Witten. „Endlich Klarheit!“ Erleichtert hat die CDU in Witten auf die Entscheidung über den Kanzlerkandidaten reagiert. Was die Partei jetzt erwartet.

Nicht jeder Christdemokrat in Witten ist ein Laschet-Fan. Dennoch herrschte am Dienstag (20.4.) an der Basis Erleichterung, dass die leidige K-Frage zwischen ihm und Markus Söder nun endlich entschieden ist. Allerdings sieht sich die Union vor einem ihrer schwersten Wahlkämpfe.

Ob das Herz nun für Söder oder Laschet oder sogar Merz schlug: Die Wittener CDU will sich nach der Festlegung auf Armin Laschet als Kanzlerkandidat nun geschlossen hinter ihn stellen. Dennoch hat das Ringen um die Machtfrage auch vor Ort Spuren hinterlassen.

CDU-Politiker aus Witten: „Das Spektakel war wirklich erbärmlich“

Simon Nowack (36) aus Bommern versucht erst gar nicht schönzureden, was da in den letzten sieben Tagen in seiner Partei passiert ist. „Das Spektakel, das da abgeliefert wurde, war wirklich erbärmlich“, sagt der Unionspolitiker. Mit dem Ergebnis könne er aber leben. Armin Laschet sei ein guter Ministerpräsident und er könne sich noch gut an seinem Auftritt in Haus Witten im Landtagswahlkampf 2017 erinnern. Nowack: „Das war die bestbesuchte CDU-Veranstaltung in Witten seit zehn, 15 Jahren.“

Nun müsse Laschet schnellstmöglich alle Flügel der Partei einbinden und, so Nowack, „deutlich machen, wofür die CDU steht, wo sie mit dem Land hinwill und welche zukunftsweisenden Themen sie hat“. Nowack denkt dabei an Digitalisierung und die Unterstützung der Wirtschaft.

Herz einiger Wittener Unionsmitglieder schlug für Friedrich Merz

Ähnlich wie Nowack hätte die erst seit zwei Jahren zur CDU gehörende Ratsfrau Jutta Kamlage ursprünglich zwar gerne Friedrich Merz an der Spitze der Partei gesehen - und damit auch als nächsten Kanzlerkandidaten. Trotzdem halte sie Armin Laschet für den geeigneten Kandidaten, „um die CDU in den Bundestagswahlkampf zu führen“.

Sie schätze seine „integrative Kraft“ und dass er kein besonderer Machtmensch sei. Die 59-Jährige rechnet mit einem schwierigen Wahlkampf - gar nicht mal wegen der jüngsten Ereignisse innerhalb der Partei. Vielmehr denkt sie dabei an die „sehr starke Kanzlerkandidatin der Grünen, die sehr viel Frische und Jugend mitbringt“. Um so mehr wolle sie mit aller Kraft nun Armin Laschet unterstützen. Mit welcher möglichen Koalition sie rechne? „Ich gehe von den Grünen aus“, sagt Kamlage.

Parteichef aus Witten: „Mit Laschet kriegen wir einen hervorragenden Kanzlerkandidaten“

Er hätte mit beiden gut leben können, sagt Parteichef Ulrich Oberste-Padtberg und auch beiden die Kanzlerkandidatur zugetraut. „Gemischt“ sei auch das Bild an der Basis in Witten gewesen - die einen waren für Söder, die anderen pro Laschet. „Mit ihm kriegen wir einen hervorragenden Kanzlerkandidaten“, sagt der CDU-Stadtverbandsvorsitzende. Er erinnert daran, dass Armin Laschet die NRW-CDU zu Geschlossenheit geführt und „in fast aussichtsloser Lage“ die Landtagswahl gewonnen habe.

Nun stünden die Zeichen auf „Neuanfang und Aufbruch“, es handele sich um eine „nie dagewesene Situation“, dass die amtierende Bundeskanzlerin nicht mehr antritt. Was zuletzt in der Union passiert sei, „war sicher nicht gut für die CDU“. Der Durchholzer Kreispolitiker glaubt aber nicht, dass der Machtkampf der Partei noch Monate nachhängen werde. „Bei der SPD ging die Suche über ein halbes Jahr.“ Jetzt müsse es das Ziel sein, „mit deutlichem Abstand die Nummer eins zu werden“.