Witten/Herdecke. Für die Nachfolge von Thomas Stotko gibt's im gemeinsamen Wahlkreis eine ehrgeizige Kandidatin aus Herdecke. Sie fordert drei Wittener Genossen heraus

Nach mehr als 40 Jahren hofft die Herdecker SPD, im gemeinsamen Wahlkreis Witten/Herdecke mal wieder selbst ihre Interessen im nordrhein-westfälischen Landtag vertreten zu können. Dafür kürte sie auf dem Stadtverbandstag in Herdecke nun ihre Ratsfraktionsvorsitzende Nadja Büteführ als Kandidatin.

„Nach 26 Jahren in Herdecke will ich eine höhere Ebene betreten. Dafür verfüge ich über genügend Lebens- und Politikerfahrung“, sagte die 49-jährige, die im Mai 2017 bei der NRW-Wahl antreten will und im Erfolgsfall die Nachfolgerin des Witteners Thomas Stotko würde. Der letzte Herdecker der den gemeinsamen Wahlkreis „geholt“ hatte, war Thomas Walter Schwier. Der frühere Stadtdirektor hatte von 1966 bis 1975 ein Mandat in Düsseldorf.

Auch interessant

Um dort hinzukommen und in 16 Monaten im Wahlkreis Witten/Herdecke antreten zu dürfen, muss Büteführ aber auch die Genossen in Witten überzeugen. Wittens SPD will nach drei Vorstellungsrunden bis Ende Februar, an denen Büteführ teilnehmen soll, dann am 5. April ihren Kandidaten oder ihre Kandidatin benennen. Das letzte Wort, wer schließlich auf den derzeitigen Landtagsabgeordneten Thomas Stotko (tritt nicht mehr an) folgen könnte, haben 32 Genossen aus Witten und acht Sozialdemokraten aus Herdecke auf der Vertreterversammlung am 6. April.

Turbulenzen bei Genossen in Witten

Chancenlos sehen sich die Herdecker im Duell mit dem größeren Nachbarn nicht, gab es dort doch rund um die Bürgermeisterwahl Sonja Leidemanns reichlich „Turbulenzen“, wie es Ralf Kapschack als Wittens SPD-Stadtverbandsvorsitzender und heimischer Bundestagsabgeordneter bei seinem Besuch in Herdecke einräumte.

Auf dem SPD-Stadtverbandstag mit Delegierten aller Herdecker Ortsvereine setzte sich Büteführ, die seit 2009 die Fraktion im Rat führt und 1971 als Fünfjährige nach Herdecke kam, mit 24 Stimmen gegen Horst Hoffmann (elf) aus Herdecke-Ostende durch. Dabei war die Inhaberin einer kleinen PR-Agentur vor ihrer Bewerbungsrede „ein bisschen nervös, da ich bisher eher über Themen und nicht über mich oder meine Ambitionen gesprochen habe“.

Büteführ setzte bei ihrer Bewerbungsrede zunächst auf ihre langjährigen Gemeinsamkeiten mit anwesenden Delegierten. „Ich kenne die Lage vor Ort sowie Höhen und Niederungen der Politik. Ich weiß, wo es stinkt und kracht, zudem bin ich auf Kreisebene gut vernetzt und habe darüber hinaus gute Beziehungen.“ Wie wichtig diese seien, habe sich früher oft in den Verbindungen zu NRW-Landtagspräsident Uli Schmidt aus Wetter gezeigt. „Davon hat auch Herdecke profitiert, das wäre etwa mit Blick auf die Verhandlungen mit Amprion über die Stromtrasse oder RWE bezüglich des Abrissantrags Koepchenwerk von Vorteil.“ Sie sei zudem im besten Alter für eine neue berufliche Aufgabe. Sollte sie in den Landtag einziehen, wolle sie sich vor allem für die Stärkung der Kommunen einsetzen, die finanziell besser gestellt werden müssten. „Bund und Land machen sich da zum Teil einen schlanken Fuß.“

Zuvor hatte sich der evangelische Berufsschulpfarrer Hoffmann (56) als Kind des Ruhrgebiets und überzeugten Europäer präsentiert. Da er die letzten drei Jahrzehnte in Witten und Herdecke verbracht habe, sehe er sich „als der Mensch gewordene Wahlkreis“. Wie Büteführ forderte der engagierte Gewerkschafter einen vernünftigen Umgang mit Flüchtlingen, der inneren Sicherheit und eine bessere Bildungspolitik. Auch Steuererhöhungen für Besserverdienende seien denkbar.

Die drei Kandidaten aus Witten

Für das Landtagsmandat im Wahlkreis Witten/Herbede in der SPD bewerben sich drei Kandidaten aus Witten: Kreistagsmitglied Claudia Krebs (46), Ortsverein Innenstadt, Angestellte im Wahlkreisbüro von Ralf Kapschack; Kreistagsmitglied Tilo Gebert (43), Ortsverein Vormholz, Ingenieur; Rechtsanwalt Rüdiger Fromme (53), Ortsverein Heven, Rechtsanwalt.

Bis Ende Februar sollen sich alle vier Kandidaten bei drei gemeinsamen Terminen den Wittener Genossen vorstellen. Ursprünglich bestand die Absicht, vor der gesetzlich vorgeschriebenen Delegiertenversammlung, auch eine Mitgliederbefragung durchzuführen. Dafür müsste die SPD noch ihre Satzung ändern. Ob es dazu noch rechtzeitig zu dieser Wahl kommt, ist unklar.