthaltsqualität durch mehr Grün, mehr Spielflächen und ja, auch mehr Bänke.

So fördert das Land die Stadt

2008 hat Witten das sogenannte Handlungskonzept Innenstadt (ISEK)aus der Taufe gehoben. Seit 2009 hat die Stadt 28,7 Millionen Euro aus Fördermitteln des Landes erhalten. Der Großteil ist in den Umbau des Rathauses sowie in das neue Gewerbegebiet Drei Könige geflossen.

Aber auch das Quartiersbüro in der City wird damit finanziert. Es soll um eine zusätzliche Stelle erweitert werden, die sich mit dem Schwerpunkt Handel beschäftigen wird.

Weitere 11,1 Millionen Euro Landesförderung stehen u. a. noch aus. 2,3 Millionen sind für den Karl-Marx-Platz vorgesehen.

Nach dem Aus von Galerie Kaufhof griff ein Sofortprogramm, das es der Stadt ermöglicht, kurzfristig leerstehende Läden vermieten zu können sowie eine Machbarkeitsstudie für das Gebäude in Auftrag zu geben.

Am Tag nach Ina Scharrenbachs Besuch traf eine Mail bei der Wirtschaftsförderung ein, die auf weitere Fördermöglichkeiten hinweist. So können etwa kleinere Läden im Erdgeschoss mit maximal 100.000 Euro bei Umbaumaßnahmen unterstützt werden. Auch Vereine und Verbände dürfen mit Hilfe bis zu 5000 Euro rechnen, um wieder aktiv werden zu können.

Potenzial sieht Center-Managerin Babett Arnold da etwa in den Plätzen vor der Stadtgalerie und vor dem Rathaus sowie am Berliner Platz. Die beiden kleineren Flächen könne man heimeliger gestalten, schlug Arnold vor. Noch etwas liegt ihr am Herzen: „Wir müssen montags bis sonntags für Leben in der City sorgen und nicht nur von 10 bis 18 Uhr.“ Im Moment würde sie selbst sonntags nicht in die Wittener Innenstadt kommen wollen.

Rund eine Stunde lang dauerte der Austausch. „Es war hervorragend“, so Jürgen Ostwald, Vorsitzender der Mittelstandsvereinigung. Der Appell der Ministerin sei angekommen – und der Wille zum Handeln bei den Akteuren spürbar. Aufbruchstimmung also – im wahrsten Sinne des Wortes.