Velbert. Freiwillig ein Theaterstück einstudieren? Und das in englischer Sprache? In der Freizeit? Schüler erklären, warum sie es gern gemacht haben.
Die „English Theatre Group“ besteht nun schon seit zehn Jahren. Anlässlich dieses Jubiläums hatte die AG des Velberter Nikolaus-Ehlen-Gymnasiums (NEG) zur Theateraufführung ihres diesjährigen Stücks „The Creeps“ eingeladen.
Aufführung in Velbert mit einer wichtigen Botschaft
„Wer wir wirklich sind, wissen wir nicht!“ Diese Worte fallen nicht nur als Satz in dem Stück, sondern sie stehen auch als grundlegende Botschaft im Raum. In dem von Birthe Flucht – seit zehn Jahren Leiterin der AG – geschriebenen „Coming of Age“-Stück geht es um sieben unterschiedlichste Schülerinnen und Schüler mit verschiedensten Problemen, Denkanstöße an die Eltern, gegenseitige Abneigungen und plötzliche Gemeinsamkeiten. All das trägt sich samstags in der Schule zu, als jeder aus einem anderen Grund zum Nachsitzen verdonnert wurde.
Was genau bedeutet „Coming of Age“
„Coming of Age“ gilt in der Literatur, Serien und Filmen sowie anderen Kunstwerken als Sammelbegriff für Werke, in denen Figuren durch ihre Jugend bis hin zum Erwachsensein begleitet werden.
Die Bedeutung stammt aus dem Englischen (abgeleitet von „to come of age“) und bedeutet so viel wie „Heranwachsen“ oder „Erwachsenwerden“.
Die Idee für das Stück liefert Lehrerin Birthe Flucht selbst
„Ich habe das Buch ,Hard Land‘ von Benedict Wells gelesen“, erzählt Flucht in ihrer Begrüßung. Unterstützt wird sie seit zwei Jahren von ihrer Kollegin Beate Boelter. Den Coming-of-Age-Roman hat sie Anfang des Schuljahres mitgebracht. „Ich stieß sofort auf Begeisterung“, verrät sie kurz vor Auftrittsbeginn. Besonders Alicia Zimmermann (spielt das Emo-Mädchen) konnte sie damit begeistern. Gemeinsam war es beiden ein Leichtes, die Anderen zu überzeugen.
„Ich bin selber ein großer Filmnerd. Daher hat es mir Spaß gemacht, solch ein Stück Szene für Szene zu schreiben“, erinnert sich Birthe Flucht, „Natürlich kenne ich auch existierende Coming-of-Age-Filme, aber ,The Creeps‘ ist aus meiner Feder, ergänzt durch Ideen und Improvisationen der Schülerinnen und Schüler“, fährt sie fort.
Elftklässlerin ist schon seit der sechsten Klasse dabei
Das gemeinsame Erarbeiten des Stückes hat auch durch die Erfahrung der Schauspielerinnen und Schauspieler so gut geklappt. Denn es war nicht ihre erste Aufführung. Zümre Evren (spielt im Stück das nette Mädchen von nebenan) ist schon seit der sechsten Klasse dabei, mittlerweile ist sie in Jahrgangsstufe elf. „Ich freue mich wahnsinnig doll“, verrät sie vor der Aufführung.
Besonders die Zusammenarbeit mit Frau Flucht gefällt den Schülern. Jasrup Kaur (sie spielt die Streberin) sagt in der ersten Szene: „Faust is the best!“ Über den gesamten Abend wurden die eigentlichen Gedanken der Schauspieler klar: „Flucht is the best!“
Die Proben fanden wöchentlich statt, zum Ende hin sogar öfter
Geprobt wurde jeden Mittwoch. „Die jeweiligen Stundenpläne der einzelnen Klassen und Stufen haben die Terminfindung leider schwierig gemacht“, berichtet Andrea Kunz (sie spielt die Sportliche), bei ihr kam sogar der zeitgleiche Abistress hinzu. „Manchmal musste dadurch sogar freitags nachgeprobt werden“, ergänzt Alexander Martin (er spielt den Schuldirektor). Zum Ende hin traf sich die AG noch öfter.
Viele der Schauspielerinnen und Schauspieler sind im Englisch-Leistungskurs. „Das macht das Spielen natürlich einfacher, sowas wie eine Sprachbarriere gibt es aber nicht“, weiß Flucht aus zehn Jahren Erfahrung: „Wie ein Casting ist das hier aber nicht, jeder findet einen Platz“, fügt sie hinzu.
Das Publikum zeigt sich begeistert
Das Publikum verfolgt das Stück gespannt: „Die Sprache ist so echt und die Situationen aus dem Leben gegriffen. Ich habe nach wenigen Minuten vergessen, dass das Stück auf Englisch ist. Ich habe alles verstanden und mich sehr gut amüsiert“, so das Fazit einer Zuschauerin. Auch zuguckende ehemalige Schülerinnen und Schüler sind begeistert von den Denkanstößen. Besonders die stolzen Augen der Eltern zeigen, wie herausragend die schauspielerische Leistung und die vorangegangene Arbeit waren.
Die Auftritte zehren an Velberter Schülern, machen aber wahnsinnig glücklich
Nach dem Auftritt herrscht bei dem Ensemble eine bittersüße Stimmung. „Wir sind alle froh, dass wir es geschafft haben. Im laufenden Schulbetrieb zu proben, war nicht immer einfach“, erinnert sich Flucht nach der Aufführung. Im ersten Moment waren die Beteiligten müde und geschafft, doch das änderte sich schnell. „Wie, schon wieder vorbei?“, schoss es in die Köpfe.
Nach einem gemeinsamen Treffen nach den Osterferien startet dann aber schon wieder die Planung für das neue Stück. „Darauf haben wir alle Lust“, freut sich die AG-Leiterin.