Velbert. Viele Schüler und Schülerinnen haben schon Bekanntschaft mit Hasskommentaren gemacht. Wie die Velberter Realschule dagegen ankämpft.
Der 16-jährige, nennen wir ihn Marco, wirkt in sich gekehrt, als er durch die Ausstellung im Keller der Realschule Kastanienallee geht.
Das Thema der Schau ist „Hate Speach“, sind beleidigende und verletzende Kommentar in den sozialen Medien. Zu Schuljahresbeginn widmet die Schule diesem Thema Projekttage.
Velberter hat am eigenen Leib schlechte Erfahrungen gemacht
Marco besucht die 10. Klasse der Schule und sieht sich die Ausstellung ruhig an, hält ein wenig Abstand zu den anderen. Hat er selbst Erfahrungen mit Hate Speach gemacht? „Hab’ ich. Ich wurde ausgelacht, wegen meines Aussehens, meiner Figur “, sagt er. Marco sieht völlig normal aus. Diese Hänseleien haben etwas mit ihm gemacht. „Ich war traurig und auch sauer. Nun mache ich mir aber auch Gedanken wegen meines Aussehens“, sagt er. Die sozialen Gruppen hat er mittlerweile verlassen.
Wegen des Aussehens als „Schlampe“ beschimpft
Wegen ihres Aussehens wurde auch die 14-jährige Elea im Netz angemacht. „Ich sähe aus wie eine alte Schlampe hieß es da“, berichtet die Schülerin. Auch sie sieht völlig normal aus. „Ich war erst ziemlich erschrocken, ich kannte soetwas ja gar nicht. Es war sehr verletzend“, berichtet das Mädchen weiter. Aber Elea ist selbstbewusst. „Ich hab das dann einfach irgendwann ignoriert.
Andere zeigen sich ganz cool
Zwei weitere Mädchen geben sich cool. „Sowas kann uns gar nicht passieren. Wir sind auch nicht soviel im Netz unterwegs“, erklären sie lächelnd. Nie mal blöde Sprüche erhalten? „Doch ja, aber es macht mir nichts aus“, sagt eine von ihnen – also doch.
Lenny und Jamie erklären, dass sie schonmal beleidigende Botschaften verschicken, aber nur an Freunde:„Das ist dann Spaß und die verstehen das dann auch“. Hoffentlich!
Weil viele Schüler bereits Kontakt mit Hass-Nachrichten haben, hat sich die Schule zu den Projekttagen entschlossen, erklärt Piotr Wysluch, er ist Vertrauenlehrer an der Schule.
Respekt und Toleranz in der Schule lehren
Schulleiter Olaf Korte betont die Bedeutung dieser Projekttage: „Respekt und Toleranz sind grundlegende Werte, die wir unseren Schülerinnen und Schülern nicht nur vermitteln wollen, sondern die wir auch aktiv in unserem Schulalltag leben möchten. Finanzielle Unterstützung ermöglicht es uns, ein vielfältiges und ansprechendes Programm anzubieten, das unsere Schülerinnen und Schüler in ihrer persönlichen Entwicklung stärkt.“
Eigenes Programm für die verschiedenen Jahrgangsstufen
Die Projekttage zum Thema „#hate speech und Respekt im digitalen Raum und in der realen Welt“ umfassen verschiedene Aktionen und Workshops, die speziell für die einzelnen Jahrgangsstufen festgelegt wurden. Beispielsweise setzen sich die 8. Klassen mit dem Thema „Berufswunsch YouTuber/Influencer“ auseinander, um einen reflektierten Umgang mit digitalen Medien zu fördern. Im 6. Jahrgang steht der Umgang mit dem Smartphone im Fokus, um die Schülerinnen und Schüler für verantwortungsbewusste Nutzung und digitale Sicherheit zu sensibilisieren.
Ausstellung entstand für Masterarbeit
Für die neunte und zehnte Jahrgangsstufe gibt es die Ausstellung im Keller, die von der Wuppertalerin Justine Öhlhöft im Rahmen ihrer Masterprüfung erarbeitet hat. In einem kurzen Video werden die Schüler mit schlimmen Hasstiraden konfrontiert: „Frauen sind alles Schlampen“. „Dich Schwuchtel hätte man besser abgetrieben“. Das sind noch die eher harmlosen Sprüche. Während es bei den ersten noch einige Lacher gab, ist es hinterher ziemlich still in der Klasse. „Hass keine Meinung“, heißt es am Ende.
Vielleicht bleibt bei den Schülern und Schülerinnen ja einiges hängen. Zum Ende der Ausstellung gab es noch eine Tafel und Flyer mit Adressen, wo Betroffene Hilfe erhalten können.
Höhepunkt der Projekttage ist das Schulfest
Höhepunkt der Projekttage ist das Schul- und Stadtteilfest am Samstag, 19. August, an dem die Schülerinnen und Schüler ihre Erfahrungen und Erkenntnisse aus den Workshops präsentieren werden. Das Schulfest soll ein fröhlicher Abschluss der Projektwoche sein und die gesamte Gemeinschaft zusammenbringen.