Velbert. Größtes Projekt der Organisation: Die Saturday Suppliers versorgen jeden zweiten Samstag Bedürftige in Velbert und Heiligenhaus.
Sie kommen an jedem zweiten Samstagmorgen zusammen und verteilen sich auf die Transporter der Velberter Tafel Niederberg: Mit den Fahrzeugen holen die jungen Menschen Lebensmittel bei Supermärkten und Bäckereien in Velbert und Umgebung ab. Die werden anschließend am Tafel-Standort Mettmanner Straße sortiert und auf Kisten verteilt, die anschließend von den „Saturday Suppliers“ zu den Kunden gebracht werden. Jetzt fand die 100. Hauslieferung statt.
Das Angebot entstand im März 2020 aus der Not heraus, als wegen der Corona-Pandemie Kontaktverbote erlassen wurde. „Wir können die Tafel nicht schließen“, sagte sich die Tafel-Koordinatorin Tanja Högström. Unterstützung kam durch Renate Zanjani, der Pressesprecherin der Bergischen Diakonie: „Schließen ging nicht, das hätte sich nicht gut angefühlt.“ Ein Wochenende lang zerbrachen sich die Damen den Kopf und telefonierten viel, dann hatten sie eine Gruppe von Studierenden zusammen, die samstags die überschüssigen, aber dennoch noch guten Lebensmittel verteilten.
Velberter junge Tafel entstand in der Coronazeit
„Ich hatte mit der Tafel gar nichts zu tun“, räumt Dominik Brauckmann ein, der von Anfang an dabei ist und keine Auslieferung verpasst hat. Die ehrenamtliche Tätigkeit hat ihn veranlasst, Fundraising-Manager zu werden, also jemand, der gemeinnützigen Organisationen Sponsoren und Ressourcen verschafft. Da die zumeist älteren Ehrenamtler der Tafel als „vulnerable“ Gruppe zu Beginn der Pandemie nicht zusammen kommen durften, war das bei jungen Menschen etwas anders, weil Corona bei ihnen weniger schwere Verläufe nehme.
„Das war durchaus eine Motivation, dass junge Menschen hier zusammen kommen konnten. Hinzu kommt, dass sich die Jungen bei Tafel wegen der Öffnungszeiten von 12 bis 15 Uhr deplatziert vorkommen. Sie arbeiten dann oder sind wegen Schule oder Studium verhindert - deshalb die Auslieferung am Samstag“, erklärt Tanja Högström, die dennoch unter der Woche einige junge Leute an den Tafelstandorten begrüßen kann.
Lieferungen nach Velbert und Heiligenhaus
Als unter strengen Hygienekonzepten die Tafel-Standorte wieder öffnen konnten, wurde die Samstagslieferung beibehalten. „Wir haben den Luxus, dass wir beides anbieten können“, schwärmt Renate Zanjani. „Der erste Schritt zur Tafel ist schwierig“, räumt Domink Brauckmann ein, der mit Esther Kanschat in Kontakt steht. Die stellvertretende Bürgermeisterin (Die Grünen) ist Lehrerin am Geschwister-Scholl-Gymnasium, an deren Nachhaltigkeits-AG der junge Tafel-Ehrenamtler seine Arbeit vorstellt und hofft, Nachahmer zu finden: „Wir brauchen junge Leute, am besten mit Führerschein.“
Der Erfolg der „Saturday Suppliers“ liegt auch darin, dass sich die Teams weitgehend selbst organisieren, während der Support vom Tafelbüro übernommen wird. Zu zweit sind die Lieferanten unterwegs, um jeweils zwei Kisten mit Lebensmitteln zu kranken und mobilitätseingeschränkten Kunden zu bringen, die zumeist in Velbert-Mitte und Heiligenhaus wohnen. „In Langenberg beliefern wir eine Familie mit fünf Kindern. Da sehen wir zu, dass immer was Süßes dabei ist“, so Dominik Brauckmann, der zugibt, dass es ein durchaus anstrengend ist: „Es ist viel körperliche Arbeit, das Fitnessstudio können wir uns sparen.“
Größte Jugendprojekt aller Tafeln in Deutschland
Max Bitzhofer kam durch einen Freund zum Lieferdienst: „Hier sind viele coole Leute. Anstatt samstags zu gammeln, mache ich was Sinnvolles.“ Dominik Brauckmann führt eine Statistik: „In den vergangenen vier Jahren konnten wir 125 Tonnen Lebensmittel vor der Vernichtung retten und Haushalte in Höhe von rund 200 000 Euro entlasten.“
Die Velberter Samstagslieferanten sind mit 35 Aktiven das größte Jugendprojekt unter allen Tafeln in Deutschland, das überregionale Anerkennung erhalten hat, so den Ehrenamtspreis des Verbandes engagierte Zivilgesellschaft in NRW.