Langenberg. Vor mehr als 100 Jahren bescherte ein Langenberger Unternehmer der Stadt eine Badeanstalt – und einen Schwimmverein gleich dazu.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts lebten in der Stadt Langenberg knapp 8000 Einwohner, zumeist tätig in der Textilindustrie. Unter ihnen gab es eine Reihe vermögender Fabrikanten, die gegenüber der Bevölkerung sehr sozial eingestellt waren. So auch der Seidenfärberei-Besitzer Fritz Hoddick.
Diesem schwebte vor, zur Verbesserung der Lebensqualität der Langenberger eine Badeanstalt mit Wannenbädern, Duschen und auch einem Schwimmbecken zu errichten. Von diesem Vorhaben konnte er den Bürgermeister und andere Langenberger Unternehmer überzeugen, mit deren finanzieller Hilfe die Badeanstalt an der Ecke Vogteier-/ Krankenhausstraße am 12. Juli 1897 schließlich feierlich eröffnet wurde.
Verein wächst rasant
Aber Fritz Hoddick dachte weiter: Er wollte auch das Schwimmenlernen fördern. So gründete er noch am selben Tag den Langenberger Schwimmverein. Schon am Tage der Gründung zählte die Liste der Mitglieder 126 Männer – Frauen waren erst ab 1907 als Mitglieder zugelassen und dürfen sogar erst seit 1932 zusammen mit den Männern ins Wasser.
Laut Satzung bezweckt der Verein „das Schwimmwesen als Mittel zur Kräftigung des Körpers und des Geistes und als schönes Vergnügen zu pflegen, zu heben und volkstümlich zu machen, hauptsächlich durch gemeinsame regelmäßige Übungen.“
Dies fand in der Zeit bis zum Ersten Weltkrieg großen Anklang, in den Kriegsjahren und danach blieb das Bad dann allerdings mangels Heizmaterials geschlossen, es wurde erst 1924 wieder geöffnet.
Becken wird schnell zu klein
Doch das kleine Becken der Badeanstalt bot schnell keine Möglichkeit mehr, den sich stark entwickelnden Schwimmsport auszuüben. Von 1932 bis 1938 schufen die Langenberger daher – im wesentlichen in Eigenarbeit der Männer aus verschiedenen Sportvereinen und der Polizei – das Freibad im Nizzatal mit einer wettkampfgerechten 50-m-Bahn.
Diese ermöglichte dem LSV sogar die Bildung einer eigenen Wasserballmannschaft, die schon bald in die höchste Landesklasse aufstieg.
An Schwimmwettkämpfen nimmt der LSV seit seiner Gründung teil – schon 1897 starteten die Langenberger Schwimmer beim Schwimmfest in Elberfeld. Hieran hat sich bis zum heutigen Tage nichts geändert. Seit 1898 richtet der Verein auch selbst Wettkämpfe aus.
Gebietsreform beschert weiteres Schwimmbecken
Im Jahr 1970 fiel der Ortsteil Nierenhof im Rahmen einer Gebietsreform an die Stadt Langenberg – und damit auch die dortige Grundschule samt Sporthalle und Lehrschwimmbecken. Für den LSV war dies ein echter Glücksfall, konnte er doch einen Großteil seiner Erst-Ausbildung der Kinder – Wassergewöhnung, erste Grundlagen mit Einführung in die Schwimmtechniken, Seepferdchen-Kurse und die darauf aufbauende Weiterentwicklung – nach dort verlegen. Und dort bietet er auch seinen Senioren Wasser- und Trockengymnastik an.
Vier Jahre später, 1974, musste die alte Badeanstalt endgültig geschlossen werden. Aber es gab Ersatz: Die Stadt Langenberg ersetzte das Freibad im Nizzatal – gerade noch rechtzeitig, ehe sie 1975 Teil der Stadt Velbert wurde – durch ein Wellenbad und eine Schwimmhalle mit einem wettkampfgerechten 25-Meter-Becken.
Freibad Nizzatal wird geschlossen
Zwar musste die Wasserball-Abteilung daraufhin aufgelöst werden, die neue Halle bot aber wesentlich umfangreichere Möglichkeiten, vor allem für das am Wettkampf-Sport ausgerichtete Training.
Im Jahr 2011 musste die Stadt Velbert dann wegen ihres notleidenden Haushalts den gesamten Außenbereich des Nizzabads schließen und einplanieren. Auf den reinen Schwimmsport des LSV hatte dies aber keinen Einfluss.
Lehrschwimmbecken gerettet
Anders sah es hingegen bei der ebenfalls geplanten Stilllegung des Nierenhofer Lehrschwimmbeckens aus. Diese hätte die Ausbildung des Schwimm-Nachwuchses empfindlich geschwächt. Aber das konnte durch die Gründung des Vereins „Wasserfreunde Nierenhof“, der die Trägerschaft des Lehrschwimmbeckens übernahm, abgewendet werden.
Der Langenberger Schwimmverein ist auch außerhalb der Schwimmbecken tätig: So bietet der unabhängig tätige, mit separaten Haushaltsmitteln versehene Jugendausschuss den jungen Vereinsmitgliedern alljährlich reine Spaß-Ausflüge an, wie etwa Wanderungen oder Radtouren durch Langenbergs Wälder, Besuche von Kletterparks, Wasserski-Anlagen usw.
Vereinsleben läuft nach Corona wieder an
Und auch die „Alten“ treffen sich nicht nur im Wasser. Es gibt etwa einen wöchentlichen Stammtisch im Vereinsheim – natürlich nach dem freien Schwimmen im Nizzabad – , auch eine jährliche Vatertagswanderung, gemeinsames „Bäumchenpflücken“ vor Weihnachten und mehr.
Das alles ist corona-bedingt im März vollständig zum Erliegen gekommen. Aber der Verein ist mit Macht dabei, all seine Tätigkeiten wieder aufzunehmen – die ersten Schritte sind bereits getan. Allerdings ist die Zahl der (nach Anmeldung) zuzulassenden Teilnehmer stark begrenzt und die Teilnahme wegen der umfangreichen Auflagen alles andere als ungezwungen. Aber der LSV ist sicher: Das wird sich alles wieder ändern.
LSV trainiert wieder
Seit einigen Wochen steht dem LSV dienstags und freitags von 19.15 bis 20.45 Uhr das Nizzabad wieder für Trainingseinheiten zur Verfügung.
In Nierenhof sind maximal 15 Personen zugelassen, im Sport- und im Lehrschwimmbecken des Nizzabads sind es nicht mehr als zusammen 30 Schwimmer/innen.