Velbert. Schüler und Schülerinnen aus Kreis Mettmann meistern den Umgang mit sozialen Medien. Ihre Tipps für die richtige Nutzung digitaler Plattformen.
Bei Chips und Orangensaft sitzen Schülerinnen und Schüler des Kreises Mettmann zusammen, lachen, zeigen sich Videos, chatten bei Whatsapp oder unterhalten sich einfach. Sie bekommen ihre Urkunden und „Medienscout“-Ausweise in der Aula des Nikolaus-Ehlen-Gymnasiums (NEG) in Velbert. Die meisten von ihnen bekamen ihr erstes Smartphone mit zehn Jahren – einige hatten es sogar schon mit sieben Jahren oder jünger, wenn man das Tablet dazuzählt. Sie alle haben bereits eine Fülle an schlechten Erfahrungen im Netz gemacht, sei es durch Mobbing in Klassenchats, Videos, die echt aussehen, aber es gar nicht sind, oder Inhalte, von denen man lieber hätte, dass sie nicht real wären.
Der Kreis Mettmann bildet bereits im sechsten Jahr sogenannte „Medienscouts“ aus. Diese Schülerinnen und Schüler werden in Workshops für gesellschaftlich relevante Medienthemen wie Cybermobbing, Fake News und Hass im Netz sensibilisiert, um ihren Mitschülern die nötige Medienkompetenz zu vermitteln. Während die Digitalisierung für viele Schulen Chancen bietet, treten gleichzeitig zahlreiche negative Auswirkungen digitaler Plattformen auf Kinder und Jugendliche klar zutage. Einige Probleme bestehen bereits seit der Studivz-Zeit, während andere neu sind oder sich verschärft haben.
Schülerberichte aus Velbert: Fake News und Gewalt auf der „For You Page“
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Um Gewaltvideos zu sehen, müssen die Schüler nicht aktiv danach suchen. Manchmal reicht es, sich die „For You“-Seite auf Tiktok anzuschauen – die Startseite, die man sieht, wenn man die App öffnet. Hier werden sofort Beiträge von Nutzern angezeigt, auch von denen, denen man nicht folgt. „Eigentlich will ich nur lustige Videos gucken, aber manchmal kommen dann Videos mit Fake News oder Hass“, erzählt Henry (16) vom Konrad-Heresbach-Gymnasium in Mettmann. Gelegentlich seien es „nur“ Deepfakes vom Papst in stylischer Daunenjacke oder als Rapper, doch viele Schüler berichten auch von verstörenden gewalttätigen Inhalten.
„Tierquälerei, zum Beispiel“, sagt Felix (13) vom Kopernikus-Gymnasium in Ratingen und schaut nachdenklich auf den Boden. Dass Videos teilweise automatisch durch das Scrollen abgespielt werden, bedeutet, dass Nutzer manchmal nicht aktiv entscheiden können, welche Inhalte sie sehen möchten. „Man will das gar nicht sehen. Und dann bekommt man das erstmal nicht aus dem Kopf“, sagt er. Auch Lara (15) vom NEG kennt solche Erlebnisse. Über das, was sie genau gesehen hat, kann sie nicht sprechen. Eigentlich ist sie gerne auf Instagram und Tiktok unterwegs: „Wenn man es gut nutzt, mag ich die Plattformen sehr. Aber manchmal kriegt man Videos angezeigt, die möchte man lieber vergessen“, erzählt sie.
Gefahren für Kinder bei Spiele-Apps: Kaufdruck, Antisemitismus und Sexszenen
„Ich war total schockiert, dass Minecraft so schlecht abgeschnitten hat“, erzählt Jonathan (12) vom Kopernikus-Gymnasium. Eigentlich spielt er das Spiel sehr gerne: eine offene Welt, in der man seine Fantasie freien Lauf lassen kann – Häuser bis hin zu komplexen Städten bauen. In einem Workshop erfuhren die Schüler, wie die beliebten Spiele-Apps der Kinder und Jugendlichen von der Stiftung Warentest auf kindergefährdende Inhalte bewertet wurden. Ballerspiele, Sexszenen, Kaufdruck und Hassbotschaften wurden von der Stiftung gefunden. Ganze 15 der 16 getesteten Spiele haben von der Stiftung Warentest das Urteil „inakzeptabel“ erhalten. „Minecraft“ schneidet im Vergleich „nur“ mit „bedenklich“ ab.
Viele Schüler erzählen, dass ihre Eltern sehr vorsichtig seien, was die Smartphone-Nutzung ihrer Kinder betrifft, sei es durch die Regulierung der Bildschirmzeit oder die Beschränkung von Spielen auf den Offline-Modus. „Ich benutze gar kein Social Media“, meint Jalila (15) vom NEG, „Ich brauche das nicht, und meine Eltern wollen das auch nicht.“ Sie fühle sich nicht ausgeschlossen und glaube auch nicht, dass sie etwas verpasst. Aber ChatGPT nutzen viele Schüler gerne: „Man muss da mit einem Vorwissen rangehen und sich bewusst sein, dass die KI Fehler macht oder ich etwas falsch verstehen könnte“, sagt sie. „Ähnlich wie bei sozialen Netzwerken oder Spielen geht es einfach darum, dass man die Plattformen positiv nutzt“, ergänzt Lara.
Velbert: Cybermobbing in der Kommentarwelt
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Auch Cybermobbing war ein großes Thema in den Workshops, viele Schüler haben bereits Erfahrungen damit gemacht; vielleicht nicht als Opfer, sondern als Zeugen von Mobbing in Klassenchats oder Kommentarbereichen. „Es gab mal ein Video von einem Menschen mit Down-Syndrom, der Klavier spielt, auf Youtube. Einer hat in die Kommentare geschrieben: ‚Niemand will dich hier sehen‘“, erzählt Felix. „Unglaublich viele Leute haben darauf geantwortet, dass das nicht stimmt und dass er so etwas nicht schreiben soll. Das zeigt, wie man so etwas richtig nutzen kann.“