Witten. Die Wittener CDU feiert im Rathaus den Sieg auf Landesebene. Auf Ortsebene schafft die Union nicht den Durchbruch. Büteführ holt Direktmandat.
- „Wahnsinn“ – so jubeln die CDU-Anhänger über den Siegeszug ihrer Partei auf Landesebene
- SPD-Landtagskandidation Büteführ verbreitet Zuversicht – in Witten bleibt die SPD stärkste Kraft
- Auch Verena Schäffer von den Grünen hat wieder einen Platz im Landtag sicher
Riesenjubel bei der Wittener CDU: Um kurz nach 18 Uhr bricht im Rathausfoyer im ersten Stock Begeisterung aus. Die Union feiert mit ihrem jungen Kandidaten Simon Nowack (32) an der Spitze den großen Sieg auf Landesebene.
„Wahnsinn“, entfährt es dem Bommeraner spontan, als die erste Hochrechnung über den Bildschirm läuft. Der gute Landestrend für die Union werde sich auch in Witten widerspiegeln, hofft Nowack noch früh am Abend. Die SPD ist geschockt. Fassungslos verfolgen ihre Anhänger die Niederlage der Landespartei im Ratskeller.
Als Direktkandidatin Nadja Büteführ gegen 18.30 Uhr eintrifft, umarmt sie viele Genossen. „Wir schaffen das“, sagt sie ermutigend und hofft für sich auf ein gutes Abschneiden. Allerdings verfehlt sie ihre Wunschmarke knapp, sprich eine 40 vor dem Komma.
In einer spontanen Ansprache gegen 20 Uhr im Ratskeller schenkt sie den Wahlsieg ihrer ebenfalls anwesenden Mutter zum Muttertag. „Ich hatte ja keine Blumen und keinen Kuchen“, sagt Büteführ, die erstmals in den Landtag einzieht. „Wir werden unsere Ideen durchziehen“, meint die bisherige Fraktionschefin aus Herdecke kämpferisch. Gleichzeitig ist sie „sehr enttäuscht“ über die Schlappe im Land. Dabei habe die SPD sieben Jahre gute Arbeit geleistet.
Das sehen viele allerdings anders, allen voran die siegreichen Christdemokraten. „Das ist die gerechte Strafe für das, was Remmel, Jäger und Konsorten dem Land angetan haben“, kommentiert CDU-Parteichef Ulrich Oberste-Padtberg den Erfolg im Land. Direktkandidat Simon Nowack ist allerdings auch im zweiten Anlauf gescheitert. Ganz zufrieden kann er nicht sein, wollte er doch den Abstand zwischen ihm und der SPD-Kandidatin auf unter zehn Prozentpunkte verringern. Seine Partei konnte aber ebensoi wie er zulegen, während die SPD fast zweistellig verloren hat und trotzdem die mit Abstand stärkste Partei in Witten bleibt.
Entsetzen über die AfD
Neben Büteführ wird Verena Schäffer von den Grünen wieder dem Landtag angehören. Obwohl ihre Partei auch in Witten unter die Räder kam und sie selbst ebenfalls erheblich an Stimmen verloren hat – Platz 9 auf der Landesliste ist ein sicheres Ticket nach Düsseldorf. „Das ist eine klare Niederlage für uns Grüne“, sagt Schäffer. Es sei nicht gelungen, die Erfolge der Grünen innerhalb der Koalition herauszustellen.
Entsetzt zeigen sich viele darüber, dass die AfD in Witten auf Anhieb erfolgreich war. „Jede Stimme für die AfD ist eine zuviel“, sagt die grüne Fraktionschefin Birgit Legel-Wood. Etwas verhalten wirkt FDP-Kandidat Steffen Fröhlich trotz des großen Erfolgs auf Landesebene. „Witten bleibt nun mal eine SPD-Hochburg“, sagt Fröhlich. Die Linken und Piraten sind zumindest froh, als Kandidaten besser abgeschnitten zu haben als ihre Parteien auf Landesebene.
>>> KOMMENTAR von Jürgen Augstein:
Dieser Wahlabend geht in die Wittener Parteiengeschichte ein. So massive Verluste hat die SPD in ihrer einstigen Hochburg schon lange nicht mehr erlitten. Zwar gewinnt sie wieder das Direktmandat und bleibt stärkste Partei – doch an eine solche Niederlage gerade auf Landesebene hat niemand geglaubt.
Der Sieg ist für Büteführ ein persönlicher Erfolg. Sie trat zum ersten Mal an und hat, anders als viele Genossen, einen Wahlkreis gewonnen. Das ist alles andere als selbstverständlich bei dieser aus SPD-Sicht verheerenden Wahl. Die Grünen wurden gerade für ihre Schulministerin abgestraft. Trotzdem behält Verena Schäffer ihr Mandat. Kein Grund zum Jubeln.
Und die CDU? Ihr blieb im Laufe des Abends der anfängliche Jubelschrei ein wenig im Halse stecken. Sie hätte sich vor Ort wohl noch mehr erhofft. Dennoch: Der Landessieg übertrifft alles.