Witten. Die Hallen an der Brauckstraße in Witten werden nun fast vollständig zur Flüchtlingsunterkunft. Und was wird aus dorthin ausquartierten Ämtern?

Wie bereitet sich Witten auf die Flüchtlinge aus der Ukraine vor? Die wohl größte Herausforderung dabei ist, dass niemand vorhersagen kann, wie viele Schutzsuchende in den nächsten Tagen, Wochen, Monaten in die Stadt kommen werden. „Wir haben keine verlässlichen Zahlen“, erklärt deshalb auch Bürgermeister Lars König.

Bis Montagnachmittag seien bereits 215 Flüchtlinge registriert gewesen – am Morgen war noch von 140 Geflüchteten die Rede gewesen. „Die Lage ist sehr dynamisch. Es kommen laufend Menschen hinzu“, so König. Es gehe nun darum, diese Menschen anständig unterzubringen und zu versorgen. Die reale Zahl liegt nach Angaben der Stadt aber vermutlich höher. „Denn manchmal vergehen Tage, bis die Menschen sich bei uns melden“, sagt König.

Stadt will Geflüchtete zentral an der Brauckstraße unterbringen

Dass die Stadt nun vor einer neuen Aufgabe steht, zeigt ein Zahlenvergleich. Allein in den letzten zehn bis zwölf Tagen sind mehr Schutzsuchende aus der Ukraine in die Ruhrstadt gekommen als in den ersten beiden Monaten des Jahres Menschen aus anderen Ländern zusammengenommen. Heißt: Im Januar und Februar sind insgesamt 50 Geflüchtete in Witten eingetroffen, nun binnen weniger Tage über 200.

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Von Vorteil für die Stadt ist nun, so König, dass man die Schutzsuchenden zentral unterbringen kann. Das soll in der Brauckstraße geschehen, wo momentan noch mehrere städtische Abteilungen angesiedelt sind.

Rund 100 Menschen, darunter 24 aus der Ukraine, leben derzeit dort. 50 weitere könnten jederzeit unterkommen. Für mehr Platz sollen nun die dorthin wegen der Rathaussanierung ausquartierten städtischen Mitarbeiter bis Mai nach und nach ausziehen. Lediglich die EDV-Abteilung wird dann noch an der Brauckstraße sitzen.

Ausweichquartiere für städtische Mitarbeiter sind gefunden

Für alle anderen Abteilungen habe man Ausweichquartiere gefunden, sagt der Bürgermeister. Dabei geht es um Übergangsräume, bis das Rathaus fertig ist und die entsprechenden Mitarbeiter dorthin umziehen können. Die EDV wird aber nicht ins Rathaus ziehen und sucht deshalb eine dauerhafte Bleibe.

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Die ehemaligen Industriehallen an der Brauckstraße sind 2015 von der Stadt angemietet und für 700 Bewohner konzipiert worden. „Da haben wir aber großteils an alleinreisende junge Männer gedacht“, sagt König. Nun aber kommen fast ausschließlich Frauen mit Kindern und ältere Menschen. Sie müssen anders untergebracht werden. Unter den aktuellen Bedingungen könnten schätzungsweise 400 Menschen hier Zuflucht finden.

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Aktuell könne man mit der Entwicklung gut Schritt halten, sagt Lars König. Dennoch kritisiert er den bislang „völlig ungesteuerten Prozess“. Denn momentan laufe vieles über private Kontakte, Initiativen oder Gemeinden. „Ich wünsche mir eine klare Linie aus Berlin und eine geregelte Verteilung.“