Langenberg. Der Ortsverband der Amateurfunker ist einer der ältesten Vereine in Langenberg. Mitgliederwerbung funktioniert hier mit spektakulären Aktionen.

Das Haus von Frank Dellenbusch ist leicht zu finden – denn es ist der einzige Bungalow an der Looker Straße, der haufenweise Antennen auf dem Dach hat. Keine kleinen, wie für den Fernsehempfang mal nötig waren, sondern so richtig große.

Die braucht er auch, denn Frank Dellenbusch ist mit Leib und Seele Amateurfunker. Im Keller hat er seine Funkstation stehen, dazu einen PC, mehrere Mikrofone und Handbücher, die ihm dabei helfen, Rufzeichen anderer Funker zu identifizieren.

Vor dem Funken steht die Ausbildung

Diese Karte mit seinem Rufzeichen verteilt Frank Dellenbusch an andere Funker.
Diese Karte mit seinem Rufzeichen verteilt Frank Dellenbusch an andere Funker. © Sascha Döring

Weil aber Funker nicht einfach drauf los funken dürfen, gibt es dazu den Deutschen Amateur-Radio-Club e. V., kurz DARC. Und Frank Dellenbusch ist Vorsitzender des Ortsverbandes Langenberg, offizielle Kennung R07: Das R steht für den Distrikt Nordrhein, die 07 für Langenberg.

„Wir sind einer der ältesten Vereine in Langenberg“, sagt Frank Dellenbusch. Bereits seit 1925 werde in der Senderstadt nämlich gefunkt. Damals erhielt Karl Mälzer als erster die Genehmigung der Deutschen Reichspost, „eine Empfangs-Anlage im Hause 117 in der Hauptstraße in Langenberg“ zu errichten.

Mälzer war bereits 1917 „mit der Materie Radio und Funk in Berührung“ gekommen, heißt es in der Chronik des R07. Und schon im September 1925 gründete sich der Radio-Hörer-Club, der Vorläufer des DARC-Ortsverbandes.

Nicht nur Funken, auch basteln

Die Mitglieder des DARC dürfen ihre Anlagen selbst bauen, warten und modifizieren.
Die Mitglieder des DARC dürfen ihre Anlagen selbst bauen, warten und modifizieren. © DARC Langenberg | Frank Dellenbusch

Inzwischen hat sich die Technik – logischerweise – weiterentwickelt, „viele Gerätschaften gibt es zu kaufen“, sagt Frank Dellenbusch. Aber den eigentlichen Reiz mache nicht nur das Funken aus, sondern auch die Technik dahinter, sprich: selber bauen.

„Wir haben das Privileg, dass der DARC ein international anerkannter Funkdienst ist“, erläutert Dellenbusch. Und es ist der einzige Funkdienst, dem es erlaubt ist, Gerätschaften selbst zu bauen, zu warten und zu modifizieren.

Ausbildung dauert drei bis vier Monate

Bis dahin ist es aber ein nicht ganz so kurzer Weg: Die Ausbildung zum Funker umfasst eine ganze Menge: Neben dem technischen Teil gehört auch viel Theorie dazu, auch für Funker gelten Gesetze. „Das ist sogar älter als das Grundgesetz“, sagt Frank Dellenbusch und lacht. „Ein paar Tage zumindest. Aber da sind wir stolz drauf.“

Ausflüge – wie hier zur Sternwarte Bochum – gehören zum Vereinsleben dazu.
Ausflüge – wie hier zur Sternwarte Bochum – gehören zum Vereinsleben dazu. © DARC Langenberg | Frank Dellenbusch

Wer einen Gesprächspartner irgendwo auf der Welt gefunden hat, der darf praktisch über alles reden – außer über Politik und Religion. „Wir sind völkerverständigend“, sagt der Ortsverbandsvorsitzende, „wir reden über Belangloses, so gibt es auch keinen Streit.“ Auch in der DDR etwa habe es Amateurfunker gegeben, die aufgrund dieses Kodexes auch mit dem Westen hätten funken dürfen.

Mentoren unterstützen Prüflinge

Da aber auch die Langenberger stets auf der Suche nach Nachwuchs für den Verein sind, wollen die Mitglieder es potenziellen Interessenten einfach machen: „Wir stellen Kontakt zu unseren Ausbildungspartnern her und stellen den Neuen Mentoren zur Seite.“

Die Lehrgänge finden dann ein Mal pro Woche statt, üblicherweise dauere die Ausbildung um die drei, vier Monate, sagt Frank Dellenbusch. „Wir haben auch eine vereinseigene Station, die wir an Mitglieder verleihen können“, erläutert der Vorsitzende. Der nächste Lehrgang startet im November.

Ein Funkgespräch mit der ISS

Ein gutes Indiz dafür, dass hier ein Amateurfunker wohnt – die Antennengalerie auf dem Dach.
Ein gutes Indiz dafür, dass hier ein Amateurfunker wohnt – die Antennengalerie auf dem Dach. © Michael Lözzer

Allerdings sei ein Einsteigergerät auch schon für relativ kleines Geld zu haben. „Aber auch wir spüren den demographischen Wandel und den Wandel der Technik“, sagt der R07-Vorsitzende. „Die Faszination der drahtlosen Kommunikation ist ja kaum noch zu vermitteln, wenn jeder Teenager ein Smartphone hat.“

Deswegen versucht der Verein, Jugendliche mit besonderen Aktionen zu begeistern – etwa mit einem Funkgespräch mit den Astronauten der internationalen Raumstation ISS. „Ich träume davon, so etwas mit dem Gymnasium hier in Langenberg mal auf die Beine zu stellen“, sagt Dellenbusch.

Corona kann Kontakt nicht verhindern

Und einen weiteren Vorteil habe die Funkerei: In Zeiten von Corona und Kontaktbeschränkungen „haben wir trotzdem jeden Tag unsere Klönrunde“, sagt Dellenbusch. Heißt: Jeden Abend um 22 Uhr verabreden sich die Langenberger auf UKW und quatschen. „Das ist toll, um in persönlichem Kontakt zu bleiben“, sagt Dellenbusch.

Trotzdem: Als der erste Stammtisch im Alt-Langenberg wieder stattfinden durfte, „waren wir schon froh, uns auch mal wieder von Angesicht zu Angesicht gegenüber zu sitzen.“

Software unterstützt die Funker

Per PC kann Frank Dellenbusch herausfinden, wo er gerade am besten andere Funker erwischt. Die Software kann auf den gewünschten Frequenzbereich eingestellt werden und zeigt dann ähnlich wie eine Wetterkarte an, in welchen Regionen die Trefferchance besonders groß ist.

„Funken ist spannend“, sagt der R07-Vorsitzende. „Man weiß nie, ob es nun klappt mit dem Kontakt. Eine Herausforderung ist es zum Beispiel, jemanden in Australien zu erwischen.“ Dabei spielt das Wetter eine große Rolle, ebenso ob es Tag oder Nacht ist.

Amateurfunken soll übrigens in die Liste des Immateriellen Weltkulturerbes aufgenommen werden.

Vereine in Langenberg – die bisherigen Folgen