Langenberg. Der Bürgerbusverein Langenberg ist einer der ältesten in NRW. Aktuell bereitet der Vorstand die Aufnahme der Touren nach der Corona-Pause vor.
Gerd Berker ist derzeit wahrlich nicht zu beneiden. Als wenn er und sein Team vom Bürgerbusverein nicht schon genug zu tun hätten, musste jetzt auch noch ein Hygienekonzept her, damit die beiden Kleinbusse wieder auf Tour gehen dürfen.
„Ja, das ist ein Riesenaufwand“, sagt Berker, der nun schon seit zwölf Jahren an der Spitze des Vereins steht. „Wir haben dazu eine To-do-Liste aufgestellt und abgearbeitet. Wir haben jetzt auch die Zustimmung der Wuppertaler Stadtwerke.“ Geplanter Start ist im Juli (Details siehe Infobox).
Rund 34.000 Fahrgäste im Jahr
Der Bürgerbusverein Langenberg ist einer der ältesten in ganz Nordrhein-Westfalen, hat 1996 den Betrieb aufgenommen. „Und wenn nicht gerade Corona ist“, scherzt Gerd Berker, „dann sind wir sogar der fahrgaststärkste im Land.“ Um die 34.000 Passagiere nehmen die beiden Fahrzeuge im Jahr nämlich mit.
„Da spielt bei uns natürlich die Topographie eine Rolle“, sagt der Vorsitzende. Wer auf den Hügeln wohne, komme dort eben nicht überall mit den Linienbussen hin. Der Bürgerbus sei da eine willkommene Ergänzung des Angebots.
Seit 15 Jahren am Steuer, seit zwölf im Vorstand
Berker selbst sitzt seit mehr als 15 Jahren am Steuer, in den Verein gebracht habe ihn aber seine Frau, sagt er und grinst verschmitzt: „Die ist schon seit mehr als 20 Jahren dabei.“ Bis zum Ruhestand sei er Geschäftsführer einer großen Firma gewesen, „danach wollte ich etwas Ehrenamtliches machen.“
Also brachte er seine Erfahrung in den Bürgerbusverein ein und übernahm vor zwölf Jahren den Vorsitz. „Ich sehe das so, als ob ich hier eine kleine GmbH führe. Was die Finanzen, die Organisation und die Mitarbeiter angeht, passt das ganz gut.“ Nur müsse er diplomatischer vorgehen, wenn es um Dienste und Aufgaben geht, fügt er lachend an: „Die Leute machen das alle ehrenamtlich, da kann ich nicht einfach rumkommandieren.“
Fünf Linien sind im Regelbetrieb unterwegs
Insgesamt 42 Fahrer und Fahrerinnen sind aktuell im Wechsel in Langenberg unterwegs, Mitglieder hat der Verein mehr als 120. Besonders stolz ist Gerd Berker, dass immerhin „13 Damen am Steuer der Busse sitzen.“ Damit hätte der Verein „die Merkel-Quote“ erfüllt.
Im Regelbetrieb sind die Aktiven in drei Schichten auf fünf Routen unterwegs – morgens, mittags und abends. Alle Linien starten und enden am Bahnhof. Die Linie 1 fährt von dort über die Klippe zum Laakmannsbusch und zurück; Linie 2 steuert den Oberen Eickeshagen und den Friedhof Hohlstraße an; mit der Linie 3 geht es zum Elisabethstift und über den Hopscheider Weg zurück; Richtung Stiftung Mary Ward, über Am Lomberg und den Kleffmannsweg fährt die Linie 4 und die Linie 5 macht sich auf den Weg zur Brinker Höhe und die Wiemerstraße.
Ein Bus wird vom Land NRW gefördert
Unter der Woche sind beide Fahrzeuge im Einsatz, samstags ist nur ein Bus bis mittags unterwegs. Einen Bus fördert das Land, den zweiten hat der Verein aus eigenen Mitteln angeschafft. „Zwischen 80 und 90.000 Euro kostet so ein Bus“, erläutert Gerd Berker.
Vor vier Jahren war diese Ausgabe nötig geworden, „dafür bin ich viel Klinken putzen gegangen“, blickt Berker zurück. Dankbar sei er, dass auch der Bürgermeister den Verein unterstützt habe. „15.000 Euro hat er dazugegeben“, so sei die Finanzierung ermöglicht worden.
Neuer Bus kommt in diesem Jahr
Nun gibt es bald wieder einen neuen Bus, der aber diesmal vom Land gefördert wird. Allerdings musste der Verein dazu eine Hürde überwinden: „Die Förderung gibt es eigentlich nur, wenn der Bus auch für Menschen mit Behinderung geeignet ist.“ Allerdings habe der Schwerbehinderten-Beauftragte grünes Licht gegeben, „dass das aufgrund der geographischen Situation hier in Langenberg nicht machbar ist“, erläutert der Vereinsvorsitzende. Der Antrag liege nun bei der Bezirksregierung.
Konzessionsträger des Bürgerbusvereins sind die Wuppertaler Stadtwerke (WSW). „Und bei denen fühlen wir uns sehr gut aufgehoben“, freut sich Gerd Berker. „Wir sind dort in sehr guten Händen, die übernehmen einige Aufgaben und beraten uns sehr gut.“ Insgesamt stehe der Verein – auch finanziell – sehr gut da.
Die Sorgen und Nöte der Fahrgäste im Blick
„Dadurch, dass wir viel im Ort unterwegs sind und alle auch hier leben, haben wir natürlich viel Kontakt zu den Langenbergerinnen und Langenbergern“, sagt der Vorsitzende des Bürgerbusvereins, Gerd Berker. „Da wird viel geredet, über Gott und die Welt.“ Er bezeichnet die beiden Busse auch als „,kleine WAZ’, denn hier erfährt man so einiges über Langenberg, was man sonst nicht so mitbekommt.“
Engen Kontakt hat der Verein auch zu anderen Institutionen in der Stadt – etwa zum Familienzentrum Mitte, zur SoKo oder zur Klippe 2 und St. Michael. „Wir sagen dann schon mal Bescheid, wenn ein bestimmter Fahrgast längere Zeit nicht mehr mit uns gefahren ist“, sagt Berker. „Oder wir vermitteln auch schon mal Hilfe, weil wir eben die Kontakte haben.“ Es gebe da schon eine „sehr starke soziale Komponente zwischen Fahrern und Fahrgästen.“
Werbepartner unterstützen den Verein
Diese Kontakte helfen aber auch, Werbepartner zu finden. „Wir haben viele Aufträge auf und in den Bussen“, sagt der Vereinsvorsitzende. „Die bringen uns auch eine Menge Einnahmen. So halten wir den Verein stabil.“ Dazu kommen die verkauften Fahrscheine. „Viele andere Bürgerbusvereine haben nicht so viele Fahrgäste, aber die gleichen Kosten. Deswegen sind einige momentan nicht so gut dran wie wir.“
Denn die Busse müssen regelmäßig gereinigt und gewartet werden, es fallen Reparaturen und Service an, und tanken muss ja auch regelmäßig sein. Und weil der Bürgerbusverein Langenberg nun schon über fast 25 Jahre Erfahrung mit all diesen Aufgaben verfügt, steht der Vorstand auch parat, wenn Rat und Hilfe gefragt sind: „Aktuell haben wir in Mettmann geholfen und beraten“, sagt Gerd Berker. Dort gibt es also bald auch einen Bürgerbus.
Auszüge aus dem Hygienekonzept
Ab Juli will der Bürgerbusverein voraussichtlich wieder den Betrieb aufnehmen. Allerdings wird es einige Auflagen und Regeln geben.
So dürfen Fahrgäste nur mit Abstand einsteigen und auch erst dann, wenn im Bus alle Platz genommen haben. Beim Ausstieg gilt das Gleiche, nur anders herum: erst aufstehen, wenn die anderen ausgestiegen sind.
Außerdem wird es einen Sitzplatz weniger geben, als üblich. Fahrgäste sollten nach Möglichkeit passend zahlen oder gleich ein Viererticket erwerben. Und natürlich herrscht im Bus Maskenpflicht.
Um die Fahrer zu schützen, müssen in die Busse noch Plexiglasscheiben eingebaut werden. Helfen die Fahrer Fahrgästen, müssen auch sie eine Maske aufziehen. Und Handdesinfektion ist ebenfalls Pflicht.